Unsere Ausfahrt im G 65 AMG mit 612 PS und 1000 Nm Drehmoment – Mehr G (geht) nicht

Die G-Klasse: seit knapp 40 Jahren auf den Straßen unterwegs und inzwischen auf der ganzen Welt eine Legende: Eckig, kantig, wuchtig – G gleich Gut! Auch wir konnten dem Reiz des G(uten) nicht widerstehen und haben eine Ausfahrt unternommen –  im Top-Modell G 65 AMG.

G65 AMG – 12 Zylinder und 612 PS
Eigentlich sind die Dinosaurier ja schon lange ausgestorben, aber dieses besondere Exemplar hat den Wandel der Zeit überlebt und steht frisch und kein bisschen gealtert auf den riesigen – die irgendwie am G doch klein wirken wollenden – schwarzen 20 Zoll 5-Speichen Leichtmetallrädern vor uns.

designo magno Lackierung
Wäre da nicht die edel wirkende designo magno platin Lackierung, würde der G der Baureihe W463 vermutlich noch ein Stück massiger wirken, aber so in der Kombination passt das Verhältnis der Masse doch sehr gut zusammen. Die optischen Änderungen an der G-Klasse seitens AMG halten sich jedoch dezent in Grenzen, so dass vom ursprünglichen Charme des Arbeitstiers viel erhalten bleibt. Das Top-Modell der Baureihe erkennt man vor allem am V12-Biturbo Schriftzug am Kotflügel sowie an der silbernen Kühlermakse mit typischer AMG Doppel-Lamelle und den großen Lufteinlässen im unteren Teil des Stoßfängers. In der Summe bleibt der optische Abstand zum G 63 AMG optisch aber eher minimalst, sodass lediglich der Blick unter die Motorhaube den wahren Unterschied enthüllt.

Doch genug mit den Äußerlichkeiten: was zählt, ist was im Modell selbst stekct: Also auf den Fahrersitz und den Schlüssel ins Zündschloss, nur noch ein kurzer Dreh und das Feuerwerk unter der Motorhaube wird mit einem tiefen grollen zu Leben erweckt. Der Gänsehautmoment, auch wenn sich der 12-Zylinder im Vergleich zum 8-Zylinder in der Summe eher zurückhält.

6-Liter AMG V12 aus Affalterbach
Die Fahrleistungen des G 65 AMG sind jedoch beeindruckend, denn das immerhin über 2,5 Tonnen schwere Schlachtross zieht mit einer derartigen Gewalt beim Beschleunigen nach vorne, als wäre der G federleicht. Hinter dem Lenkrad entsteht ein Gefühl, als würde die Physik gänzlich außer Kraft gesetzt. Herzstück für diese beeindruckenden Fahrleistungen ist der 6-Liter AMG V12 mit einem satten Drehmoment von 1.000 Nm und einer Leistung von bulligen 612 PS.

Technisch wären im V12 sogar noch weit mehr als das jetzige Drehmoment und die aktuelle Leistung drin, doch diese brutale Kraft würde den mit Geländeuntersetzung und drei mechanischen Sperren ausgestatteten Antriebsstrang vermutlich in seine Einzelteile zerlegen – so muss die Elektronik schlimmeres verhindern.

Der erste Gänsehaut-Moment beim Starten des Motors
Betrachtet man den Luftwiderstand, verhält sich die G-Klasse jedoch eher wie eine Schrankwand. – lässt man die ganze Kraft der 12 Zylinder freien Lauf, wird die 100 km/h Marke jedoch problemlos  in gut 6 Sekunden erreicht. Gut am Gas hängend entfaltet der G 65 dabei lautstark mit einem tiefen wummern und bollern seine Leistung über die zwei doppelten Sidepipes, links und rechts unterhalb der Fondtüren, – als würde ein größerer Gewittersturm aufziehen. Gänsehaut – zweiter Durchgang.

Sprint endet bei 230 km/h
Bei 230 km/h regelt die Elektronik den Drang nach vorne jedoch ab, was jedoch auch ein Sieg der Vernunft ist. Auf der Fahrt mit der G-Klasse zeigen sich aber auch kleinere Schwächen: Schon bald auf der Fahrt konnten wir feststellen, das der G 65 AMG eigentlich lieber im Geradeauslauf unterwegs sein möchte,  das Fahrzeug macht eher keinen Hehl daraus,, dass ihm Kurven -vor allem wenn diese schnell genommen werden – so gar nicht schmecken mögen und er für diese Art von Straßeneinsatz wahrlich nicht gemacht ist. Seinem hohen Schwerpunkt kann das G-Modell dafür, auch trotz einem merklich straffen und trockenen Fahrwerk, einfach nicht verbergen. So geht es mit einer gehöriger Wankneigung von Kurve zur Kurve, was bei empfindlichen Mitfahrern sicherlich auch schon mal einen unruhigen Magen quittiert werden kann.

Kein Kurvenräuber – große Lenkwinkel
Nicht gerade vorteilhaft erscheint da auch die Lenkung, welche einen alles andere als direkt ausgelegten Eindruck hinterlassen hat. Deutlich indirekt, mit wenig Gefühl/Rückmeldung ausgestattet und zudem mit großen Lenkwinkeln versehen, gilt es am Steuer des G 65 AMG richtig „zu arbeiten“. Zum Teil muss bereits eine gefühlte Sekunde vor der Kurve eingelenkt werden, bis sich der schwerfällige Kasten um die Kurve bewegt. Ist man das Fahrzeug auf Dauer gewohnt, hat man hier wohl keine Probleme mehr – bis es soweit ist, bleibt es eine Kunst.

Aber gut, ein Kurvenräuber möchte das Fahrzeug auch nicht sein, was verschmerzbar ist. Die 12-Zylinder G-Klasse hat ganz andere Stärken, die den Fahrer entschädigen möchten, wie  z.B. scharfe Zwischengasstöße aus den Sidepipes bei jedem Herunterschalten des 7G-TRONIC Automatikgetriebes. Herrlich und mit deutlichen Suchtpotenzial vermeldet der G 65, das die nächste niedrige Gangstufe eingelegt worden ist und der Fahrspaß ungebrochen weiter gehen kann. Eigentlich klingt das unverständlich, zumindest solange man ein solches Fahrzeug nicht selbst gefahren ist.

Interieur: Nüchtern, designo Exklusiv Paket
Im Innenraum des G 65 AMG geht es dafür eher nüchtern zur Sache. Das Top-Modell ist serienmäßig mit dem feinen designo Exklusiv-Paket ausgestattet, was neben zweifarbigem Leder an den AMG-Sportsitzen unter anderen auch eine belederte Instrumententafel beinhaltet. Mehr Sportlichkeit und Dynamik muss aus unserer Sicht eine G-Klasse, selbst in der AMG-Variante, aber auch nicht haben. Sonderwünsche erfüllt das AMG Performance Center dafür, was in Sachen Farben und Gestaltung nahezu jeden Wunsch erfüllen kann.

Unvernünftiges seltenes Auto – unerreicht hoher Fahrspaß
Für uns steht nach der Ausfahrt fest, das der G 65 AMG vermutlich eines der unvernünftigsten Autos ist, welches man auf unseren Straßen – wenn auch sehr selten – finden kann. Doch der Fahrspaß bleibt nahezu unerreicht hoch –  mehr G (geht) an dieser Stelle nicht. Die Leistungsentfaltung des Zwölfzylinders – dank an Stephan Merilz der nach dem Prinzip „one man one engine“ das Aggregat unseres Testfahrzeuges gefertigt hat – ist in Kombination mit der kantigen und schweren G-Klasse atemberaubend. Wir wiederholen uns? Das muss einfach so sein.

Fazit: effektiv über 20 Liter auf 100 Kilometer
G-Fahren bleibt vielerorts Kult, und wenn Affalterbach auch noch Hand anlegt, muss das einfach richtig gut werden. Eine G-Klasse macht dafür, egal wo sie steht, immer Eindruck, ein „AMG-Modell aus Affalterbach um so mehr.

Doch eines ist klar: Billig ist auch der G-Spaß bereits beim Grundmodell nicht – wir achten aber auch hier nicht auf die Kraftstoffkosten, welcher beim G65 effektiv jenseits der 20 Liter auf hundert Kilometer liegt. Wir fuhren eines der teuersten Mercedes-Modelle überhaupt: der 12-Zylinder G 65 AMG liegt im Grundpreis bei 268.345,00 Euro und lässt einen Mercedes-Maybach S 600 – das Synonym für absoluten Luxus – für „nur“ 187.841,50 Euro regelrecht wie ein Schnäppchen erscheinen.

 

Unser Testwagen im Überblick:
G 65 AMG 264.180,00 €
designo magno platin 4.879,00 €
designo Exklusiv-Paket 0,00 €
designo Leder zweifarbig sand 0,00 €
Chrom-Paket 0,00 €
Exterieur-Edelstahl-Paket 0,00 €
20″ AMG Leichtmetallräder im 5-Speichen Design mattschwarz 892,50 €
designo Holz-Leder-Lenkrad 0,00 €
Sitzkomfort-Paket 0,00 €
Innenhimmel Alcantara Anthrazit 0,00 €
AMG Carbon 4.165,00 €
Windschutzscheibe heizbar 476,00 €
Standheizung mit Fernbedienung 1.856,40 €
Wärmedämmend dunkel getöntes Glas 1.856,40 €
Schiebedach elektrisch mit Hebefunktion 1.785,00 €
Digitales Radio 487,90 €
Komfort-Telefonie 416,50 €
Media Interface 273,70 €
Fond-Entertainment 2.261,00 €
TV-Tuner 1.178,10 €
Harman Kardon Surround-Soundsystem 892,5 €
Totwinkel-Assistent 1.071,000 €
PARKTRONIC 1.071,00 €
Rückfahrkamera 535,50 €
DISTRONIC PLUS 1.856,40 €
Anhängekupplung 380,80 €
Reifendruckkontrolle 380,80 €
Bottleholder hinten 2-fach 47,60 €
Laderaumabdeckung 333,20 €
Einbruch-Diebstahl-Warnanlage 517,65 €
Gesamtpreis 291.793,95 €

Bilder: ©Philipp Deppe / MBpassion.de

8 Kommentare
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Tobias Weiher
8 Jahre zuvor

Wow, wirklich ein wahnsinniges Auto! Schöner Bericht!
Aber mal eine Frage, weshalb kann man die G-Klasse eigentlich nicht auf der Mercedes-Benz Webseite konfigurieren?

mehrzehdes
8 Jahre zuvor

obwohl kurz vor toresschluss an der ikone ohne ende geliftet, upgedated und umgebaut wird, scheinen die verkaufszahlen zu stimmen. dieser fahrbericht des g65 zeigt, es geht nicht um fakten wie fahrleistungen, fahreigenschaften oder gar ums preis-/ leistungsverhältnis, sondern nur um emotionen. der preis ist komplett egal. was für ein glücklicher hersteller, der so ein auto im portfolio hat!

Phil
8 Jahre zuvor

„100 km/h … in gut 6 Sekunden erreicht.“ Ach gäbe es doch noch den seligen und im Vergleich brutal preiswerten G 55 AMG Kompressor!

radler
8 Jahre zuvor

Wieviel werden denn von solchen Geräten verkauft im Jahr ?

Jesco Michels via Facebook
8 Jahre zuvor

Mehr geht wohl: nach der Modellpflege 😉

Nils Keuchel via Facebook
8 Jahre zuvor

Stephan, Bestellung liegt vor 😉

Ralph Brenzel via Facebook
8 Jahre zuvor

Den G mit den Federn vom Guard ausstatten.

Michael Pohl via Facebook
8 Jahre zuvor

Schon gekauft Auslieferung 2035