1968: Weltpremiere für den Mercedes-Benz 300 SEL 6.3

Im März 1968 stellte Mercedes-Benz auf dem Automobilsalon in Genf erstmals den 300 SEL 6.3 der Baureihe W 109 vor und sorge damit für Furore. Das damals neue Oberklassen-Spitzenmodell mit V8 Motor sprintete innerhalb von 6,5 Sekunden auf die 100 km/h Marke und absolvierte eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h. Mit dem hohen Perfektionsgrad fasziniert der 300 SEL 6.3 seine Fans aber bis heute – und gehört zu eines der begehrtesten Sammlerstücken – zumal „gute 6.3er“ durchaus rar sind.

Lückenschluss zwischen 300 SEL und 600

Seine Weltpremiere erlebt der Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 auf dem Automobil-Salon in Genf im März 1968. Die Presseinformation fasst die Eigenschaften zusammen: „In der Kombination von größtmöglichem Komfort und außerordentlichen Fahrleistungen dürfte dieser Wagentyp unübertroffen sein. Man kommt damit den Wünschen der Kunden entgegen, die überdurchschnittliche Fahrleistungen erwarten.“ Die Limousine schließe die Lücke zwischen dem 300 SEL und dem 600 (W 100), aus dem der V8-Motor des 300 SEL 6.3 stammt. Im internationalen Angebot nehme der neue Typ eine Spitzenstellung ein.

„Ein Fahrkomfort, der keine Wünsche offenlässt“

Die technischen Daten untermauern eindrücklich das Sportwagenniveau, auf dem sich die Limousine bewegt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 220 km/h. Das Fahrzeug beschleunigt in 6,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und legt einen Kilometer mit stehendem Start in 27,1 Sekunden zurück. „ Damit ist es eines der temperamentvollsten und schnellsten Serienfahrzeuge auf dem Weltmarkt. Sein besonders leiser, absolut vibrationsfreier Lauf, die Luftfederung und das automatische Getriebe ergeben zusammen einen Fahrkomfort, der keine Wünsche mehr offenlässt“, heißt es in der Presseinformation.

Äußerlich unterscheidet sich die Limousine kaum von den anderen Fahrzeugen der Baureihe W 108/109. Nur der Schriftzug „6.3“ auf der rechten Seite des Kofferraumdeckels, Halogen-Doppelscheinwerfer mit neuester Leuchtentechnik und dazu Nebel-Zusatzscheinwerfer geben Hinweise auf das neue Spitzenmodell – es bleibt äußerst dezent.

Im Interieur unterscheiden ein Tachometer mit größerem Messbereich, ein serienmäßiger Drehzahlmesser und eine andere Anordnung der Zeituhr den „6.3er“ vom 300 SEL. Dessen Fahrwerk mit Luftfederung und automatischer Niveauregulierung liefert eine vorzügliche Basis auch für das Hochleistungsmodell: Es stellt sich automatisch auf wechselnde Belastung ein. Die Federwege und damit auch die Fahrzeuglage bleiben stets konstant – was den Fahrkomfort wesentlich erhöht. Für eine optimale Verzögerung sorgen innenbelüftete Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Zur weiteren umfangreichen Serienausstattung gehören außerdem Servolenkung, ein sanft und schnell schaltendes Viergang-Automatikgetriebe, ein Sperrdifferenzial, elektrische Fensterheber und eine pneumatische Zentralverriegelung.

Der kraftvolle V8-Motor mit 6.333 Kubikzentimeter Hubraum ist mit wenigen Modifikationen von der Repräsentationslimousine Mercedes-Benz 600 (W 100) übernommen. Er hat eine Achtstempel-Einspritzpumpe mit Start- und Warmlaufautomatik, die Gaspedalstellung, Motordrehzahl, Luftdruck und Kühlwassertemperatur berücksichtigt. Der Kraftstoff wird über acht Düsen mit hohem Druck in die Saugrohre gespritzt. Diese Anordnung hat sich bei allen SE-Typen von Mercedes-Benz seit Jahren bestens bewährt und sorgt für eine effiziente Verbrennung. Um den Motor in der Baureihe W 109 unterzubringen, sind Rahmenvorbau, Getriebetunnel und Wagenboden geändert.

Eine Idee von Erich Waxenberger

Der 300 SEL 6.3 geht zurück auf eine Idee des Mercedes-Benz Versuchsingenieurs Erich Waxenberger. Er erkennt in den 1960er-Jahren das Potenzial des V8-Motors aus dem Typ 600 auch für die Baureihe W 109. Zunächst ohne Wissen des Pkw-Entwicklungschefs Rudolf Uhlenhaut baut er ein Erprobungsfahrzeug auf. Doch dem bleibt das Tun nicht lange verborgen: Er hört den an seinem Büro mit dezentem Motorgrollen vorbeifahrenden Prototypen, beordert Waxenberger umgehend zum Rapport – und lässt diesen für die Weiterentwicklung gewähren. Wer Uhlenhaut kennt, darf sich ein feines Lächeln auf den Lippen vorstellen, als er den offiziellen Auftrag gibt.

Starker Luxus: Das ist der Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 aus der Oberklasse-Baureihe W 109. Kein Wunder, dass er mit seinen Fahrleistungen auf Sportwagenniveau als Urtyp der luxuriösen und komfortablen Hochleistungslimousine gilt und damit eine bis heute fortgesetzte sehr erfolgreiche Tradition begründet. Bis 1972 werden insgesamt 6.526 Exemplare gebaut. Diese für damalige Verhältnisse vergleichsweise große Stückzahl markiert den Aufbruch von Mercedes-Benz ins Segment der Power-Limousinen.

Im Sammlermarkt ist dieses faszinierende Fahrzeug längst angekommen: „Über viele Jahre stand der 300 SEL 6.3 für Sammler zwar weniger im Fokus, doch das hat sich geändert. Heute ist er sehr begehrt, und die Preise für die verfügbaren Fahrzeuge haben deutlich angezogen“, sagt Patrik Gottwick, bei Mercedes-Benz Classic für den Fahrzeughandel ALL TIME STARS verantwortlich. „Ein gutes Fahrzeug in der Zustandsnote 2 kostet derzeit ab 80.000 Euro.“ Ob das viel oder wenig ist, liegt wie stets im Auge des Betrachters. Oder auch Fahrers. Denn in jedem Fall bekommt man einen Meilenstein der Automobilgeschichte mit einem leistungsstarken Achtzylindermotor – und äußerst souveräne Fahrleistungen.

Übrigens: 1971 gelang es der damals noch kleinen, auf Mercedes-Benz spezialisierten Tuningfirma AMG, aus einem auf 6,8 Liter aufgebohrten Motor, verbunden mit sehr effizienten Veredelungsmaßnahmen, eine Leistung von 428 PS (315 kW) herauszuholen. AMG schickt den Boliden, mit passenden Rennreifen bestückt, in das 24-Stunden-Tourenwagenrennen von Spa-Francorchamps, an dessen Ende nur ein Werks-Ford Capri vor ihm liegt.
Quelle: Daimler AG
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DüdoVans
5 Jahre zuvor

1868?!? Respekt!!!! Unabhängig des Fehlers schon in der Überschrift mein absolutes Traumauto!

Tommy
5 Jahre zuvor

Da hat auch work ein Zahlendreher in die Überschrift eingeschlichen 😉

Oliver
5 Jahre zuvor

Markus, toller Bericht wie immer, aber check nochmal den Titel 😉

mehrzehdes
5 Jahre zuvor

die luftfederung ist in den griff zu bekommen, benötigt aber spezialisten und die instandsetzung ist nicht billig. gleiches gilt für den motor, dessen mechanische achtstempelpumpe nur etwas für absolute fachleute ist. reparaturen oder gar ersatz für die einspritzpumpe sind preislich im neuwagenbereich angesiedelt. man kann beim 6.3 unglaublich viel bei der wartung falsch machen: schon die wahl der öle, der bremsflüssigkeit, der kühlflüssigkeit sind entscheidend – aber nicht einfach zu treffen. zudem ist der wagen grundsätzlich sehr rostanfällig und zügig gefahrene 6.3-versionen überfordern fahrwerkskomponenten. auch die komfortausstattung ist im alter nur mit hohem aufwand zu erhalten.

selbst ein zustand 2 auto ohne wartungsstau verschlingt gute 5000€ pro jahr nur um den zustand zu erhalten. der marktwert ist eher bei 55.000€ für zustand 2 als bei 80.000€. eine sehr große steigerung ist nicht zu erwarten. daher ist hier ein ungünstiges verhältnis von investition zu marktwert und marktwerterwartung gegeben. als daily driver ist er nicht sinnvoll einzusetzen, andererseits benötigt er regelmäßigen auslauf, um klimaanlage, luftfederung und kühlkreislauf sowie die nebenaggregate in gutem zustand zu erhalten. es ist somit ein auto für reine liebhaber.

Wolfi
5 Jahre zuvor

Kurze Frage zu den Bildern:
Ist das Bild mit dem rauchenden Mann und der Frau ein offizielles Pressebild von damals?

Das wäre heute ja absolut undenkbar!

Tolles Auto und schöner Bericht!

Reply to  Wolfi
5 Jahre zuvor

@Wolfi
Ja ist ein offizielles Pressebild

Phil
5 Jahre zuvor

Man braucht für diesbezügliche schlechte Erfahrungen keine Youngtimer. Mein früherer CLS 218 hing auch in den Seilen. Gott sei Dank in der Garantiezeit.