Pilotprojekt für automatisierten Mitfahrservice in San José gestartet

In ihrer Kooperation zur Entwicklung des automatisierten Fahrens in der Stadt haben Bosch und Mercedes-Benz den nächsten Schritt gemacht. Das Pilotprojekt für einen App-basierten Mitfahrservice mit automatisiert fahrenden Mercedes-Benz S-Klasse Fahrzeugen ist jetzt in San José im Silicon Valley gestartet. Die selbstfahrenden Autos pendeln, von einem Sicherheitsfahrer überwacht, zwischen dem Stadtteil West San José und dem Zentrum der kalifornischen Metropole entlang der Hauptverkehrsader San Carlos Street/Stevens Creek Boulevard.

Der neue Service steht zunächst einem ausgewählten Nutzerkreis zur Verfügung. Mit einer von der Daimler Mobility AG entwickelten App können die Nutzer die automatisierten S-Klasse Fahrzeuge buchen, an einem definierten Abholort zusteigen und sich an ihr Ziel fahren lassen. Der Testbetrieb soll Bosch und Mercedes-Benz auch weitere wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung ihres automatisierten Fahrsystems nach SAE-Level 4/5 liefern. Außerdem erwarten sich die Partner Aufschluss darüber, wie selbstfahrende Autos in ein intermodales Mobilitätssystem mit zum Beispiel öffentlichem Personennahverkehr und Car-Sharing integriert werden können.

Bosch, Mercedes-Benz, San José – Partner für die Zukunft der Mobilität
Als erste Stadt in den USA hat San José Mitte 2017 private Unternehmen dazu eingeladen, automatisiertes Fahren in der Praxis zu testen und die zunehmenden Herausforderungen im Straßenverkehr zu analysieren. Gerade in dichtgedrängtem Stadtverkehr können selbstfahrende Autos mit ihrer permanenten 360-Grad-Umfeldüberwachung potenziell die Sicherheit erhöhen sowie durch eine gleichmäßige Fahrweise den Verkehrsfluss verbessern. „Wir möchten mehr darüber erfahren, wie automatisierte Fahrzeuge der Stadt helfen können, ihre Verkehrsströme reibungsloser und sicherer zu gestalten, Mobilität integrativer zu machen und ihre Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit zu erhöhen. Das Projekt von Bosch und Mercedes-Benz knüpft an die umfassenden Ziele von San José im Bereich ‚Smart City‘ an. Es wird uns auch dabei helfen, Leitlinien für den Umgang mit neuen Technologien zu entwickeln und uns auf das Verkehrssystem der Zukunft vorzubereiten “, sagt Dolan Beckel, Direktor für städtebauliche Innovation der Stadt San José. „Damit automatisiertes Fahren alltäglich werden kann, muss die Technik zuverlässig und sicher funktionieren. Dazu braucht es Tests wie unser Pilotprojekt in San José“, sagt Dr. Michael Fausten, Leiter für die Entwicklung des automatisierten Fahrens in der Stadt bei der Robert Bosch GmbH. „Nicht nur die automatisierten Fahrzeuge müssen überzeugen, sondern auch ihre Einbindung in die urbane Mobilität. Beides zugleich können wir in San José erproben“, sagt Dr. Uwe Keller, Leiter Autonomes Fahren, Mercedes-Benz AG.

Von August bis November diskutierten Vertreter des Projekts und Mitarbeiter der Stadt San José mit mehreren kommunalen Organisationen. In sieben Sitzungen wurden die Projektziele mit den Nachbarschafts- und Geschäftsgruppen entlang des Korridors diskutiert. Dabei wurden Einblicke in die Fahrzeugtechnologie gegeben, es wurden die im Projekt eingebauten Sicherheitsredundanzebenen erläutert und Vorschläge für zukünftige Anwendungsfälle entgegengenommen. „Damit automatisiertes Fahren alltäglich werden kann, muss die Technik zuverlässig und sicher funktionieren. Dazu braucht es Tests wie unser Pilotprojekt in San José.“  Bosch und Mercedes-Benz arbeiten seit gut zweieinhalb Jahren gemeinsam am automatisierten Fahren in der Stadt. Ziel der Kooperation ist ein Fahrsystem nach SAE-Level 4/5 für vollautomatisierte und fahrerlose Fahrzeuge inklusive der Software für die Fahrzeugsteuerung. Der Fokus liegt dabei nicht auf Prototypen, sondern auf einem serientauglichen System, das in unterschiedliche Fahrzeugtypen und -modelle integriert werden kann.

In der Entwicklung der Steuerungssoftware für die Fahrzeugbewegung setzen die Partner bewusst nicht nur auf künstliche Intelligenz und das Sammeln von Testkilometern. Vielmehr schauen sich die Ingenieure in Simulationen und auf speziellen Teststrecken ganz gezielt auch solche Fahrsituationen an, die im Straßenverkehr nur äußerst selten vorkommen. Dafür steht den Ingenieuren im Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen unter anderem eine 100 000 Quadratmeter große, speziell für das automatisierte Fahren ausgelegte Teststrecke zur Verfügung. Dort können komplexe Verkehrssituationen hochgenau und beliebig oft reproduziert werden. Dabei stehen Gründlichkeit und Sicherheit für Bosch und Mercedes-Benz an erster Stelle. Außerdem konzentriert sich die Kooperation nicht auf die USA und die dortigen Straßen- und Witterungsverhältnisse allein. Neben Sunnyvale im Silicon Valley zwischen San José und San Francisco ist ein anderer Teil des Teams aus beiden Häusern im Großraum Stuttgart ansässig und aktiv.

Kooperation nutzt kurze Entscheidungswege und direkte Kommunikation
An beiden Standorten sitzen Bosch- und Mercedes-Benz-Mitarbeiter jeweils Schreibtisch an Schreibtisch zusammen. Das sorgt für kurze Entscheidungswege und einen schnellen Austausch über Arbeitsfelder hinweg. Gleichzeitig können die Mitarbeiter jederzeit auf Wissen und Kenntnisse ihrer jeweiligen Kollegen in den Muttergesellschaften zurückgreifen. Bosch-Know-how, angefangen von Sensoren, Steuergeräten, Lenk- und Bremsregelsystemen bis hin zu ganzen Subsystemen im Fahrzeug, ergänzt sich dabei nahtlos mit der jahrelangen Erfahrung von Mercedes-Benz in der Systemintegration und im Bau von Fahrzeugen insgesamt. In der Arbeitsteilung kümmert sich Mercedes-Benz folgerichtig darum, das zusammen entwickelte Fahrsystem ins Auto zu bringen und stellt dafür die notwendigen Entwicklungsfahrzeuge, Prüfeinrichtungen und Testflotten zur Verfügung. Bosch entwickelt und fertigt die in der Kooperation für das automatisierte Fahren in der Stadt spezifizierten Komponenten.

Plattform erlaubt Integration automatisierter Fahrzeuge in Ruftaxi-Flotten
Speziell für das Pilotprojekt zu ihrem automatisierten Mitfahrservice haben Bosch und Mercedes-Benz einen weiteren Partner an Bord geholt: Die Daimler Mobility AG entwickelt und testet eine zum Pilotbetrieb gehörige Flottenplattform. Diese ermöglicht es potenziellen Ride-Hailing-Partnern, selbstfahrende (Mercedes-Benz) Fahrzeuge nahtlos in ihre Dienste zu integrieren. Die Plattform verwaltet sowohl selbstfahrende als auch personengesteuerte Fahrzeuge einschließlich Betrieb und Wartung. Ein App-basierter Mobilitätsdienst mit von Fahrern gesteuerten Mercedes-Benz Fahrzeugen hat in der San Francisco Bay Area bereits im Herbst 2019 begonnen und wird ebenfalls in der deutschen Hauptstadt Berlin angeboten.

Quelle: Daimler AG / Bosch