Mercedes-Benz ist der Pionier des Dieselmotors – bei Nutzfahrzeugen ebenso wie im Personenwagen. Von seiner Frühzeit bis in die 1970er-Jahre gilt der Diesel als Muster an Effizienz, Langlebigkeit und Zuverlässigkeit – allerdings auch als eher träge. Zahlreiche Innovationen haben den Dieselmotor in den Folgejahren zum durchzugsstarken Drehmomentwunder gemacht, das zugleich ebenso wirtschaftlich wie sauber ist. Zu den Meilensteinen auf diesem Weg zählen die Turboaufladung, die Vierventiltechnik, die elektronische Steuerung und die Common-Rail-Direkteinspritzung.
Die Geschichte der Dieselmotoren in Pkw-Modellen bei Mercedes-Benz begann bereits im Jahr 1936. Als erster Hersteller wagte Mercedes-Benz damals den Schritt, mit einem Vierzylinder-Dieselmotor beim Pkw in Serie zu gehen. Der Pioniergeist spiegelte sich in jedem neu entwickelten Motor seiner Zeit wieder. Jeder neue Motor von Mercedes-Benz war ein technologischer Meilenstein: stärker, leiser und sauberer.
Schon früh wurde dabei die Idee verfolgt, Motoren modular aufzubauen, um Kosten zu sparen, Gleichteile zu verwenden und Produktionslinien besser auslasten zu können. Bereits in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts kamen bei Mercedes‑Benz, beispielsweise im Bereich der Dieselmotoren OM 615, OM 616 und OM 617, solche Konzepte zum Einsatz. Verstärkt wurde das bei der Nachfolgebaureihe (OM 601, OM 602 und OM 603), bei der Vier-, Fünf- und Sechszylinder-Dieselmotoren mit einer sehr hohen Anzahl an Gleichteilen entwickelt wurden – Kolben, Pleuel, Vorkammern und Einspritzdüsen waren hier baugleich.
Charakterwandel: Diesel mit Fahrspaß und Umweltverträglichkeit
Am deutlichsten belegen Zahlen für die spezifische Leistung den Charakterwandel des Diesels hin zu Fahrspaß und Umweltverträglichkeit. So stieg die Leistung pro Liter Hubraum (Literleistung):
- 18 PS/l (13 kW/l): 1936 im ersten Diesel-Pkw der Welt, dem Mercedes‑Benz Typ 260 D mit lediglich 33 kW (45 PS)
- 28 PS/l (20 kW/l): 1975 im „Strich 8“ (W 115) sind es beim 200 D mit 1.988 cm3 40 kW (55 PS)
- 58 PS/l (43 kW/l): 1995 kommt der 92 kW (125 PS) starke E 220 CDI (W 210) auf den Markt
- 100 PS/l (72 kW/l): Der brandneue Vierzylinderdiesel schöpft aus 1.950 cm3 Hubraum in seiner mittleren Leistungsvariante 143 kW (195 PS).
So ist die spezifische Leistung in 80 Jahren um über 500 Prozent gestiegen. Und das ist noch nicht das Ende: Der neue Motor ist auf Leistungen bis 90 kW/l ausgelegt. Ebenso drastisch entwickelte sich der Anstieg des Drehmoments, dem entscheidenden Faktor für den Durchzug aus niedrigen Drehzahlen. Von 98 Newtonmetern im 170 D von 1949 kletterte es über 113 Nm im 200 D (1975) und 300 Nm im E 220 CDI (1995) auf 400 Nm in der kommenden E-Klasse. Anders ausgedrückt: rund 55 Newtonmeter pro Liter Hubraum von 1949 stehen heute 205 Nm/l gegenüber, fast vier Mal so viel wie damals.
1974 präsentiert Mercedes-Benz mit dem 240 D 3.0 (W 115) den ersten Fünfzylinder-Pkw und den bis dato stärksten Serien-Diesel-Pkw der Welt: drei Liter Hubraum, 80 PS und 175 Newtonmeter Drehmoment.
1978 macht die Marke mit dem ersten aufgeladenen Diesel-Serien-Pkw der Welt einen wesentlichen Schritt zum modernen, dynamischen Diesel. Der 300 SD Turbodiesel (W 116), dessen Fünfzylinder 115 PS leistet, kommt allerdings nur in den USA auf den Markt. In Deutschland gebührt diese Vorreiterrolle 1980 dem 300 TD Turbodiesel (S 123). Vorausgegangen waren 1978 Versuche mit aufgeladenen Dieselmotoren in den Experimentalfahrzeugen C 111.
1985 zeigt der 300 SDL (W 126) in den USA, dass der Dieselpartikelfilter keine ganz junge Erfindung ist – der erste Serien-Pkw mit dieser Abgasnachbehandlung.
1993 feiert die Vierventiltechnik in Dieselmotoren der Mercedes-Benz C- und E‑Klasse (W 202 und W 124) ihre Weltpremiere.
1995 geht der erste Mercedes-Benz Diesel-Pkw mit Direkteinspritzung als E 290 Turbodiesel (W 210) an den Start.
1997 findet der nächste entscheidende Technologiesprung statt: die Einführung der Common-Rail-Direkteinspritzung in Verbindung mit der Vierventiltechnik (W 202). Seither steht diese Technologie ebenso für unübertroffen wirtschaftlichen Kraftstoffverbrauch wie für eine enorme Steigerung des Drehmoments.
2000 ist der S 400 CDI (W 221) mit V8-Motor und 184 kW (250 PS) sowie 560 Newtonmeter Drehmoment der leistungsstärkste Diesel-Pkw der Welt.
2003 hat Mercedes-Benz als weltweit erste Automobilmarke die Kombination aus Dieselpartikelfilter und Euro-4-Abgasnorm im Angebot (W 203 und W 211). Im selben Jahr weist die Vorstellung des ersten synthetischen Dieselkraftstoffs aus Biomasse – des SunDiesels – in die Zukunft des Dieselantriebs.
2004 bietet Mercedes-Benz als erste Automobilmarke alle seine Diesel-Pkw serienmäßig mit Partikelfilter und Abgasnorm Euro 4 an.
2004 präsentiert Mercedes-Benz außerdem auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover einen weiteren Meilenstein: Die neue BlueTEC Technologie, mit der Lastwagen und Omnibusse die EU-Richtlinien Euro 4 und Euro 5 frühzeitig erfüllen.
2006 ist der saubere Diesel mit BlueTEC auch im Pkw-Bereich verfügbar. Erstes Serienmodell ist der E 320 BlueTEC, der im Oktober 2006 auf dem US-Markt debütiert. 2007 folgt mit dem E 300 BlueTEC der erste europäische Diesel-Pkw, der in puncto Abgasqualität auf dem Niveau der besten Benziner liegt.
2009 erfüllt Mercedes-Benz mit den BlueTEC Modellen mit SCR bereits die Euro-6-Grenzwerte, die für alle Pkw ab September 2015 verbindlich sind.
2011 hält die mehrfach ausgezeichnete NANOSLIDE® Zylinderlaufbahntechnologie Einzug beim V6-Dieselmotor. Vorteile>:4,3 kg weniger Motorgewicht und 3% weniger Verbrauch.
2012 geht der E 300 BlueTEC HYBRID (W 212) als das sparsamste Oberklasse-Modell der Welt an den Start. Sein modulares Diesel-Hybrid-Konzept mit Lithium-Ionen Batterie verlangt keine Einschränkungen des Platzangebots und bietet ein beeindruckendes Fahrerlebnis dank Start/Stopp, Rekuperation, Boost-Effekt, rein elektrischem Fahren und Segeln.
2014 feiern im V6-Dieselmotor des Mercedes-Benz E 350 BlueTEC neue Hightech-Kolben aus Stahl Weltpremiere in einem Serien-Pkw. Mit jetzt 190 kW (258 PS) verbraucht die Limousine nur noch 5,1 Liter Dieselkraftstoff auf 100 Kilometer.
Bilder/Quelle: Daimler AG