eActros 600 Prototyp fährt ohne Zwischenladen 530 Kilometer

Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Trucks haben erfolgreich eine Alpen-Testfahrt mit dem batterieelektrischen eActros 600 für den Fernverkehr absolviert. Die Ingenieure fuhren den auf rund 40 Tonnen beladenen Prototyp von Stuttgart über den Albaufstieg am Aichelberg, Kufstein und die Brennerautobahn bis nach Bozen in Südtirol. Trotz der anspruchsvollen Topografie bewältigte der E-Lkw die 530 Kilometer lange Strecke komplett ohne Zwischenladen und kam nach etwa sieben Stunden Fahrt in Bozen an.

Nach einem Ladevorgang traten die Ingenieure die Heimfahrt – erneut ohne Zwischenladen und mit rund 40 Tonnen – an.  So legte der vollbeladene eActros 600 insgesamt über 1.000 Kilometer mit nur einem Ladestopp zurück. Die Kombination aus effizientem Antrieb, hoher Batteriekapazität und leistungsstarker Rekuperation ermöglichte dieses Testergebnis.

Am 10. Oktober feiert der eActros 600 seine Weltpremiere. 2024 soll das Fahrzeug serienreif sein. Zum Live-Stream der Weltpremiere (10.10.2023 / 10 Uhr): Home | Mercedes-Benz Trucks (mercedes-benz-trucks.com)

Über den eActros 600

Eine neue Designsprache der Fahrerkabine des eActros 600 bricht mit der bekannten Optik der Actros-Baureihe, greift Designelemente des auf der IAA präsentierten Konzept-Prototyps auf und führt diese mit klaren Linien und einer aerodynamischen Formgebung weiter. Auch das Interieur erhält Neuerungen. Drei Batteriepakete liefern dem eActros 600 in der Serie eine installierte Gesamtkapazität von über 600 kWh und zwei Elektromotoren als Bestandteil der neuen E-Achse generieren eine Dauerleistung von 400 kW sowie eine Spitzenleistung von 600 kW. Die hohe Batteriekapazität soll eine Reichweite von 500 Kilometern ohne Zwischenladen ermöglichen. Zusätzlich zur Sattelzugmaschine produziert Mercedes-Benz Trucks direkt ab Marktstart auch Pritschenfahrgestell-Varianten des eActros 600. Dies bietet Kunden zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten im vollelektrischen Transport. Die Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Trucks legen den eActros 600 für dieselben Anforderungen an die Dauerhaltbarkeit von Fahrzeug und Komponenten wie einen vergleichbaren konventionellen schweren Fernverkehrs-Actros aus. Das bedeutet 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren.

Im eActros 600 kommen Batterien mit Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) zum Einsatz. Diese zeichnen sich vor allem durch eine hohe Lebensdauer und eine hohe nutzbare Energie aus. In der Serie soll der eActros 600 sowohl das CCS-Laden mit bis zu 400 kW als auch das Megawatt-Laden (MCS) ermöglichen.

Quelle: Daimler Truck AG

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Snoubort
6 Monate zuvor

Beeindruckend

Snoubort
Reply to  Snoubort
6 Monate zuvor

Um das noch einmal zu konkretisieren:

Das war ja alles andere als eine Rekordfahrt für die Galerie, mit unrealistischen / maximal optimierten Rahmenbedingungen. Das war mit 40 Tonnen und fast 80 km/h Schnitt durch die Berge! Mega-Rekuperationsleistung.

Daniel
Reply to  Snoubort
6 Monate zuvor
  1. Von Stuttgart geht es stets bergab bis Bozen.
  2. 40 Tonnen Belastung ist unrealistischer als eine Ladung Chips.

Welch beeindruckender Kommentar…

Pano
6 Monate zuvor

Erst die Rekordfahrt mit dem GenH2, jetzt die Fahrt übern Berg mit dem eActros. Bei Daimler Trucks dampfts aus allen Ecken, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Das geht bestimmt ordentlich ins Geld. Sollte nicht die Kooperation mit Volvo Trucks zumindest beim Thema Wasserstoff die Entwicklungskosten reduzieren? Davon liest man nichts.
Grüße
Pano

S206er
6 Monate zuvor

Diese Fahrt zeigt eindrücklich wie schwachsinnig der GenH2Truck ist.

Machen wir mal eine Milchmädchenrechnung auf und berücksichtigen nur die Kosten für das Tanken.

GenH2, 80kg feinster H2 – 1kg kostete mal einheitlich 9,50 mittlerweile liegen wir aber bei 12,85 bis 13,85 Euro pro kg. 1047km mit 80kg ergibt Gesamtkosten von 1028 Euro oder 98,18 Euro/100km (nur Sprit!).
eActros 600 – 600 kWh für 530 Kilometer – Bei einem Strompreis von 0,35 Euro/kWh (Kein Industristrom) kostet die Tankfüllung 210 Euro oder 39,62 Euro/100km.

Der eActros ist damit auch Billiger als ein Diesel LKW (30Liter/100km ca. 45 Euro pro 100km).

Milchmädchenrechnung 2 Spritkosten über Lifetime
Actros 45Euro/100km = 540.000 Euro
eActros 40Euro/100km = 480.000 Euro
GenH“ 100Euro/100km = 1.200.000 Euro

Und was lernen wir daraus? Da wo es Sinn macht ersetzen wir nach und nach den Diesel mit dem eActros. Das der H2Truck 2 Brennstoffzellen, einen Haufen Peripherie (Kühlaggregat für Tanks) und noch eine 70kWh Puffer Batterie (quasi einmal einen EQA250+) an Bord hat verschweigen wir lieber.

Ich kenne niemanden meiner Speditionskollegen die auf einen Wasserstoff LKW warten. Diesel solange es geht und dann nach und nach mit E ersetzen.

Pano
Reply to  S206er
6 Monate zuvor

Vielen Dank für die Kalkulation.
Wie macht sich in dieser Rechnung der höhere Anschaffungspreis des eActros gegenüber der Dieselversion bemerkbar?
Grüße
Pano

S206er
Reply to  Pano
6 Monate zuvor

Das wird das nächste Thema. Der Diesel LKW ist in der Anschaffung am billigsten. Konkrete Preisindikationen für den H2 oder eActros kenne ich nicht. Aber wir werden uns (laut Presseberichten) locker beim doppelten Preis befinden. Sprich 200 bis 300 tausend Euro für eine SZM. Eventuell wäre ein H2 Truck günstiger in der Anschaffung als ein Vollelektrischer, jedoch nicht merklich. Auf der anderen Seite dürften die Wartungsintervalle des eActros von allen 3 am besten sein. Beispiel EQA zu GLA / Wartungsintervalle sind beim E doppelt so lang wie beim GLA. Jetzt kommt eine Vermutung noch – meines Wissens müssen die H2 Tanks Regelmäßig eine Druckbehälterprüfung machen was zusätzlich zum allgemeinen Service anfällt. Hier darf mich gerne jemand korrigieren.

Aber das sind alles Vermutungen – am liebsten würde ich einfach beim Diesel bleiben aber auch wir müssen uns Anpassen.

Rein vom Gefühl wird der eActros ein Testballon für viele Betriebe. Passt das von der Reichweite, wo Lade ich, wie viel Ladepunkte brauche ich, was kostet mich das wirklich. Auch ein großes Fragezeichen ist die Förderung und Ladeinfrastruktur.

Ein letzter Anmerkung als Chance Industriestrom zu crica 0,15 Euro oder PV zu 0,10 Euro (ja mit Zusatzinvest) würde eine Elektrifizierung ungemein beschleunigen. Generell sehe ich das Problem von Teuerer Energie als (wenn nicht das) größte Hemmnis der Elektrifizierung des Verkehrs. Hätten wir Bundesweit >0,2 euro Strom wäre E auto fahren, E LKW, Produzierendes Gewerbe soviel Attraktiver. Da bräuchte man keinen Umweltbonus wenn der PKW im Jahr 1000-2000 Euro Billiger ist als ein Verbrenner.

Bei 0,15 Euro/kWh wäre der eActros mit 17euro/100km Unterwegs damit würde er den Diesel auf die Lebensdauer über 300.000 Euro unterbieten und wäre heute schon das Gefährt der Wahl. Aber das sind Annahmen. Das Ding muss auf die Straße.

Marc W.
Reply to  S206er
6 Monate zuvor

Elektrisch ist die Zukunft. Die Hersteller machen gut ihre Hausaufgaben.
Achillesferse sind die Hubs. Wenn dort nachts 500 Trucks wenden und laden wollen, sollte man lokal Kraftwerke, Großspeicher o.ä. hinzubauen.
Dann setzt sich alles sehr schnell durch. Diesel könnte recht bald eine Nische werden, vermutlich eine teure.

Cornelius
Reply to  S206er
6 Monate zuvor

Hier werden die Kosten von Wasserstoff anders wiedergegeben:

Die Kosten für grünen Wasserstoff hängen von der Herkunft des eingesetzten Stroms ab. Bei der Verwendung von Solarstrom belaufen sie sich auf knapp 6 €/kg Wasserstoff, bei Windenergie auf etwa 4 €/kg. Je nach Verfügbarkeit von grünem Strom können die Herstellungskosten regional auf bis zu 2,50 €/kg sinken. Damit lagen sie Anfang des Jahres immer noch über dem Niveau von konventionell erzeugtem Wasserstoff. So kostete blauer Wasserstoff zwischen 1,62 und 2,20 €/kg.

https://solarenergie.de/hintergrundwissen/wasserstoff/preis

Vielleicht ist dieser Artikel aus 2022 nicht aktuell, weil die Ukraine-Krise einiges am Energiemarkt durcheinander geworfen hat. Das kann sich aber auch schnell wieder umkehren und man sollte die aktuellen Preise eher nicht als Grundlage für langfristige Entwicklungsentscheidungen nehmen.

S206er
Reply to  Cornelius
6 Monate zuvor

Und was genau Gewinne ich durch den Einsatz von blauem Wasserstoff? Ich kaufe doch kein Elektro LKW der mit einer Brenstoffzelle Co2 behafteten Wasserstoff verbraucht – dann fahre ich doch lieber den Diesel weiter. Und die Annahmen das der Wasserstoff nur 4-6 Euro kostet sind am gestehungsort. Weiter im Text kommt nochmal ein Aufschlag für den Transport via Pipeline (1,50 euro/kg) oder LKW (3 euro/kg). Damit sind wir im optimalen grünen H2 Szenario bei 5,5 bis 9 Euro pro Kg.

5,5*80= 440 entspricht circa 42 Euro/100km im bestenfall (und damit Besser als DT selber rechnet s.u. Markus Jordan)

Mit 0,15 Euro Strom (den bekommst du schon heute) oder PV Strom für 0,1 Euro/kWh (den müsste du für H2 übrigens dann 2-3mal Soviel zubauen weil Wirkungsgradverluste) landest du dann immer noch bzw. heute schon um mehr als das doppelte unter dem H2 Wert.

S206er
6 Monate zuvor

Servicepost
Anderes Beispiel für Cornelius und Pano – weil ich gerade einfach das Bedürfnis habe dieses H2 Thema mal greifbarer zu machen.

Im bestenfall (Wirkungsgrad 98%, Elektrolys) Quelle: https://www.gasag.de/magazin/neudenken/wie-viel-strom-fuer-1kg-wasserstoff9
benötigt man 40,4 kWh elektrischen Strom für 1kg H2.

Der eActros könnte also mit seinem Akku (600/40,4) 14,85kg H2 erzeugen oder 530km Fracht bewegen.

Nehmen wir jetzt den GenH2 dann brauchen wir erstmal (40,4*80) 3232kWh Strom um die 80kg H2 zu erzeugen für die ca. 1050km lange Tour.

Mit der Menge Strom die der GenH2 verfeuert würde der eActros (3232/600*530) 2854km zurücklegen.

Das ist wieder eine Milchmädchenrechnung weil Übertragungsverluste, Bereitstellung, aber auch die Herstellung von grünem Wasserstoff bis jetzt nur Theorie ist und Obacht der Wasserstoff wird mit Wirkungsgrad 98% hier hergestellt.

Der GenH2 hat meiner Meinung nach kein Potential den eActros (kostentechnisch) in jedweder Hinsicht zu schlagen. Sorry.

PupNacke
Reply to  S206er
6 Monate zuvor

Warum nicht? An Orten, wo du nicht laden kannst, wird der H2 definitiv seinen Weg finden. H2 zu transportieren für eine Baumaschinenflotte ist immer noch einfacher, als dicke Kabel in eine Baustelle oder an entfernte Gebiete (Outback in Australien usw.) zu legen.

Ich sehe es als durchaus wichtig, dass sich die deutschen Hersteller das Thema anschauen. Eventuell nichts für die normalen Einsatzzwecke im guten Netz in Europa, gibt aber noch viele andere Orte, wo wir auch in Zukunft vertreten sein wollen (Südamerika, USA, Australien, Asien, …)

Snoubort
Reply to  PupNacke
6 Monate zuvor

Deswegen steht da ja auch „kostentechnisch“

Cornelius
Reply to  S206er
6 Monate zuvor

Man muss aufpassen, dass man bei der Betrachtung nicht zu sehr die deutsche Brille aufhat. Wir haben den teuersten Strom der ganzen Welt, und Strom ist in anderen Ländern viel weniger ein Kostenfaktor. Hier mal die Länder mit den günstigsten Strompreisen in Cent/kWh:

China 7,31
Mexiko 7,05
Indien 6,47
Russland 5,17
Argentinien 5,13
Saudi Arabien 3,98

Man sieht, das sind alles für Daimler Truck wichtige Absatzmärkte, da sie ein großes Wirtschaftswachstum aufweisen und viel mehr Bevölkerung auf sich vereinen als Europa bzw. alle westlichen Länder zusammen. Wenn aber die Energiekosten in den Hintergrund treten, dann setzt sich die Antriebsart durch, die die höchste Flexibilität bieten kann. Und was dann besser ist, Batterie oder Wasserstoff, ist noch offen.

Stromer
Reply to  S206er
6 Monate zuvor

Wenn wir nach der günstigsten und effektivsten Lösung streben warum verheizen wir im Winter teures LNG Gas aus Amerika, anstatt einfach russisches, billiges Gas aus der Pipeline zu nutzen?
Ganz einfach: Weil es bei der Energie nicht nur um die effizienteste und günstigste Lösung geht, sondern auch um eine Politische! Möchte die EU sich abhängig machen von Chinesischen Batterien? Oder möchte die EU Wasserstoff aus „freundlichen“ Ländern beziehen? Vielleicht sogar beides? Der Russland Krieg hat die EU gelehrt und Taiwan steht ebenfalls vor der Tür… p.s. Das ein BEV LKW über die Alpen fährt ist nicht das Problem, aber 30 LKWs an einer Raststätte gleichzeitig zu laden schon! Also wird am Ende sowieso Wasserstoff zusätzlich zu den BEVs benötigt. Und wer der Brennstoffzelle skeptisch gegenüber steht sollte mal an einen Wasserstoff verbrenner denken ohne reinen Wasserstoff… Ohne Batterie… und ohne die hohen Anschaffungskosten…

Pano
Reply to  S206er
6 Monate zuvor

Danke für den Service.
Ich vermute mal, dass die Verantwortlichen beim Daimler die Mittel lieber in eine Antriebstranformation investieren würden, als sich um zwei Varianten zu kümmern, weil nicht klar ist welche sich durchsetzen wird. Aber da müssen sie wohl durch.
Grüße
Pano

Snoubert
6 Monate zuvor

Gut.