Daimler Trucks zeigt zur IAA 2016 Weltpremiere des Urban eTruck

Bereits vor einigen Monaten hat Daimler Trucks in Untertürkheim die Technik des neuen Mercedes-Benz Urban eTrucks vorgestellt, der mittels Elektroantrieb nicht nur leiser und sauberer im Verteilerverkehr – bis zu 200 km – unterwegs sein kann, sondern bis zu 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht auch noch eine höhere Nutzlast bietet. Zur IAA 2016 in Hannover zeigt man nun auch das Komplettfahrzeug.

Der Antrieb des Urban eTrucks wirkt rein auf die Hinterachse, wobei die Elektromotoren direkt neben den Radnaben angebracht sind. Die Achse basiert hierbei auf den Typ ZF AVE 130 und hat in der Basisvariante bereits als Niederflur-Portalachse in Omnibussen von Mercedes-Benz einen Einsatz gefunden – und sich dort auch bewährt. Für den eTruck wurde die Achse nun nochmals überarbeitet. Das Fahrzeug verfügt über eine 495/45 R 22.5 Bereifung, wobei die Achslast auf der Antriebsachse bei 11.5 Tonnen liegt und den Nutzer somit auch keinesfalls einschränkt.

Maximalleistung von 2 x 125 kW
Zum Einsatz beim Urban eTruck kommen Antriebsmodule mit je einem flüssigkeitsgekühlten hochtourigen Asynchron-Dreiphasenmotor pro Seite, die Nennspannung liegt bei 400 V, die Maximalleistung liegt bei 2 x 125 kW, das Drehmoment bei 2 x 500 Nm. Berücksichtigt man dazu die Übersetzung, erreicht das Drehmoment am Rad 11.000 Nm.

Die Reichweite des eTrucks ist modulbar. Als Basis dient ein Batteriepaket mit 3 Paketen in Lithium-Ionen-Ausführung mit einer Gesamtkapazität von 212 kWh, die für eine Reichweite von 200 km ausreicht. Ist weniger Reichweite erforderlich, können weniger Pakete verwendet werden, – ist mehr erforderlich, kann noch 1 Paket hinzugefügt werden.

Das Design des Urban eTruck: Aufregend und vernünftig zugleich
Das Design des Urban eTruck zeigt sich nun ebenso innovativ wie sein elektrischer Antrieb. Die Formen seiner Fahrer­kabine sind weich und fließend, extrem reduziert und schnörkellos – keine sichtbare Fuge stört das Bild.

Über dem Dach verbindet ein formschlüssig gestalteter, 3-dimensionaler Spoiler die Kabine mit dem Aufbau. Er lässt vorn einen breiten Schlitz als Lufteintritt für das hinter dem Spoiler verborgene Kühlaggregat des Frisch­dienst-Aufbaus frei. Ebenso wie der Dachspoiler schließen auch die seit­lichen Schürzen der Kabine aerodynamisch günstig nahezu bündig mit dem Aufbau ab. Die Windschutzscheibe des Urban eTruck ist optisch nach unten verlängert. Zu den besonderen Merkmalen des Urban eTruck zählen eben­falls Mirrorcams anstelle herkömmlicher Außenspiegel.

Black-Panel-Grill ohne klassischen Lufteinlass
Ein klassischer Lufteinlass entfällt beim Urban eTruck aufgrund des elektrischen Antriebs. Stattdessen verbindet ein Black-Panel-Grill als kommunikatives Element den Lkw mit seiner Umgebung. Er ist transparent und wird durch hochauflösende LED hinterleuchtet. Hier sind unterschied­liche optische Szenarien denkbar. So können die LED zum Beispiel den bekannten Diamantgrill von Mercedes-Benz nachbilden, den Betriebs­zustand signalisieren oder den Ladezustand der Batterien.

Das futuristisch wirkende Fahrerhaus des Urban eTruck ist nicht etwa eine realitätsferne Designstudie, sie basiert auf der Kabine des serienmäßigen Verteiler-Lkw Mercedes-Benz Antos.

Der Aufbau: Kühlkoffer für den Lebensmittel-Verteilerverkehr
Ebenso realistisch wie die Fahrerkabine des Urban eTruck ist auch der Aufbau des dreiachsigen Verteiler-Lkw. Er trägt einen typischen 7,4 m langen Kühlkoffer für den Frischdienst-Einsatz zur Belieferung von Super­märkten und Einzelhandelsgeschäften mit Lebensmitteln. Eine Seitenver­kleidung unterstützt das harmonische geschlossene Bild und verbessert die Aerodynamik.

Reibungslos funktionierendes Gesamtsystem durch Vernetzung
Fahrzeuginformationen des Urban eTruck, Umgebungsdaten, Telematik und Antriebssteuerung, Fahrer und Disposition – diese intelligente Vernetzung ermöglicht ein reibungslos funktionierendes Gesamtsystem. Es sichert mit seiner Antriebs- und Energiesteuerung maximale Leistungsfähigkeit und höchstmögliche Reichweite im Verteilerverkehr. Den Fahrer unterstützen bei seiner Tätigkeit revolutionäre Anzeige- und Bedienelemente.

Revolutionäre Anzeige- und Bedientechnik mit Zentraldisplay
An die Stelle herkömmlicher Instrumente tritt im Urban eTruck auf der Basis von zwei Displays eine vollkommen neue Anzeige- und Bediensystematik. Der Fahrer blickt direkt auf ein Zentraldisplay im Format 12,3 Zoll. Es bietet auf übersichtliche Weise alle wichtigen Informationen. An die Stelle der klassischen Daten zur Kontrolle und Überwachung des Fahrzeugs treten im Urban eTruck detaillierte Daten und Fakten zur Route.

Sie basieren auf hinterlegten dreidimensionalen Karten mit allen wesent­lichen Informationen zur Routenführung einschließlich Kurvenverlauf und Topografie sowie Verkehrsschilderkennung, und sie sind mit der Antriebs­steuerung des Urban eTruck vernetzt.

IAA Nutzfahrzeuge 2016

Im mittleren Segment des Zentraldisplays wird auf der linken Seite die Geschwindigkeit angezeigt. Die zentrale Anzeige besteht aus einer stili­sierten Straße. Hier sind vielfältige Informationen zusammengefasst, beginnend mit der Streckenführung: Die Form der Straße gibt den realen Verlauf der unmittelbar vorausliegenden Strecke wieder, einschließlich der Kurven. Vorausfahrende Fahrzeuge werden mit ihrem Abstand und ihrer aktuellen Geschwindigkeit angezeigt.

IAA Nutzfahrzeuge 2016

Dank der hinterlegten Karte werden auch bevorstehende Brems- und Beschleunigungsphasen der automatischen Antriebssteuerung des Lkw frühzeitig signalisiert, ebenso anstehende Ereignisse wie Ampeln. Auf Basis einer Verkehrsschilderkennung passt der Urban eTruck seine Geschwindig­keit automatisch an.

Bilder: MBpassion.de / Philipp Deppe