2009: Weltpremiere für den SLS AMG mit 571 PS / 650 Nm

Auf der IAA 2009 in Frankfurt präsentierte Mercedes-Benz den SLS AMG – den neuen Flügeltürer mit der idealen Synthese von Mercedes-AMG und AMG.  Alu-Spaceframe-Karosserie mit Flügeltüren, V8 Frontmittelmotor mit 571 PS sowie 650 Newtonmeter Drehmoment mit Trockensumpfschmierung garantierten nahezu Fahrspaß, – zusammen mit 1.620 Kilogramm Leergewicht und einer Gewichtsverteilung von 47:53 zwischen Vorder- und Hinterachse mit gleichzeitig tiefen Fahrzeugschwerpunkt.
SLS AMG Coupé mit guten Preisen bei Sammlern
Alleine die Fakten sorgten bereits vor der Markteinführung für zahlreiche Gänsehaut: eine Höchstgeschwindigkeit von 317 km/h sowie einen Sprint von Null auf 100 km/h innerhalb von 3,8 Sekunden.  Der Grundpreis zur Markteinführung des SLS AMG Modells im Frühjahr 2010 lag hingegen bei satten 177.310 EUR inkl. MwSt, wo die Gebrauchtwagenpreise für ordentliche Fahrzeuge bis heute weitaus darüber angesiedelt sind.
Zur steigenden Preisentwicklung des SLS AMG auf dem Gebrauchtwagenmarkt wirkt wohl auch ein, das die Fahrzeuge innerhalb der vierjährigen Produktionszeit weitaus weniger gebaut worden sind, als ursprünglich geplant – und es beim SLS AMG niemals ein Facelift (weder für Exterieur noch Interieur) gab. Wahre Sammler schätzen besonders das SLS Black Series Modell mit dessen 631 PS (635 Nm), dessen Preis sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt – mit entsprechend wenig Kilometerleistung – nahezu verdoppelt hat.
Wenig Probleme und Schwächen
Großartige Probleme des rein heckangetriebenen SLS AMG gab es hingegen weniger, lediglich einige wenige erste Modelle hatten  Getriebeprobleme – teils auch Problemen bei der Bremsanlage. In der Summe war der SLS AMG aber eine perfekt verarbeiten Fahrmaschine, die sich sowohl bei den Fahrleistungen, als auch bei der Fahrdynamik sehr gut mit den anderen Sportwagen messen konnte – und das auch bis heute kann. Als Vorteil erweisen sich auch keine verbauten Turbolader oder ein Kompressor im Motorraum, oder das fehlen eines aktiven Fahrwerkes – was gerade bei wenig bewegten Fahrzeugen schnell ein nahezu unkalkulierbarer Kosten- und Reparaturfaktor sein könnte.
Bei den Schwächen des Fahrzeuges sind jedoch u.a. der kaum vorhandene (rund 176 Liter umfassende) Kofferraum, eine stark eingeschränkte Rundumsicht sowie hohe Unterhaltskosten anzumerken, zumal der typische Verbrauch des Coupés mit Saugrohreinspritzung weit über der Herstellerangabe von von 13 Litern liegt. Unterhalb von 17 Litern auf 100 km lässt sich das Fahrzeug wohl kaum normal bewegen – aber ganz ehrlich: die Käufer in diesem Segment interessiert hier wohl eher die Reichweite des Fahrzeuges, vorausgesetzt das Modell wird überhaupt über längere Strecken bewegt.
Ein- und Ausstieg sollte geübt sein
Der Ein- und Ausstieg in den SLS AMG (SLS steht für Sportlich-Leicht-Super) sollte übrigens geübt sein  – dafür sorgen die nach oben aufschwenkenden Flügeltüren für viel Aufmerksamkeit, wenn auch man beim Schließen dieser durchaus geübt sein sollte: hier können schnell die Hände im Sitzen kürzer sein, als gedacht. Hier sollte man also die Flügeltür leicht mit sich nach unten ziehen, bevor man in den Sitz gleitet.  Um überhaupt in das Fahrzeug zu kommen, fahren die Türgriffe übrigens automatisch aus, welche beim Verriegeln oder Losfahren wieder abgesenkt werden. Bei Dunkelheit sind die Griffe jedoch nicht beleuchtet – was den Vorgang bereits bei Beginn erschwert.
Die Sitzhöhe im SLS AMG betrug nur 369 Millimeter und galt damit als Sportwagen-typisch. Der Öffnungswinkel der Flügeltüren betrug 70 Grad, wobei der Abstand zwischen den geöffneten Türen und der Fahrbahn mit 1,50 Meter angegeben wurde. Das Durchstiegsmaß zwischen den geöffneten Türen und der Oberkante der Seitenschweller belief sich auf 1,08 Meter.  Die Einstiegshöhe, also der Abstand zwischen Fahrbahn und Oberkante der Seitenschweller, lag bei  45 Zentimeter.  Den Schulterraum gab Mercedes-Benz mit 1.483 Millimeter an, die Ellenbogenbreite mit 1.606 Millimeter. Die Kopffreiheit wurde mit 990 Millimeter angegeben, den effektiven Beinraum für den Fahrer mit 1.058 Millimeter.
Markantes Design des Stil-Ikone
Besonders das markante Design des SLS AMG der Baureihe 197 fasziniert jedoch bis heute und interpretierte die atemberaubende Formgebung des 300 SL dabei neu – einer der herausragenden Design-Ikonen der Marke Mercedes-Benz. Mit seinem puristischen Design spiegelte der „neue“ Flügeltürer parallel die Lehre modernen Sportwagenbaus wider: Die knapp zwei Meter lange Motorhaube, das flache, weit hinten positionierte Greenhouse und das kurze Heck mit dem ausfahrbaren Heckflügel standen ebenso für Dynamik ,wie der lange Radstand, die breite Spur und die großen Räder. Die kurzen Überhänge bestimmen die Proportionen genauso, wie die Konzeption des Supersportwagens mit weit hinten und tief platziertem Frontmittelmotor und Doppelkupplungsgetriebe (Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe 7DCL750 des Herstellers Getrag)  in Transaxle-Anordnung. Stilistisches Highlight des Fahrzeuges waren jedoch zweifellos die Flügeltüren, die dem SLS AMG ein unvergleichliches Charisma verliehen – und bis heute ein einzigartiges Statement in diesem Fahrzeugsegment darstellen. Aber auch der charakteristisch breite Kühlergrill mit dem großen Mercedes-Benz und der flügelförmigen Querfinne erinnern an das Gesicht der Sportwagen-Legende des 300 SL.
Alu-Spaceframe für den SLS AMG
Mercedes-Benz lieferte den SLS AMG mit dessen Aluminium-Spaceframe in neun exklusiven Lackierungen aus, u.a. mit „designo magno Allanitgrau“ oder „AMG magno Sylvanitgrau“ – als Highlight war damals die „AMG Alubeam silber“ Lackierung wohl mehr als exklusiv. Das damals neue Verfahren ließ den Lack wie flüssiges Metall glänzen. Der Farbton spannt sich dabei wie eine metallische Haut über die Karosserie und macht die Designlinien  durch gezielte Lichtreflexionen noch lebendiger. 30 bis 50 Nanometer kleine Pigmente machten diesen Effekt möglich.
Der intelligente, gewichtsoptimierte Aluminium-Spaceframe besteht dabei zu 45 Prozent aus Aluminium-Profilen, zu 31 Prozent aus Aluminium-Blech, zu 20 Prozent aus Aluminium-Guss und zu 4 Prozent aus Stahl. Zur weiteren Steigerung der Insassensicherheit kommt in den A-Säulen ultrahochfester, warm umgeformter Stahl zum Einsatz. Das Rohbaugewicht beträgt 241 Kilogramm.
Leistungsgewicht von 2,84 kg pro PS
Das Herz des SLS ist ein weiterentwickelte 6,3-Liter-V8 (6.208 Kubikzentimeter, M 159 E 63) mit 420 kW/571 PS bei 6800/min. In Verbindung mit seinem geringen Fahrzeuggewicht errechnet sich ein Leistungsgewicht von 2,84 kg/PS. Das maximale Drehmoment von 650 Newtonmetern erreicht der Saugmotor bei 4750 Umdrehungen. Seine Kraft gibt der V8-Motor über eine besonders leichte Antriebswelle aus Carbon an die Hinterachse weiter. Das Doppelkupplungsgetriebe sitzt an der Hinterachse (Transaxle-Prinzip) und ist über eine „Torque Tube“ fest mit dem Motorgehäuse verbunden. In der Torque Tube (engl. „ Torque“ = Drehmoment, „Tube“ = Röhre) rotiert eine Carbonwelle mit Motordrehzahl. Die Vorteile liegen in der starren Verbindung zwischen Motor und Getriebe und der damit optimalen Abstützung der entstehenden Kräfte und Momente.
Bilder: Daimler AG
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DüdoVans
5 Jahre zuvor

Geschweige denn die Preise des Black Series…. Zeitweise bei 1.000.000€ + X. Ein tolles Fahrzeug. Habe beide, Coupé und Roadster, als GT Variante fahren dürfen. Der V8 Sauger aus der AMG Motorenschmiede war, und ist, ein Traum von einem Triebwerk!

Phil
5 Jahre zuvor

Danke für den Bericht!
Interessant finde ich insbesondere die These, dass das Unterlassen von Facelifts zur positiven Wertentwicklung der Gebrauchten beitrage. Ich stimme dem zu und habe in diesem Blog bereits meinen Unmut über aus meiner Sicht unnötige Facelifts zum Ausdruck gebracht. Die Facelifts beim AMG GT möchte ich als inflationär bezeichnen, den Inhalt des Berichts verstehe ich als verdeckte (berechtigte) Kritik daran.
Öfter las man für Facelifts als Rechtfertigung, die Märkte in Übersee verlangten danach. Beim SLS ging’s aber schließlich auch ohne, auch wenn man AMG SLS und AMG GT von Fahrzeugklasse und Stückzahlen nur bedingt vergleichen kann.
Flügeltürer ist Flügeltürer, beim 300 SL wie beim SLS, doch könnte ich wählen, würde ich jeweils den Roadster nehmen.

Phil
Reply to  Markus Jordan
5 Jahre zuvor

Super, wir wollen nicht streiten. Du nimmst das Coupé, ich den Roadster, beide sind zufrieden! Für die eine oder andere Fahrt können wir ja vielleicht ab und an tauschen.

Snoubort
5 Jahre zuvor

Ich habe nie verstanden, warum der SLS so ungewöhnlich früh und so plötzlich „zu Gunsten“ des GT abgelöst wurde. Beim GT kann man ja – trotz der „inflationären“ Modellpalette und aller Überarbeitungen – alles andere als von einem Erfolg sprechen. Wer war denn für die Entscheidung verantwortlich, und was macht der jetzt / bald…
Zum Thema SLS Coupé / Roadster: Ich fand den Roadster, trotz Wegfall der Türen, von den Proportionen einfach atemberaubend.

Thorsten
Reply to  Snoubort
5 Jahre zuvor

Snoubort, deine Aussage ist so nicht ganz richtig.

Man hat nach 4 Jahren, das Absatzziel (6 Jahre) schon mehr als doppelt übertroffen.

Der GT in allen Variationen ist ein mega Erfolge für AMG/Daimler, man hätte nicht im Ansatz mit diesen Stückzahlen gerechnet.

Der AMG GT ist der Größte Erfolg in der Geschichte von AMG und stellt Konkurrenten wie Audi R8 oder AMG SLS bei Weitem in den den Schatten.

Optisch sieht der GT auch wesentlich aggressiver aus als der SLS (außer BS), des Weiteren hat das GT dem SLS unwahrscheinlich viel Fahrdynamik voraus…

Der GT wird in 2020 mit Erscheinen des BS auslaufen und ein Stück Automobiler Geschichte werden… Ein tolles Auto, das alles besser kann als der SLS.. Jedoch wird dieser unerreicht bleiben.

Das meiste Potential werden die GT´s ohne OPF der Baujahre 2017 -2018 haben mit Panamericana Grill sowie analoges Interior haben.

Andre Koch
5 Jahre zuvor

Hallo
mal ehrlich der Verbrauch und der kleine „Kofferraum“ sind doch wohl bei dem Wagen keine Schwächen.
Das größte Manko war das lahme und nervige Getriebe das nur dann geschaltet hat wenn es das wollte.
( meine Erfahrung vom Nürburgring und von unzähligen Autotestern im Netz )
Dies hat dem SLS sehr viel von der Sportlichkeit genommen, die aktuelle C-Klasse 63s dürfte wohl kaum
langsamer sein und das bei höherem Schwerpunkt und weniger Leistung( gefühlt „spritziger“ ) .
Ansonsten fielen mir immer die Standardsitze mit zu wenig Seitenführung auf und der Tacho mit der
Blechfüllung in dem die Drehzahl in ausgestanzten Kästchen bunt aufleuchtete………..das sah immer billig
aus. Ansonsten hat mir der SLS auf der Rennstrecke viel Spaß bereitet , nur eben dann nicht wenn es um
die Schaltvorgänge ging.

Thorsten
5 Jahre zuvor

So nicht ganz richtig.

Man konnte Liste kaum einen SLS unter 200.000 Euro bekommen. Grundpreis waren mindestens 187.000 Euro nackt… Mit Ausstattung waren alle so ca. zwischen 210.000 – 220.000 Euro (Coupe) Der Roadster ging nackt bei 195.000 Euro los mit Ausstattung lagen sie so bei 220.000 – 230.000 Euro.

Die GT Modelle kosteten ca. 20.000 Euro mehr (Coupe+Roadster).

Das Fahrzeug ist sehr wertstabil…. Preissteigerung eigentlich nur bei BlackSeries oder Final Edition.

Aber Wertverlust war halt auch keiner da… Also für den Käufer mega…. Und vor allem es ist eine IKONE.

(Rabatte beim Kauf nicht eingerechnet)

Christian Becker
5 Jahre zuvor

Auf der IAA 2019 wurde der SLS präsentiert? Okay….
Doch nicht eher auf der IAA ’09?

mbwl
5 Jahre zuvor

Sehr faszinierendes Auto, einfach weil es unglaublich unvernünftig und dennoch eine Ikone ist gerade in Bezug auf das Design.

Vergleichen wir doch mal den SLR McLaren (2003-2009) mit SLS AMG (2009-2014) und AMG GT (2014-heute): Es handelt sich meiner Meinung nach jeweils nicht um Nachfolger, sondern jeweils Autos, die als „Ersatz“ gebaut wurden. Leistung und Kaufpreis wurden geringer und die Performance wurde jeweils gesteigert.

Rechnet ihr eigentlich mit einem „Ersatz“ für den AMG GT oder wird dieser einen Nachfolger erhalten?

Thorsten
4 Jahre zuvor

Aloys da bist du aber sehr sehr schlecht informierte.

Der SLS hat Minimum 220.000 gekostet der Roadster 240.000 Euro..