Andreas Gorbach im „be a mover talk“ mit Jörg Howe

Welche Antriebsformen werden sich für Nutzfahrzeuge in einer dekarbonisierten Welt durchsetzen? Daimler Truck setzt auf eine Doppelstrategie mit batterieelektrischen und wasserstoffbasierten Antrieben. Dieses Thema fällt in den Zuständigkeitsbereich von Andreas Gorbach, der bei Daimler Truck als Mitglied des Vorstands den Bereich Technologie verantwortet. Im aktuellen „be a mover talk“ spricht er mit Jörg Howe über diese Doppelstrategie, warum es dafür auch Sinn macht mit der Konkurrenz zusammen zu arbeiten und wie er seine Mannschaft für den Wandel motiviert.

The biggest opportunity to shape the future? Andreas Gorbach’s be a mover talk with Jörg Howe

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Nach seinem Alter gefragt muss Andreas Gorbach kurz rechnen. Der 1975 geborene wird dieses Jahr seinen 48. Geburtstag feiern und kann jetzt schon auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Als Vorstand bei Daimler Truck verantwortet er den Bereich Truck Technology. Das umfasst alles, was die Nutzfahrzeuge technisch differenziert, das Geschäft der Kunden erfolgreicher macht und global Anwendung findet –hier spielen die Antriebstechnologien eine entscheidende Rolle. Regelmäßig setzt sich Andreas Gorbach selbst ans Steuer und testet sowohl die batterieelektrischen als auch die wasserstoffbasierten Lkw. Für die Doppelstrategie bei den Antriebskonzepten sind in seinen Augen drei Perspektiven entscheidend.

Batterieelektrischer Antrieb oder Wasserstoff? – „Wir brauchen beides“

Aus rein technischer Sicht wäre die Lösung aller Transportaufgaben mit nur einer Antriebsvariante möglich, wenn auch mit Einschränkungen. Bei den Kunden, die vor allem mit den Gesamtbetriebskosten (TCO = Total Cost of Ownership) rechnen, kann abhängig vom Einsatzgebiet und der Region mal die eine und mal die andere Antriebsform die wirtschaftlichere Lösung sein. Für Andreas Gorbach ist allerdings ein weiterer Aspekt ganz entscheidend: Infrastruktur und die Verfügbarkeit von Energie. „Europa importiert aktuell 50 – 60% seiner Energie. In der Zukunft wird sich das nicht groß ändern, dann aber nicht mehr über Gas, Öl und Kohle, sondern in Form eines grünen, handelbaren Moleküls, nämlich Wasserstoff und dessen Derivaten.“ Da er fest davon überzeugt ist, dass Wasserstoff in einer dekarbonisierten Welt eine zentrale Rolle spielen wird, ist es für Daimler Truck naheliegend, auf Batterie und Wasserstoff zu setzen. „Wir werden beides brauchen.“

Den kritischen Punkt für die Geschwindigkeit der Transformation bei beiden Antriebsformen sieht Gorbach vor allem in der Infrastruktur. Auch hier bietet die Kombination von Batterie und Wasserstoff Vorteile, denn Wasserstoff kann genutzt werden um Stromnetze bei einer temporär erhöhten Produktion, beispielsweise durch Windkrafträder, zu entlasten. „Wir brauchen einen Ausbau der Netze und die Möglichkeit, überschüssige Energie in Form von Wasserstoff zu speichern.“

Batterieelektrische Lkw lassen sich schon heute wirtschaftlich einsetzen

Bei den Wasserstoff-Lkw hat Daimler Truck bereits die ersten Langstrecken-Tests gestartet, ein Fahrzeug hat zum Beispiel den Brenner-Pass in den Alpen überquert. Die Produktion der Brennstoffzellen plant das Unternehmen in einem Joint Venture unter dem Namen cellcentric zusammen mit Volvo Trucks, für Gorbach kein Widerspruch: „Wir bleiben harte Konkurrenten, aber wir schließen uns da zusammen, wo in der Transformation große Gemeinsamkeiten bestehen und Investitionen geteilt werden können. Die Differenzierung der Produkte findet dann an anderer Stelle statt.“

Bei den batterieelektrischen Fahrzeugen hat der Hersteller bereits die Serienfertigung gestartet. Die Fahrzeuge lassen sich laut Andreas Gorbach schon heute wirtschaftlich einsetzen, eine Voraussetzung muss dafür neben der Ladeinfrastruktur erfüllt sein: „Wir brauchen wettbewerbsfähige Energiepreise.“ Bei der Batteriechemie entkoppelt sich der Lkw-Bereich zunehmend vom Pkw. Hier gibt es andere Anforderungen, weswegen man bei Daimler in Zukunft auf Lithium-Eisenphosphat (LFP) setzt.

Die Menschen und Themen bei Daimler Truck begeistern Andreas Gorbach

Wie Gorbach damals zu Daimler Truck gekommen ist? Eigentlich ein Zufall. Er hat sich beworben, um Erfahrungen zu sammeln. Die Menschen und Themen, die er dabei kennen gelernt hat, haben ihn so beeindruckt, dass er in dem Konzern bleiben wollte. „Wir sind pragmatisch, bodenständig und begeistert von unseren Produkten. Wer das einmal erfahren hat, der bleibt meistens auch im Unternehmen.“

Bereut hat er diese Entscheidung nie. Heute führt er selbst ein internationales Team und muss im Zweifelsfall andere von seinen Themen begeistern. Wie er das macht? „Ich begegne meinem Team auf Augenhöhe und das Produkt und unsere Kunden stehen im Vordergrund und nicht unsere Befindlichkeiten.“ Große Probleme dabei, sein Team von der anstehenden Transformation zu überzeugen, hat er nicht. Auch wenn die Herausforderungen groß sind, wie Andreas Gorbach einräumt, für die Kollegen sei genauso wie für ihn klar: „Die Gelegenheit war nie größer, die Zukunft zu gestalten.“

Quelle: Daimler Truck AG

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JM13
1 Jahr zuvor

Der Ausdruck „in einer dekarbonisierten Welt“ ist falsch bzw. unglücklich, denn Karbon bzw. Kohlenstoff wird es weiterhin auf der Welt geben, ansonsten wäre jegliches Leben ausgelöscht, eine schräge Vision der Daimler Truck AG.

Goldiger
Reply to  JM13
1 Jahr zuvor

Leg doch nicht alles auf die Goldwaage…

Marc W.
Reply to  JM13
1 Jahr zuvor

Truck war schon immer weiter als Car. Technologieoffen und marktgerecht, das sind Fremdwörter für die aktuelle Regierung – und MB Car „electric only“.
Da ist es doch schön, dass Truck weltweit agiert. MB PKW wird sich aus Märkten zurückziehen müssen, die für BEV nicht reif oder willig sein werden.

driv3r
Reply to  Marc W.
1 Jahr zuvor

Mit Verlaub, aber alle relevanten Märkte werden in 2030 und folgende „electric ready“ sein im Pkw Segment. Und es gilt zudem, dass 100%-elektrisch nur in den Märkten umgesetzt (werden kann!) wo es erforderlich ist oder wirtschaftlich Sinn ergibt.
Die aktuelle Antriebspalette wird zudem EU7-ready gemacht.

Das Negieren der Tatsache, dass wir erheblich Tempo machen müssen beim Thema CO2-Ausstoß bis Feinstaub und Reduzierung der allgemeinen Umweltbelastung und gleichzeitig nicht jeder Technologie hinterherrennen können. Das hat inzwischen selbst München erkannt, auch wenn sie das niemals öffentlich zugeben werden.
Zudem gelten im Bereich Truck völlig andere Anforderungen, die auch eine entsprechend andere Antwort bzw. Lösung verlangen…