Mit dem im Jahr 2013 vorgestellten SLS AMG Coupé Electric Drive stellte Mercedes-Benz den damals stärksten Elektro-Supersportwagen der Welt vor: mit vier Elektromotoren und einer Gesamtleistung von 552 kW sowie 1.000 Nm Drehmoment verfügt das Modell über eine Beschleunigung von 3,9 Sekunden auf die 100 km/h-Marke.
2013: SLS AMG Coupé Electric Drive
Im Jahr 2013 – damals also, als Ola Källenius noch als AMG Chef bekannt war, zeigte man den „spannendsten Flügeltürer aller Zeiten„, den Mercedes-AMG komplett in Eigenregie entwickelte. Die notwendige Hochvoltbatterie für den SLS AMG Coupé Electric Drive war hierbei gar das Ergebnis einer Kooperation von Mercedes-AMG und der Mercedes AMG High Performance Powertrains in Brixworth (GB), wobei man aus dem Know-how der Formel 1 Experten mit dem KERS Hybrid profitieren konnte.
Typische optische Merkmale der Electric Drive Variante
Beim Design des SLS AMG Coupé Electric Drive sind viele Merkmale dabei typisch für die Variante mit E-Antrieb: So verfügt die Frontschürze über einen markanten Frontsplitter in Sichtcarbon, Kühlergrill und nebenliegende Luftöffnungen zieren spezielle, in Wagenfarbe lackierte Flächen mit bionischen Öffnungen in Wabenform. Sie sind nicht nur ein visuelles Highlight, sondern verbessern mit ihrer aerodynamisch optimierten Gestaltung auch die Anströmung der dahinter angeordneten Kühlmodule. Abgedunkelte Scheinwerfer verleihen der Frontpartie zusätzliche Eigenständigkeit.
In der seitlichen Ansicht fällt der stilisierte „Electric Drive“ Schriftzug zwischen den hochglanzschwarzen Finnen an der Fahrzeugflanke auf. Einen dynamischen Abschluss bilden die neue spezifische Heckschürze mit mattschwarzem Diffusoreinsatz und die schwarz umrandeten Heckleuchten.
552 kW und 1.000 Nm Drehmoment
Für die Schubkraft im SLS AMG Coupé Electric Drive sorgen vier Synchron-Elektromotoren mit einer Höchstleistung von zusammen 552 kW und einem maximalen Drehmoment von 1000 Newtonmetern. Von null auf 100 km/h beschleunigt der ganz besondere Flügeltürer in sportlichen in 3,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 250 km/h (elektronisch begrenzt).
Die vier kompakten Permanentmagnet-Synchron-Elektromotoren mit einem Gewicht von 45 Kilogramm je Motor (und jeweils 188 PS / 250 Nm) erreichen eine Maximaldrehzahl von jeweils 13.000/min und bedienen über ein achsweise angeordnetes Getriebekonzept jeweils radselektiv die vier Räder. Dies ermöglicht die einzigartige radindividuelle Drehmomentverteilung, die sonst nur unter dem Nachteil von erheblichen ungefederten Massen mit Radnabenmotoren erreicht werden könnte.
Hochvoltbatterie mit 60 Kilowattstunden und 548 kg
Die Hochvoltbatterie des SLS AMG Coupé Electric Drive besitzt einen Energiegehalt von 60 Kilowattstunden, eine elektrische Belastungsmöglichkeit von 600 Kilowatt und wiegt dabei 548 Kilogramm. Die flüssigkeitsgekühlte Lithium-Ionen Hochvoltbatterie entstand in Modulbauweise und hat eine Maximalspannung von 400 Volt.
12 Module mit je 72 Lithium-Ionen Zellen
Die Hochvoltbatterie besteht aus 12 Modulen mit je 72 Lithium-Ionen Zellen. Vom optimierten Arrangement der insgesamt 864 Zellen profitiert nicht nur die Bauraumausnutzung, sondern auch die Leistungsfähigkeit. Technische Voraussetzung dafür ist die intelligente Parallelschaltung der einzelnen Batteriepacks. Wie in der Formel 1 wird die Batterie mittels gezielter Rekuperation beim Verzögern im Fahrbetrieb aufgeladen.
Eine elektronische Steuerung wandelt den Gleichstrom aus der Hochvoltbatterie in den für die Synchronmotoren nötigen Drehstrom um und regelt die Energieströme in jedem Betriebszustand. Zwei Niedertemperatur-Kühlkreisläufe sorgen für ausgeglichene Betriebstemperaturen der vier Elektromotoren und der Leistungselektronik. Ein separater Niedertemperatur-Kreislauf ist für die Kühlung der Lithium-Ionen Hochvoltbatterie zuständig. Bei niedrigen Außentemperaturen wird die Batterie mithilfe eines elektrischen Heizelementes schnell auf die optimale Betriebstemperatur gebracht. Bei extrem hohen Außentemperaturen kann der Kühlkreislauf für die Batterie mithilfe der Klimaanlage zusätzlich gekühlt werden; hiervon profitiert auch die Gesamtlebensdauer der Batterie.
Die Batterie findet ihren geschützten Platz in einem Carbon-Monocoque, das gleichzeitig integrativer Bestandteil und Rückgrat des Flügeltürers ist, da fest mit der Aluminium-Spaceframe-Karosserie verschraubt und verklebt.
Maximale Lademöglichkeit mit 22 kW
Geladen wird der SLS AMG Coupé Electric Drive mit 22 kW, was im Jahr 2013 noch als „Schnellladefunktion“ beworben wurde und rund drei Stunden Ladedauer benötigte. Ohne Wallbox dauerte der Ladevorgang gut 20 Stunden. Die Reichweite des Modells wurde bei der Vorstellung mit 250 km nach NEFZ angegeben, die aber auch gern nur für eine herzhafte Runde über die Nordschleife ausreichte.
Fahrwerk und Bremsanlage
Anders als in den Serienfahrzeugen mit AMG V8-Motor, die über eine Doppelquerlenker-Achse verfügen, kommt beim SLS AMG Coupé Electric Drive eine Raumlenkerachse mit Pushrod-Federbeinen zum Einsatz. Der Grund: Die stehend angeordneten Federbeine müssen den zusätzlichen Antriebswellen weichen. Wie bei zahlreichen Rennfahrzeugen üblich, kommen nun liegende Federbeine zum Einsatz, die über separate Schubstangen (Englisch: push rods) und Umlenkhebel betätigt werden.
Dank der aufwendigen Vorderachskonstruktion befinden sich Agilität und Fahrdynamik des SLS AMG Coupé Electric Drive auf dem gleich hohen Niveau wie bei den V8-Varianten. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal betrifft die Parameter-Servolenkung mit Zahnstangen-Lenkgetriebe: Die Servounterstützung erfolgt elektrohydraulisch statt hydraulisch.
Der SLS AMG Coupé Electric Drive verzögert mithilfe der AMG Keramik-Hochleistungs-Verbundbremsanlage; sie überzeugt durch direktes Ansprechverhalten, einen präzisen Druckpunkt und höchste Standfestigkeit auch bei extremen Einsatzbedingungen. Die üppig dimensionierten Scheiben – vorn 402 x 39 Millimeter, hinten 360 x 32 Millimeter – bestehen aus mit Kohlefasern verstärkter Keramik, sind rundum in Verbundbauweise konzipiert und schwimmend radial mit einem Aluminiumtopf verbunden.
Der SLS AMG Electric Drive ging im Jahr 2013 für 416.500 Euro Grundpreis zum Kunden und war damals der teuerste Mercedes im Modellprogramm. Selten war das Modell auch bislang auf der Straße anzutreffen, nicht nur aufgrund seiner geringen Stückzahl. Genaue Produktionszahlen gab es nicht, „wir werden ab Juni 2013 ausliefern und bauen bis Oktober„, so hieß es damals vom Produktmanager.
Bilder: Daimler AG