Car-to-X Kommunikation: Pilotversuch im Zollernalbkreis

Im kommenden Winter wird Mercedes-Benz in einer Kooperation mit dem Zollernalbkreis erproben, wie sich mit Car-to-X Kommunikation die Sicherheit auf winterlichen Straßen und die Effizienz des Winterdienstes verbessern lassen. Car-to-X bezeichnet die Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur. Mercedes-Benz Pkw, die über Car-to-X Technologie verfügen und deren Besitzer Live Traffic Service aktiviert haben, liefern dafür im Pilotversuch die notwendigen Daten. Erkennen die ESP®– oder ABS-Sensoren dieser Fahrzeuge rutschige Straßenverhältnisse, wird dies samt Positionsdaten über das Mobilfunknetz in Echtzeit an das Daimler Vehicle Backend gesendet. Diese anonymisierten Informationen werden in Echtzeit auf digitalen Karten in den beiden Straßenmeistereien des Zollernalbkreises dargestellt. Damit wird es künftig möglich, den Winterdienst zielgerichteter einzusetzen und den Streusalzeinsatz zu optimieren.

Im nächsten Schritt könnten Fahrzeuge des öffentlichen Dienstes, also zum Beispiel Polizeiautos, sowie Fahrzeugflotten einbezogen werden. Der Pilotversuch startet im Januar 2020 und läuft bis zum Ende des Winters. Der Zollernalbkreis liegt im Regierungsbezirk Tübingen in Baden-Württemberg und hat rund 190.000 Einwohner, darunter viele Pendler.

„Mit den Car-to-X Funktionen kann die Sicherheit in verschiedenen Fahrsituationen verbessert werden“, sagt Michael Hafner, Leiter Fahrtechnologien und Automatisiertes Fahren der Daimler AG. „Denn aufgrund der nahtlosen Integration des Car-to-X Systems in die Fahrzeugsysteme können Mercedes-Benz Pkw verschiedene Gefahren wie rutschige Straßen automatisch erkennen.“ Die Car-to-X Technologie erweitert den Abdeckungsbereich der Fahrzeugsensorik, wie beispielsweise Radar- oder Kamerasysteme, deutlich, weil die Sensoren anderer Fahrzeuge mitgenutzt werden. Sie erlaubt damit sozusagen einen Blick um die Ecke. Neben der Verbesserung der Verkehrssicherheit könnte die Technologie in dem Pilotprojekt auch zur Schonung der Umwelt beitragen, indem durch gezieltes Streuen weniger Salz verwendet wird.

Mercedes-Benz hat bereits 2013 die mobile Vernetzung eingeführt und damit eine Technologie etabliert, mit der sich Gefahrenhinweise empfangen und übermitteln lassen. Seit 2016 wird die Car-to-X Kommunikation serienmäßig in Kombination mit Navigationssystemen verbaut – zunächst in der E-Klasse, mittlerweile in allen Mercedes-Benz Fahrzeugen – und steht nach entsprechender Aktivierung durch den Nutzer zur Verfügung. Um den Dienst „Car-to-X“ nutzen zu können, muss der Kunde ferner über einen Mercedes me connect Account verfügen. Nur dann findet eine Datenerhebung im Auto statt, und die fahrzeugbezogenen „Car-to-X“ Daten werden ans Backend übermittelt und dort anonymisiert. Über das Benutzerkonto im Mercedes me Portal können Mercedes-Benz Fahrer zudem unkompliziert einer Datenweitergabe zum Zwecke des Datenverkaufs an Dritte widersprechen.

Der Zollernalbkreis ist topographisch wie klimatisch anspruchsvoll: Die Region hat die höchsten Berge der Schwäbischen Alb. 2018 waren zudem 82 Frost- und 13 Eistage zu verzeichnen[1]. Mit seinen beiden Straßenmeistereien in Balingen und Albstadt-Lautlingen kümmert sich der Landkreis um insgesamt rund 150 Kilometer Bundesstraßen, 210 Kilometer Landesstraßen und 270 Kilometer Kreisstraßen.

Die Partnerschaft von Zollernalbkreis und Mercedes-Benz bei diesem innovativen Projekt freut Landrat Günther-Martin Pauli. „Gemeinsam verfolgen wir das klare Ziel, mit neuer, digitaler Technik die Verkehrssicherheit auf unseren Straßen zu erhöhen. Diese Zusammenarbeit passt perfekt in unsere Strategie, mit digitalen Werkzeugen unsere Arbeit noch besser zu bewältigen. Das ist im Interesse aller, die im Zollernalbkreis leben und arbeiten, und damit ein Baustein für eine auch künftig hohe Lebensqualität im Zollernalbkreis.“

Der Zollernalbkreis ist Vorreiter bei der kommunalen Digitalisierung: Als erster Landkreis in Baden-Württemberg hat er seit dem 1.10.2018 ein eigenes Amt für Digitalisierung. Die dortigen Mitarbeiter kümmern sich um die Bündelung aller mit der Digitalisierung im Landkreis verbundenen Belange und unterstützen die technische und organisatorische Umsetzung verschiedener Vorhaben. Dazu gehört beispielsweise der kreisweite Breitbandausbau.

Hintergrund: Car-to-X Technologie bei Mercedes-Benz

Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich Mercedes-Benz in Forschungsvorhaben zum Thema. Als eine von zahlreichen Aktivitäten hat im Juni 2019 ein europaweites Kooperationsprojekt begonnen. Daimler, BMW, Ford und Volvo erproben in Zusammenarbeit mit HERE Technologies, TomTom sowie den Verkehrsbehörden sechs europäischer Länder, wie sich Informationen zu akuten Gefahrensituationen in Echtzeit per Car-to-X Technologie weitergeben lassen. Die Versuchsphase ist auf zwölf Monate ausgelegt und startet in den Niederlanden.

[1] Angabe für Hechingen, Quelle: www.wetterkontor.de

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Mittelgebirgler
4 Jahre zuvor

Und was ist wenn ich das nicht will? Wer bezahlt mich dafür das ich die Arbeit anderer mache indem ich die Straßenzustände melde? Sollen lieber den echten Permanentallrad in der Kompaktklasse bringen dann brauchts keine Kommunikation. Mercedes kann nämlich wenn sie nur wollen. Das zeigt GLK/GLC aufwärts.

Tobias
Reply to  Mittelgebirgler
4 Jahre zuvor

Wenn du das nicht willst, kannst du dir einfach ein Fahrzeug ohne Car-to-X-Fähigkeit kaufen, dir den Aluhut noch etwas enger machen und weiter in deiner kleinen, simplen Welt leben. 🙂

Permanentallrad wünschen und dann der Erste sein, der heult, wenn die Karre teurer in Anschaffung und Unterhalt wird…

Mittelgebirgler
4 Jahre zuvor

„Permanentallrad wünschen und dann der Erste sein, der heult, wenn die Karre teurer in Anschaffung und Unterhalt wird…“

Reine Spekulation. Ich zahle gerne den Preis und den Mehrverbrauch weil ich den Vorteil erkenne. Ich mag meine kleine Welt.

Tobias
Reply to  Mittelgebirgler
4 Jahre zuvor

Bestimmt weil es dort so ruhig ist. 🙂