21. Mai 1997: der Tag für „Job #1“ der ML Klasse in Tuscaloosa

Erinnern Sie sich noch an die M-Klasse, die ab dem Jahr 1997 aus dem US-Werk in Tuscaloosa / Alabama erstmals vom Band rollte ? Nicht – oder nicht mehr genau ? Mercedes-Benz hat nun das erste offizielle Modell der damaligen M-Klasse (Baureihe W 163) des Jahres 1997 anlässlich der Fahrvorstellung des neuen GLE aus dem Archiv geholt – was nicht alle Tage geschieht. Und: nirgendwo ist wohl der Erhaltungszustand eines Modells so gut, wie beim archivierten ersten Modell einer Baureihe. Die Mängel der ersten Modellvariante waren dabei durchaus vorhanden und wurden mit der Nachfolgegeneration abgestellt.

Produktion ausschließlich in Tuscaloosa

Die M-Klasse der Baureihe W 163 war dabei das erste SUV von Mercedes-Benz mit einer SUV-typischen hohen Anlängelast und wurde als erstes Modell von Mercedes-Benz US International in Vance bei Tuscaloosa (Alabama / USA) produziert. Vertrieben wurden die Modelle dann unter dem Kürzel „ML“ und erst im Jahr 2015 wurde die M-Klasse auf „GLE“ umbenannt.

Die Markteinführung des ML Modells erfolgte zuerst in den USA und ab März 1998 auch in Deutschland. In den erstenzwei Jahren stellte das Modell dabei ein Novum dar, wobei das Modell den SUV Markt in dessen Größensegment vollständig beherrschte. Erst im Jahr 2000 bot BMW mit dem X 5 als äquivalentes Produkt an, 2002 folgte dann Volkswagen mit dem Touareg, sowie Volvo mit dem XC 90 sowie Porsche mit dem Cayenne.

Der Nachfolger der Baureihe W163 – als Baureihe W164 – kam 2005 in Detroit erstmals zur Vorstellung. Die zweite Generation beseitigte da durchaus die unterschiedlichen Anfangsprobleme der ersten Baureihe.

Ab Frühjahr 1995 erste neue Mitarbeiter

Die Entscheidung für Tuscaloosa in Alabama als Produktionsort wurde am 30. September 1993 gefällt – nach einem umfassenden Auswahlverfahren des Herstellers. Mehr als 150 Standorte in 30 US-Bundesstaaten hatten sich um das künftige Produktionswerk für die M-Klasse beworben. Die Bauarbeiten für das Werk begannen am 4. Mai 1994. Drei Monate später startet die Mercedes-Benz U.S. International, Inc. (MBUSI) mit Sitz in Tuscaloosa, die für Entwicklung, Planung und Produktion der M-Klasse zuständig ist, die erste breit angelegte Kampagne, um qualifizierte Mitarbeiter für das neue Werk zu gewinnen. Innerhalb von zwei Wochen melden sich 63 000 Bewerber. Im Frühjahr 1995 werden die ersten Mitarbeiter eingestellt und bei Mercedes-Benz in Deutschland, beispielsweise im Werk Sindelfingen, intensiv auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet. „In unserem Team haben wir die Erfahrung von beiden Seiten des Atlantiks und aus der gesamten automobilen Welt eingebunden“, sagt so  Andreas Renschler, damals noch Präsident der MBUSI.

W 163 mit rund 65 Prozent aus Teilen aus der NAFTA-Region
Die MBUSI arbeitete bei der Produktion der M-Klasse der ersten Generation mit 65 Systemlieferanten zusammen, die komplette Module für das Fahrzeug zulieferten. Rund 65 Prozent der Teile für die M-Klasse kamen damals von Zulieferfirmen aus dem NAFTA-Raum. Aber auch zahlreiche deutsche Unternehmen haben sich in Nordamerika angesiedelt, um ihre Teile auf kürzestem Weg an die Produktionsbänder in Tuscaloosa zu liefern.
Die Auslegung des Werks bricht mit allen klassischen Paradigmen der Automobilfertigung. Sämtliche Bereiche wie Rohbau, Lackierung und Endmontage sowie die Büros befinden sich dazu unter einem Dach, und die Büros der Verwaltung laufen mitten durch die Produktionszonen hindurch.
Da das Werk sowohl deutschen als auch amerikanischen Mitarbeitern eine berufliche Heimat sein soll, wurde die Architektur als eine Kombination aus europäischen Stilelementen mit amerikanischem „Touch“ ausgelegt. Nach Ansicht des Architekten Reiner Görs verkörpert das Werk den Geist, der den gesamten Standort durchdringt: sauber und frisch, und doch warm und freundlich – und gar nicht wie ein Produktionswerk. Die Philosophie lautet, die Außenwelt ins Werk hineinzubringen, wozu mit viel Licht, Fenstern und neutralen Farben gearbeitet wird. Das Gebäude macht einen transparenten Eindruck – man sieht gut herein und heraus und überblickt von jedem Standpunkt aus sehr gut die anderen Bereiche innerhalb des Werks.
Bilder: MBpassion.de / Philipp Deppe