An den Fließbändern der Daimler AG arbeiten – nach Bericht der ARD – Leiharbeiter, deren Lohn vom Staat aufgestockt werden muss. Dazu hat sich der Konzern nun erstmals geäußert.
Zu den aktuellen Berichten zu Leiharbeitern bei der Daimler AG, welches gestern auf ARD gesendet worden ist, hat sich nun ein Sprecher des Konzerns erstmals geäußert. Dazu wurde folgende Pressemitteilung dafür veröffentlicht:
Die Daimler AG widerspricht den Darstellungen der ARD-Sendung vom Montagabend um 20.15 Uhr. Das Unternehmen hat die Sachverhalte umgehend und sorgfältig geprüft. Dazu wurde u.a. auch die Arbeitsplatz-Situation vor Ort genau analysiert und mit den Beteiligten gesprochen. Nach derzeitigem Stand stellt sich der Sachverhalt wie folgt dar:
Daimler beauftragt Dienstleistungen und Arbeitsumfänge, die nicht im Mittelpunkt der eigenen Wertschöpfungskette stehen, über Werkverträge. Beispiele hierfür sind Logistikdienstleistungen, Gebäudereinigungen oder Malerarbeiten. Selbstverständlich müssen die Tätigkeiten von Daimler Mitarbeitern und die Tätigkeiten der Mitarbeiter von Drittfirmen den arbeitsrechtlichen Vorgaben entsprechend voneinander abgegrenzt sein.
Entgegen der Darstellungen im Fernsehbericht vom Montagabend wurde der Reporter nicht durch Führungskräfte oder Mitarbeiter der Daimler AG in seine Arbeitsaufgabe eingewiesen. Die Einweisung in den Prozess und seine konkrete Tätigkeit sowie die Sicherheitsunterweisung wurden von dessen Dienstleister Preymesser vorgenommen. Die Firma Preymesser hat sich dies entsprechend vom Arbeitnehmer / Reporter vor Arbeitsbeginn schriftlich bestätigen lassen. Auch hat der Reporter nicht die gleichen Tätigkeiten wie die Mitarbeiter der Daimler AG ausgeführt. Die Mitarbeiter in dem betroffenen Bereich sind Facharbeiter, haben eine entsprechende Ausbildung und führen eine qualifizierte Facharbeitertätigkeit aus (wie z.B. Maschinenbedienung oder Qualitäts-Management).
Der Reporter hat keine Weisungen zur Erfüllung seiner Logistikdienstleistungen von den Führungskräften oder Mitarbeitern erhalten. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Reporter durch gezieltes Ansprechen und Fragen der Mitarbeiter Hinweise zu seiner Tätigkeit erhalten hat. Der Reporter wurde damit nicht in die Arbeitsorganisation eingegliedert.
Darüber hinaus stand dem Reporter für seine Tätigkeit auch ein Hebewerkzeug zur Verfügung, welches er entgegen seiner Arbeitsanweisung jedoch nicht verwendet hat.
„Die Einhaltung sämtlicher arbeitsrechtlicher Vorgaben zur Abgrenzung der Tätigkeiten von Drittfirmen genießt bei Daimler höchste Aufmerksamkeit. Wir bekennen uns ohne Wenn und Aber zu den geltenden Regelungen in Bezug auf Werkverträge und den Einsatz von Fremdarbeitskräften. Verstöße sind für uns nicht akzeptabel. Wir würden diese auch umgehend abstellen“, erklärte Wilfried Porth, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Daimler AG.
„Wir wissen um die Bedeutung dieses Themas und sensibilisieren unsere Mitarbeiter daher schon seit längerem durch intensive Schulungs- und Trainings-Maßnahmen im betrieblichen Alltag, damit sie alle arbeitsrechtlichen Belange kennen und berücksichtigen. In Deutschland haben 9.200 Führungskräfte an verpflichtenden Schulungen teilgenommen. Die Einhaltung der Regelungen vor Ort wird regelmäßig überprüft“, so Porth weiter.
Kontinuierliche Schulungen und Stichproben
Daimler hat in den letzten Jahren ein dauerhaftes und intensives Schulungsprogramm zum Einsatz von Fremdarbeitskräften etabliert. Konkret gibt es eine verpflichtende, zweistündige Präsenzschulung für alle Führungskräfte in Deutschland. Hieran haben 9.200 Mitarbeiter aller Führungsebenen teilgenommen. In der PKW- Produktion wurden nachweislich 100% aller Führungskräfte gecoacht. Darüber hinaus finden regelmäßig verpflichtend Online- Schulungen statt, ebenfalls mit 100% Teilnahmequote. Außerdem gibt es für alle Führungskräfte Checklisten zu Implementierung von Werkvertragsarbeiten nach den geltenden Regelungen.Die Einhaltung der Vorgaben im betrieblichen Alltag wird durch Stichproben und Begehungen regelmäßig überprüft. Dieses Audit- Konzept ist in der gesamten Produktion flächendeckend und verpflichtend eingeführt.
Daimler hält die Vorgehensweise der SWR-Redakteure für überaus fragwürdig. Sie entspricht auch in keiner Art und Weise dem fairen und professionellen Umgang zwischen SWR und Daimler, der in der Vergangenheit zwischen beiden Organisationen praktiziert wurde. Die Journalisten haben zu keinem Zeitpunkt mit offenen Karten gespielt und dem Unternehmen gegenüber unvollständige bzw. ausweichende Angaben über die Hintergründe ihrer Arbeiten gemacht. Die offiziellen Stellungnahmen des Unternehmens wurden unter dem Vorwand angefordert, man arbeite an einem branchenübergreifenden, generellen Beitrag über diverse Branchen, vom Schlachthof bis zur Fahrzeug-Industrie. Diese sei nur ein Aspekt und Daimler darin nur eine Facette der Recherche. Die Interview-Partner wurden angefragt, ohne über die tatsächlichen Hintergründe zu informieren. Besonders frappierend: die angeblichen Telefonate des Reporters Jürgen Rose mit der Daimler-Pressestelle hat es nie gegeben, die Darstellung in dem Film ist fingiert. Dem Unternehmen wurde zu keinem Zeitpunkt die Chance gegeben, auf die konkreten Vorwürfe, die in dem Film gemacht werden, zu reagieren.
Bild: Daimler AG