Mercedes-Benz zeigte uns, was richtig rockt: mit 510 PS per Arocs 4151 im Steinbruch auf Testfahrt

Mercedes-Benz bringt seine neuestes Baustellen-Fahrzeug auf den Markt – den Arocs, über dessen Leistungsfähigkeit wir uns im Steinbruch – unweit von Wuppertal – in einer Testfahrt erstmals überzeugen konnten. Die Kraft stand bereit: der Arocs 4151 in der  „Grounder“-Variante.

Das bereitgestellte Fahrzeug, ein Arocs 4151 in der „Grounder“-Variante, ist definitiv da zuhause, wo Belastbarkeit gefragt ist – und da waren wir auch: im Steinbruch in der Nähe von Wuppertal.  

Der Name „Arocs“ kennzeichnet in der neuen Generation die Spezialisten für den Bau, die früher noch mit unter den Namen Actros von Mercedes-Benz geliefert worden sind. Der größte Unterschied: mehr Bodenfreiheit, als die Straßenfahrzeuge Actros oder Antos. Bei Arocs Fahrzeugen für den Bau wird ein Rahmen mit 744 mm Breite bzw. 9 mm Wandstärke verwendet, Arocs mit überwiegender Straßenbenützung erhalten 90mm breitere Rahmen – und Rahmenstärken von 7 oder 8 mm. Der neue Arocs wird als 2,- 3-, oder 4-achsiges Fahrzeug angeboten, die Antriebsformeln reichen hier von 4×2-Zweiachser bis zum 8×8/4 – einen Vierachser mit Allradantrieb und 2 gelenkten Vorderachse, also genau unser Testfahrzeug.

Der „Grounder“ ist grundsätzlich ideal für die harten Bedingungen im Steinbruch oder auf der Baustelle – das zeigt schon seine Längsträgerrahmenstärke von bis zu neun Millimeter. Die Bodenfreiheit liegt bei maximal 1120 mm (115 mm als beim vergleichbaren Actros) bei LKw-Chassis für Pritschenaufbauten und auch für Sattelzugmaschinen, für Offroad-Kipper und Betonmischern-Fahrgestellen sind es noch 45 mm mehr.

Der Arocs 4151 – zeigt an der Kennung bereits seine Leistung: die Nomenklatur zeigt auf, das der Arocs ein 41 Tonner ist, mit 510 PS (376Kw) – in diesen Fall das Spitzenmodell mit 12.8 Liter Reihen-6-Zylinder, der 1800/min abliefert und eine Drehmoment von 2.500 Nm bei 1100/min auf die Kurbelwelle schafft. Als Motor ist der OM 471 verbaut – der Euro 6 einhält, den es in 4 Leistungs- und Drehmomentstufen gibt, so auch in 421 PS, 449 PS und 476 PS. Der Drehmoment liegt hier bei 2.100Nm, 2.200Nm bzw. 2.300Nm bei jeweils 1100 Umdrehungen pro Minute. Die Aufladung übernimmt dabei ein asymmetrischer Turbolader. Die maximale Bremsleistung beim OM471 liegt bei 400kW (544PS) mit starken Primär-Retarder.

Das Kurbelgehäuse des OM471 ist aus einer speziellen Grauguss-Legierung, der Zylinderkopf aus Grauguss mit Virmiculargraphit (GGV), die Kolben werden dabei – wegen der Belastung der Zünddrücke von mehr als 200 bar – aus Stahl gefertigt. Merkmal des OM471 ist aber auch ein einzigartiges Common-Rail-Einspritzsystem X-Pule mit volleleketrischer Steuerung und Druckverstärkung. Im gemeinsamen Rail liegt der Druck aufgebaut bei maximal 900 bar, bei den einzelnen Injektoren liegt der Einspritzdruck bei 2100 bar.

Ausgerüstet mit verstärkten Rahmen, verstärkter Federung ist er der Spezialist für extreme Aufgaben im Offroadeinsatz. Unser Kipper zeichnet sich vor allen durch robuste Mehrblatt-Parabelfedern mit harter Federkennlinie aus, an der Hinterachse gibt es speziell abgestimmte Stoßdämpfer und Stabilisatoren. Vorne kommt serienmäßig eine bewährte Achse mit 7,5 t Achslast und hoher Bodenfreiheit zum Einsatz. Für schwere Einsätze sind optional Vorderachsen mit bis zu 9 t Achslast erhältlich. Bei den Hinterachsen stehen Außenplanetenachsen mit bis zu 16 t Achslast zur Verfügung, die sich neben ihrer besonders robusten, langlebigen Konstruktion auch durch ihre hohe Bodenfreiheit auszeichnen.

Ebenfalls für extreme Einsätze ausgelegt: die Felgen und Reifen. Je nach Fahrzeug-Baumuster und geplantem Einsatz ist der Arocs mit robusten und besonders langlebigen Steilschulterfelgen oder mit optional erhältlichen Breitbettfelgen und den für diese Einsätze obligatorischen, robusten Reifen mit besonders hoher Tragfähigkeit ausgestattet.

Vollautomatisiertes Getriebe: PowerShift 3
Unser Testfahrzeug, der Arocs 4151 „BlueEfficiency Power“ verfügte über ein herkömmliches Handschaltgetriebe mit 16 Gängen – welches auf Wunsch und gegen Mehrpreis verfügbar ist. Grundsätzlich verfügt das Arocs-Produktprogramm über ein vollautomatisiertes Getriebe in Serie – das PowerShift 3 Getriebe mit 8, 12 oder optional mit 16 Gängen. Die neue, weiterentwickelte Schaltautomatik verfügt in der Variante 3 – im Gegensatz zu PowerShift 2 – eine um bis zu 20 % verkürzte Schaltzeit – schaut man auf die Telligent Schaltautomatik, sind es sogar bis zu 50 Prozent.

Interessant beim Automatikgetriebe: Im Gefälle wird der Schubbetrieb erkennt und der Gang gehalten, eine neue Kriechfunktion mit erhöhten Anfahrdrehmoment ermöglicht hierzu noch gutes, leichtes Anfahren und präzises rangieren – dieses Glück konnten wir bei unseren 16-Gang-Handschalter (Doppel-H Schaltung mit kneumatischer Schaltunterstützung) jedoch nicht genießen. An Handschaltungen gibt es ein 9-Gang-Getriebe, oder drei 16-Gang-Getriebe, die wahlweise optional gegen Mehrpreis bestellt werden können. Alle Getriebe verfügen über die neue Kupplungsgeneration mit Überlastschutz und Warnsystem. Bei Fahrzeuge mit mehreren angetriebenen Achsen – so unser Testfahrzeug mit 8×8, kommt eine Zweischeibenkupplung zum Einsatz, die jedoch auch optional hinzubestellt werden kann.

Turbo-Retarder Kupplung oder Wasser-Retarder
Im Arocs ist eine verschließfreie Turbo-Retarder-Kupplung verbaut. Optional ist ein Sekundär-Wasser-Retarder mit einen Bremsmoment von bis zu 3500Nm im Angebot – dieser kommt jedoch zuerst für die 47x-Variante.

Offroad bietet Mercedes-Benz zahlreiches im Programm: In Serie ist der zuschaltbare Allradantrieb ohne Geländegang verfügbar, hier wird die Vorderachse auf das Verteilergetriebe im Stand zugeschaltet – die Kardanwellen drehen nach vorne und hinten, fest verbunden, im Verhältnis 1:1. Optional für schweres Gelände gibt es den Arocs mit permanenten Allradantrieb (Verteilergetriebe VG 2800 mit 100% Sperre) plus zusätzlicher Geländeübersetzung. Je nach Fahrzeugtyp stehen serienmäßig unterschiedliche Differenzialsperren zur Verfügung, die mittels Schalter zugeschaltet werden können – logisch nacheinander für den Fahrer angeordnet: Längssperrung, Sperrung der angetriebenen Hinterachsen, Sperrung der angetriebenen Vorderachsen. Beim zuschaltbaren Antrieb der Vorderachse bewirkt die Zuschaltung an sich den direkten Kraftfluss.

Das serienmäßige ABS ist abschaltbar, was das Blockieren der Räder auf weichen Untergrundmaterial verhindert.

Neu: Elektro-hydraulische Lenkung Servotwin
Neu im Arocs für 4-Achs-Fahrzeuge gibt es die neue elektro-hydraulische Lenkung Servotwin, die geschwindigkeitsabhängige Lenkkraftunterstützung bietet – sowie einen aktiven Lenkungsrücklauf. Bei schweren Fahrzeugen serienmäßig – sonst optional bestellbar – bietet es einen besseren Lenkkomfort für den Fahrer.

Für die Bremskraft kommen im Arocs Trommelbremsen, eine Kombination aus Scheiben-/ und Trommelbremse oder Scheibenbremsen an allen Rädern zum Einsatz.

Die Markteinführung startet Mitte 2013 – zur Wahl stehen 15 Sattelzugmaschinen, 18 Pritschenwagen, 17 Kipper und 10 Betonmischer. Hinzu kommen 5 unterschiedliche Achskombinationen, auf Wunsch mit permanentem, zuschaltbarem oder neuen hydraulischen Allradantrieb. Die BlueTec 6-Motoren gibt es von 238 PS (175kW) bis 625 PS (460kW). Der Arocs ist ein würdiger Vertreter – im neuen Design und neuer Technik – für das neue „A“-Team von Mercedes-Benz.

Unsere Testfahrt
Bei unserer Testfahrt überzeugte der Motor mit seiner Zugkraft – und das bei voller Beladung. Die Bedienung des Fahrzeuges ist für uns ergonomisch, – grob gefühlt wie im Straßen-LKW Actros. Da der Arcos noch ein Vorserienfahrzeug war, hatten wir jedoch kein Automatikgetriebe – wie gehofft – zur Auswahl, was uns im Gelände doch erstmals mehr als ungewohnt war. Übung war also angesagt, – doch auch dazu war die Zeit zu knapp. Ungewohnt war uns übrigens auch die Warnweste und der Sicherheitshelm – aber das ist wohl eher eine rein persönliches Problem.

Der voll ausgelastete Arocs 4151 8×8/4 schaffte unsere Runde durch den Steinbruch bei Wuppertal problemlos, – und hat uns mehrmals verwundert: Extra aufgeschüttete „Kamel“-Hügel konnten wir sogar im Standgas bewältigen. Das Fahrwerk zeigte sich durchaus hochgeländegängig, was sich auch im Volant bemerkbar macht. Die Traktion war durchgängig vorhanden, lediglich bei tiefen Schlamm mussten wir einige Meter zurücksetzen, um eine andere Fahrspur zu wählen – doch das ging am Ende problemlos. Zur Erinnerung: wir waren komplett beladen. Die Gelände-Pneus am Fahrzeug, Dimension 13R 22.5 sind grundsätzlich extremst griffig – die Fahrt blieb entspannt.  Die Lenkung des LKWs – bei Mercedes als Neuheit „Servotwin“ – sorgte für entspanntes „Arbeiten am Steuer“ – gerade für Baustellen oder Steinbruch-Fahrzeuge ist diese neue Technologie mehr als angebracht und entspannt den Fahrer.

Bilder: MBpassion.de