Erster Fahrtest: Mercedes-Benz Actros mit neuer Generation der OM 471 Motorisierung

actros slovenien 2015

OM 471: bis zu 3 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch
Der Mercedes-Benz Actros ist seit kurzem mit der neuesten Generation des Heavy-Duty-Motors OM 471 erhältlich, dessen bereits niedrigen Kraftstoffverbrauch der Stuttgarter Hersteller abermals um bis zu 3 Prozent senken konnte. Zeit also, den Actros im Fahrtest in der neuen Motorisierung genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit Volllast von Sloweniens Hauptstadt Ljubljana bis zur Adria-Küste Portorož – erneut Zeit für ein Nutzfahrzeug mit Stern, das Ökonomie und Ökologie kombiniert.

Actros: Turbolader aus eigener Entwicklung
Durch die zweite Generation des Einspritzsystems X-Pulse, einer patentierten Lösung für die Abgasrückführung und gleichzeitiger Steuerung des Abgasturboladers, ein präziser Turbolader aus eigener Entwicklung und Fertigung, sowie über weitere Maßnahmen bis hin zu einer längeren Achsübersetzung verspricht man Einsparungen für den Fernverkehrs-Lkw mit 12.8 Liter Hubraum OM 471 Motorisierung um erneut bis zu 3 Prozent. Innerhalb von 5 Jahren hat die Motorisierung – produziert im Werk Mannheim – somit rund 13 Prozent eingespart. Bei gängigen Fahrleistungen von rund 130.000 km im Jahr sorgt die neueste Generation des Motors per anno dann etwa für eine zusätzliche Einsparung von rund 1.100 Liter Kraftstoff. Und gerade bei den Nutzfahrzeugen zählt heutzutage jeder Liter.

Der OM 471 ist aktuell in 5 Leistungsstufen bis maximal 530 PS verfügbar. 421 PS bei 1.600 U/min mit 2.100 Nm bei 1.100 U/min, 449 PS bei 1.600 U/min mit 2.200 Nm bei 1.100 U/min sowie 476 PS bei 1.600 U/min mit 2.300 Nm bei 1.100 U/min. Zusätzlich ist die 510 und 530 PS-Variante mit 2.500 Nm bzw. 2.600 Nm bei 1.100 U/min verfügbar, welche im höchsten Gang des automatisierten PowerShift 3 Betriebes bei Bedarf zusätzlich ein um 200 Nm höheres Drehmoment freigeben können.

2. Generation des Einspritzsystems X-Pulse
Neu ist auch die zweite Generation des Einspritzsystems X-Pulse, ein Common-Rail-System mit Druckverstärkung im Injektor und freier Modellierbarkeit des Einspritzsystemes. Der maximale Raildruck wurde u.a.  von 900 auf 1.160 bar erhöht, was für einem maximalen Einspritzdruck von 2.700 bar sorgt. Neu ist ebenso die Geometrie der Kolbenmulden , das von 17.3:1 auf 18.3:1 deutlich angehobene Verdichtungsverhältnis sowie eine reduzierte Rate der Abgasrückführung.

Die Leistungskurve der neuen Motoren zeigen sich jedoch auch deutlich ausgeprägter: je nach Leistungsvariante werden bis zu 95 Prozent des Leistungsmaximums bereits bei etwa 1.300 bis 1.400 U/min erreicht. Die Nenndrehzahl beträgt nun 1.600 U/min. Die Triebwerke erreichen jedoch bereits bei rund 800 U/min einen Drehmoment von mindestens 2.000 Nm.

Schneller und steiler Leistungsanstieg
Bei den Optimierung des OM 471 Motorisierung des Mercedes-Benz Actros wird weiterhin ein schneller und steiler Leistungsanstieg gewährleistet, sodass bereits beim Anfahren sowie beim Beschleunigen selbst aus niedrigen Drehzahlen für einen starker Antritt gesorgt ist. Im meist genutzten Drehzahlbereich zwischen 1.000 und 1.500 Umdrehungen pro Minute arbeitet der Motor nun noch kraftvoller, in der Praxis unter allen denkbaren Bedingungen in einem extrem breiten nutzbaren Drehzahlband von etwa 1000 U/min soll die Fahrbarkeit des Nutzfahrzeuges hervorragend sein. Die Übersetzung der Hinterachse liegt aufgrund einer längeren Standardübersetzung nun 2,533, was das Drehzahlniveau um 3 Prozent senkt. Bei 315/70 R 22.5er Bereifung bei 1.150 U/min sorgt die veränderte Übersetzung z.B. für eine Geschwindigkeit von 85 km/h.

Vergleichsstrecke über Fulda – Kassel – Hannover – Hamburg
Bereits seit 2 Jahrzehnten nutzt der Hersteller die Autobahnverbindung Stuttgart – Hamburg und zurück auf rund 1.520 km Wegstrecke das abwechslungsreiche Streckenprofil der A81 und A7, um auch in der Praxis den Verbrauchsvorteil des Fahrzeuges beweisen zu können. Hügelige Etappen und flache Distanzen sorgen so im Versuch für objektive Messungen, denen jedoch gründliche Vorbereitungen vorausgehen müssen. So müssen Lkws mit Blick auf die Motorleistung, Drehmoment, Getriebe, Achsübersetzung sowie Regelsysteme (z.B. Predictive Powertrain Control PPC) unmittelbar vergleichbar sein, aber auch Kabinen, Trailer mit Beladung und Reifen müssen sich dazu auf einheitlichem Niveau für einen Vergleichstest befinden, gerade im Test auch gegenüber Wettbewerberfahrzeugen. Durch sorgfältige Überprüfung aller Komponenten auf dem Leistungsprüfstand, Windkanalmessungen für korrekt installierte und eingestellte aerodynamische Anbauteile sowie Kalibrierung von Tacho und Kraftstoff-Messanlage sind weiterhin Bestandteil und Voraussetzung für einen internen Vergleichstest.

Den Vergleichsvorteil fährt Mercedes-Benz grundsätzlich unter gleichen Bedingungen mit Referenzfahrzeugen und möglichst wenigen Eingriffen des Fahrers. Stabile Randbedingungen, wie Vermeidung von hohem Verkehr und Umwelteinflüssen, wie starkem Wind oder Regen, gehören ebenfalls zu den Testmodalitäten. Fahrerwechsel und Trailertausch gleichen dabei externe Beeinflussungen dabei aus.

Bei den Tests differiert jedoch auch bei sorgfältigster Vorbereitung aufgrund unterschiedlichen Einflüssen der Verbrauch um bis zu drei Prozent pro Umlauf, durch mehrere Messfahrten in Folge und detaillierter Beurteilung nivellieren sich diese Differenzen jedoch. Aber auch während der Einlaufphase von etwa 80.000 km sinkt der Kraftstoffverbrauch im Lkw um rund 2 Prozent, Reifentyp und Marke haben ebenso einen Einfluss von rund 5 Prozent auf den Verbrauch, was aber auch die Profiltiefe bewirken kann. Selbst der Wechsel zwischen Winter-/ und Sommerdiesel macht eine Differenz von rund 5 Prozent aus. Nicht zuletzt 1 Tonne weniger Gewicht eines 40 t schweren Sattelzuges im Fernverkehr spart 1,5 Prozent.

Mercedes-Benz kontrolliert dabei durch Messgeräte und durch exaktes Nachtanken den Verbrauch des Kraftstoffes, wichtig ist dabei aber auch immer die gleiche Position an der identischen Zapfsäule, exaktes Nachtanken bis zu einer vorgegeben Markierung sowie Messung der Kraftstofftemperatur (Abweichung von 10 Grad differenziert bereits den Verbrauch um 1 Prozent, was bei einem Tankvolumen von 500 Litern eine Differenz von 5 Litern entspricht).

Das Ergebnis der Messungen zeigen am Ende einen klaren Verbrauchsvorteil: rund 3 Prozent, was den Actros von Mercedes-Benz als Maximum an Effizenz unter den Fernverkehrs-Lkws seiner Klasse im Wettbewerbsumfeld positioniert.

Unser Fahrtest
Mercedes-Benz Trucks stellte für einen Fahrtest insgesamt 10 neue Sattelzüge bereit, um die neue Generation des 12.8 l Motors OM 471 im Fahrtest zu erproben. Als Testfahrzeug stand uns ein Actros 1853 StreamSpace für die südwestliche Richtung zur Küste bereit, was die neue Spitzenmotorisierung darstellt. Optisch unverändert, konnten wir insgesamt 530 PS testen.

Also an das Fahrzeug – Powershift-Wählschalter bedient, und so mittels Automatikgetriebe im „2“-Gang die ersten Meter durch ein Industriegebiet der Landeshauptstadt Sloweniens. Noch vor der nahen Autobahn angelangt, rollt der Fernverkehrs-Lastzug – vollbeladen – mit gemütlichen 850 Umdrehungen durch die wenig befahrenen Straßenzüge. Auf der ersten Autobahnauffahrt anbelangt, beschleunigt das Fahrzeug leicht, um auf der Strecke bei voller Beschleunigung von „8“ auf „10“ zu schalten. Blick auf den Drehzahlmesser: 1.000 U/min. – wenig später ist  bereits die eingestellte Geschwindigkeit von 83 km/h im 12. Gang erreicht.

Mittels PPC stellen wir die maximale Geschwindigkeit ein, mit einem Überschwung von +6 km/h sowie Unterschwung von – 8 km/h. – 75 bis 89 km/h somit. Das Fahrprogramm Economy ist aktiviert, d.h. u.a.: keine Beschleunigung vor ansteigenden Strecken ist somit das Regelwerk für das Bordsystem. Auf der Wegstrecke zeigen sich somit wenig Rückschaltungen, soweit möglich bleibt die 12. Schaltstufe – knackig ausgelegt – auch durchgehend eingelegt. Wird ein anstehender Aufstieg vorab durch die Fahrzeugführungselektronik erkannt, wo der maximale Drehmoment nicht ausreichend ist, wird sehr frühzeitig in den 11. Gang zurückgeschaltet, – gesteuert durch das PPC Predictive Powertrain Control. Straßenkenntnis für den Fahrer ist somit unnötig, was sich besonders bei unbekannten Strecken als klarer Vorteil herausstellt. Der vorausschauende Tempomat PPC unterstützt aber auch auf Landstraßen, solange es hier nicht kurvig oder eng wird.

Unser Fazit
Der Actros mit neuer OM 471 Motorisierung – zusammen mit dem PPC – macht es den Fahrer leichter, wobei die Kraft bereits aus dem Drehzahlkeller kommt. Im Top-Modell Actros 1853 kann man sich aber auch darauf verlassen, dass das nötige Drehmoment schon bei niedrigen Drehzahlen anliegt. Rund 1.5 Milliarden hat der Stuttgarter Hersteller für die neue Motorenpalette des OM 471 bislang investiert, “ und das Maximum ist bei weitem nicht erreicht“,  versprachen Verantwortliche beim Fahrtest vor Ort. Wir können also gespannt sein, was hier in naher Zukunft noch kommen mag, – das, was aktuell als Actros im Werk Wörth vom Band läuft, ist gegenüber der Konkurrenz jedoch jetzt schon erstklassig.

10 Kommentare
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Marc W.
8 Jahre zuvor

Als Patriot müsste man die Helden der Truck-Motoren-Entwicklung nach Wolfsburg entsenden, um denen dort auf die Sprünge zu helfen….

Benjamin
8 Jahre zuvor

Tausendmal wird der „Stuttgarter Hersteller“ erwähnt! Das Herz das alles möglich macht kommt aber aus Mannheim, der Wiege des Automobils!!! Und der Rest aus Wörth und Gaggenau. Stuttgart pfff. Wtf is Stuttgart?

Benjamin
Reply to  Markus Jordan
8 Jahre zuvor

Da geb ich Dir Recht. Aber nur damit das die Führung in Stuttgart sitzt. Aber das ist auch schon alles. Zw. Mannheim und Stuttgart wird auch keine große Liebe mehr entstehen. Zu sehr wurmt dir Benzler das arrogante auftreten der Schwaben und das allmähliche ausmerzen (schreibt man das so?) des Erfinders des Automobils aus dem Firmengedächtnis! Schon der Name des Konzerns ist eine Provokation!!!

David
Reply to  Benjamin
8 Jahre zuvor

Weil die Truckentwicklung auch in Stutttgart ist?!

Benjamin
Reply to  David
8 Jahre zuvor

Könnte auch in Timbuktu sitzen! Das ist reine Willkür.

Benjamin
8 Jahre zuvor

Da geb ich Dir Recht. Aber nur damit das die Führung in Stuttgart sitzt. Aber das ist auch schon alles. Zw. Mannheim und Stuttgart wird auch keine große Liebe mehr entstehen. Zu sehr wurmt dir Benzler das arrogante auftreten der Schwaben und das allmähliche ausmerzen (schreibt man das so?) des Erfinders des Automobils aus dem Firmengedächtnis! Schon der Name des Konzerns ist eine Provokation!!!

Marc W.
8 Jahre zuvor

Ich bezweifle, dass man die besten Leute (auf Dauer) irgendwo beliebig platzieren kann.
Also, Heidelberg (bei MA), Karlsruhe (bei Wörth und Gaggenau), Stuttgart (oder auch: München) ist ok, Hannover oder Wolfsburg dagegen weniger 😉
Äh, antworten wir uns jetzt schon selbst – so wenig besucht isch dieses Forum ja nett…

Benjamin
Reply to  Marc W.
8 Jahre zuvor

Ich habe mir nicht selbst geantwortet. Ich habe nur nicht den Antworten Button genutzt, deshalb sieht das jetzt so doof aus. Übrigens möchte ich Dir in Bezug auf Hannover widersprechen! Ich finde Hannover wirklich eine schöne Stadt mit in der man es richtig schön haben!!!

Dennis
8 Jahre zuvor

Richtig schicke Maschinen. Da möchte man als Büro-Täter doch auch mal bei so einem Test mitmachen und sich einen Kindheitstraum erfüllen. Und wenn das Ganze dann noch effizienter und umweltfreundlicher wird – umso besser. Und im Gegensatz zu den Kollegen aus Wolfsburg traue ich den Ergebnissen hier.
BTW: Slowenien ist auch ein richtig schönes Land!