Null Emissionen, hohe Reichweiten, kurze Betankungszeiten und ein breites Einsatzspektrum vom Pkw über Busse bis hin zu Nutzfahrzeugen: Die Argumente pro Brennstoffzelle sprechen für sich und machen die Technologie zum integralen Bestandteil der Mercedes-Benz Antriebsstrategie. Ihre Potenziale für die Energie- und Verkehrswende sind groß, denn auch in Anwendungen außerhalb des Automobils haben Wasserstoff und Brennstoffzelle klare Stärken: So zum Beispiel als Derivat für konventionelle Generatoren zur (Not-)Stromversorgung – eine Technologie, bei der Mercedes-Benz bereits auf fundierte Erfahrungswerte in der Entwicklung zurückgreifen kann. Lab1886, die Innovationseinheit für neue Geschäftsmodelle innerhalb der Mercedes-Benz AG, unterstützt den Antriebs- und Energiesystemanbieter Rolls-Royce Power Systems AG nun bei einem Pilotprojekt im Bereich stationärer Energieversorgungssysteme.
Auf Basis automobiler Brennstoffzellen soll in den kommenden Monaten ein ganzheitliches Konzept für künftig nachhaltige und unabhängige (Not-)Stromversorgung entstehen. Ein Paradebeispiel für die Symbiose von Batterie- und Brennstoffzellentechnologie und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität.
Die Brennstoffzellentechnologie ist integraler Bestandteil der Mercedes-Benz Antriebsstrategie.
Das Unternehmen hat wie kein anderes über Fahrzeuggenerationen hinweg Erfahrungen mit wasserstoffbetriebenen Elektrofahrzeugen gesammelt, Millionen von Testkilometern rund um den Globus absolviert und mit dem Mercedes-Benz GLC F-CELL (Wasserstoffverbrauch gewichtet: 0,91 kg/100 km, CO2-Emissionen gewichtet: 0 g/km, Stromverbrauch gewichtet: 18 kWh/100 km)1 Brennstoffzellen-Plug-in-Hybrid gerade erst einen weiteren technologischen Meilenstein erbracht.
„Innovation war und ist einer der Haupttreiber für unseren nachhaltigen Erfolg. Der branchenübergreifende Austausch und Kooperationen sind dabei absolut entscheidend. Wir freuen uns sehr, dass wir Rolls-Royce Power Systems im Rahmen des Pilotprojekts bei einem weiteren wichtigen Schritt in Richtung einer erfolgreichen Energiewende auch außerhalb des Automobils unterstützen können“, so Susanne Hahn, Leiterin des Lab1886 Global.
Rolls-Royce entwickelt auf Basis automobiler Brennstoffzellen in den kommenden Monaten ein ganzheitliches Konzept für eine künftige nachhaltige und unabhängige Notstromversorgung unter seiner Produkt- und Lösungsmarke MTU. Vorgesehen ist sie vor allem für sicherheitskritische Anwendungsgebiete, wie zum Beispiel Rechenzentren – ein Feld, das heute mit konventionellen Motoren abgedeckt wird. Das Projekt befindet sich bereits in der Entwicklungsphase. Der Aufbau der Anlagen für den Piloten ist für Anfang nächsten Jahres geplant.
„Als Anbieter integrierter Lösungen ist die Dekarbonisierung von Antrieb und Energieversorgung eines unserer strategischen Ziele, das wir technologieoffen verfolgen. Die Brennstoffzellentechnologie wird dazu eine Schlüsseltechnologie für uns“, sagt Dr. Martin Teigeler, Entwicklungsleiter des Rolls-Royce-Geschäftsbereichs Power Systems. „Das Prinzip der Brennstoffzelle ist so genial wie einfach, die Technik ist bekannt, aber trotzdem anspruchsvoll in ihrer Anwendung. Jetzt ist sie serienreif und damit bereit für den kommerziellen Markt“, so Teigeler weiter.
Rolls-Royce befasst sich neben der Brennstoffzellentechnologie gleichzeitig mit der Herstellung von Wasserstoff und anderen synthetischen Treibstoffen mit Energie aus erneuerbaren Quellen – auch zur Verwendung in Brennstoffzellen. „In dieser Kombination ist die Brennstoffzelle ein noch wichtigerer Beitrag zur Energiewende“, so Teigeler. „Wir freuen uns, dass wir mit Lab1886 einen Partner haben, dessen technologischer Anspruch hervorragend zu uns passt. Wir sind überzeugt, dass die Brennstoffzellenmodule von Mercedes-Benz auch im stationären Betrieb, also in unseren Märkten, neue Möglichkeiten des Einsatzes eröffnen.“
Brennstoffzellen als ideale Wahl für Microgrids in Rechenzentren
Rechenzentren gehören zu den größten Energieverbrauchern in der New Economy und die Wachstumsrate des Verbrauchs ist zudem beträchtlich. Der steigende Energiebedarf muss durch eine nachhaltige, umweltfreundliche Energieversorgung ausgeglichen werden. Brennstoffzellen sind in diesem Bereich eine vielversprechende Technologie. Keine andere Energietechnik bietet eine so hohe Zuverlässigkeit, modulare Skalierbarkeit und all die Vorteile erneuerbarer Energien ohne die Abhängigkeit vom konventionellen Energiemarkt. Bei einer konstanten Versorgung mit Wasserstoff produzieren Brennstoffzellensysteme kontinuierlich Strom. Ferner lassen sich Synergien bei der Kühlung nutzen: Die Ausgangstemperatur des Computerkühlmittels entspricht der Eingangstemperatur des Brennstoffzellenkühlmittels.
Bereits Ende 2017 haben das Lab1886 und Mercedes-Benz Fuel Cell in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz Research and Development North America (MBRDNA) ihr Entwicklungsportfolio um das Feld der stationären Brennstoffzellensysteme erweitert. Gemeinsam mit Hewlett Packard Enterprise (HPE), Power Innovations (PI) und dem National Renewable Energy Laboratory (NREL) erprobt das Unternehmen in den USA automobile Brennstoffzellen in stationären Energieversorgungssystemen für die (Not-)Stromversorgung von Rechenzentren und untermauert damit das Potenzial von Wasserstoff und Brennstoffzellen im Rahmen eines künftig nachhaltigen Gesamtenergiesystems.
[1] Die Angaben zu Wasserstoffverbrauch, Stromverbrauch und CO2-Emissionen wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren gemäß der VO (EG) Nr. 692/2008 ermittelt.
Quelle: Daimler AG