Das Eifelwetter zeigt bei den ADAC Ravenol 24h Nürburgring mal wieder alle seine Facetten. Die leichten Niederschläge der vergangenen Stunden und leicht steigende Temperaturen lassen derzeit Nebelwolken entstehen, die zunehmend dichter werden. Die Rennleitung hat sich deshalb gestern gegen 23:15 h entschlossen, das Rennen mit der Roten Flagge zu unterbrechen.
Die Führenden Audi R8 LMS GT3 evo II #16 von Scherer Sport PHX wurden nach 46 Runden als Erste abgewunken. Für alle Teilnehmer und die Organisatoren heißt es nun: Wunden lecken und Abwarten. Denn während der Zwangspause gelten keine Parc-Fermé-Regeln, die Teams können also etwa Reifen wechseln, Nachtanken und havarierte Fahrzeuge wieder flottmachen. Der Start erfolgt frühestens um 10:00 Uhr am Sonntagvormittag.
Der Abbruch ergab sich zwangsläufig aus den allmählich schlechter werdenden Sichtverhältnissen rund um die Nordschleife. „Aus Sicherheitsgründen müssen wir das Rennen unterbrechen, wenn die Sicht zu stark eingeschränkt ist. Vor allem gilt, dass die Streckenposten rund um Nordschleife und Grand-Prix-Kurs die jeweils benachbarten Posten sehen müssen, um Flaggen- und Lichtsignale wahrzunehmen und entsprechend eigene Signale geben zu können“, erklärt Rennleiter Walter Hornung. „Wir haben uns in den vergangenen Stunden mit mehreren Meteorologen besprochen, die zu einer übereinstimmenden Aussage gekommen sind: Die Sichtverhältnisse werden sich erst morgen früh wieder bessern.“ Die Rennleitung wird dann durch Inspektionsrunden regelmäßig die Sichtverhältnisse prüfen und den Restart mit angemessenem Vorlauf ankündigen.
Das Procedere nach einer roten Flagge ist bei den ADAC RAVENOL 24h Nürburgring klar geregelt. Für viele Teams ein unverhofftes Geschenk ist die gewonnene Reparaturzeit, denn es gelten keine Parc-Fermé-Bestimmungen. Das Rennen wird gewissermaßen auf Null zurückgestellt und dann wieder gestartet, wenn es die Bedingungen erlauben. Der Start erfolgt in drei Gruppen, wobei die erste Gruppe in einer Reihe (nicht hintereinander) aufgestellt wird und die zweite und dritte Gruppe aus einer Formation heraus losfahren, die sich innerhalb der ersten Runde ebenfalls zu einer Reihe formiert. Alle Teilnehmer nehmen das Rennen zunächst hinter einem Führungsfahrzeug wieder auf, das nach der ersten Runde ausschert. Erst dann darf wieder ab der Start-Linie Vollgas gegeben werden.
Für die Startreihenfolge sieht die Ausschreiben ebenfalls klare Regeln vor, die für ein hohes Maß an Gerechtigkeit sorgen sollen: Basis für die Reihenfolge ist der Stand des Rennens in der Runde, in der der jeweilige Klassenführende das vorletzte Mal vor der roten Flagge die Ziellinie überquert hat. In dieses Ergebnis werden die zu diesem Zeitpunkt aufgelaufenen Mindestboxenstandzeiten inlusive etwaiger Zeitstrafen eingerechnet – denn für jede gefahrene Rennrunde wird in den einzelnen Klassen eine bestimmte Mindestzeit für den nächsten absolvierten Boxenstopp fällig. Ein SP9-Fahrzeug, das gerade erst in der Box war, müsste im laufenden Rennen etwa bei einem Stopp nach einer Runde 56 Sekunden Standzeit einhalten und nach 8 Runden 197 Sekunden. Die auf diese Weise durch die zum Zeitpunkt des Abbruchs unterschiedlichen Stintlängen verursachten Unterschiede werden in das Ergebnis eingerechnet, was zu einer Abweichung von der Reihenfolge bei der Zieldurchfahrt beim Abbruch führen kann. Sonderregelungen gelten dabei für jene Fahrzeuge, die sich zum Zeitpunkt des Abbruchs bereits in einer längeren Reparaturpause befanden.
Bilder: MBpasssion.de / Philipp Deppe