Classic: Reihen-Sechszylinder aus Affalterbach: der C 36 AMG

Im Jahr 1993 beginn Mercedes-Benz mit dem Verkauf der C-Klasse, was u.a. mit den Otto-Motoren C 180, 200, oder C 220 bis C 280 beginn. Das Topmodell der Baureihe 202 kam hingegen erst im September als Mercedes-Benz C 36 AMG. Mit 280 PS ein Klassiker, der heute noch Fahrspaß bietet und ein Grundstein für viele folgende Sportmodelle aus Affalterbach.

C 36: 3.6 Liter Sechszylinder

Auch wenn das Modell zuerst mit einem Viergang-Automatikgetriebe erhältlich war, sorgte der 3.6 Liter große Sechszylinder mit 280 PS für Fahrspaß schlechthin. Der C 36 AMG war dazumal das Spitzenmodell einer Baureihe, welche es sonst u.a. auch nur mit einer Dieselmotorisierung – ohne Turbolader – und 80 PS – gab.  Der C 36 war dabei das erste Serienfahrzeug, das Mercedes-Benz sowie AMG gemeinsam entwickelte.

Nur rund 5.221 Einheiten produziert

Der C 36 AMG – welcher mit einer Auflage von exakt 5.221 Einheiten produziert wurde  – passte man bei AMG mittels Doppelrohrauspuff, einteiligen Leichtmetallrädern sowie eine typische Tieferlegung von 10 mm an.  Das „Sport“-Modell entstand dabei aus der 280er Serienvariante der Baureihe 202, dessen Hubraum von 2.8 auf 3.6 Liter erweitert wurde. Die Modifikationen konzentrierten sich u.a. auf die Nockenwelle sowie dem variablen Einlass. Die belüfteten Scheibenbremsen kamen aus dem kraftvolleren 600 SL und dem E 420 Modell. Die Produktion des Modells endete übrigens im Juni 1997.

Viergang-Automatik schaltet gemächlich

Als größter Kritikpunkt galt die Viergang-Automatik des Modells, weil zuerst nur die zur Verfügung stehende Viergangautomatik dem Drehmoment standhalten konnte. Die 4-Gang Schaltung (hydraulischer Drehmomentwandler im Automatikgetriebe) wurde erst ab August 1996 durch eine 5-Gang Automatik mit elektronischer Steuerung (siehe technische Daten) ersetzt.

Die Gewichtsverteilung des Fahrzeugs lag übrigens bei 54,5 zu 45,5, das Leistungsgewicht bei 5,6 kg pro PS. Den Sprint auf 100 km/h erledigte der C 36 AMG innerhalb von 6,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wurde bei 250 km/h elektronisch abgeregelt.

Technische Daten:
  • M 104 E 36 AMG Motorisierung (vorne längs, stehend), 6-Zylinder Reihe (15 grad nach rechts geneigt)
  • 91,0  x 92,4 mm Bohrung x Hub, 3.606 ccm Hubraum, Verdichtungsverhältnis 10,7, Viertakt-Otto Motor mit Saugrohreinspritzung und Abgasreinigungsanlage mt geregeltem 3-Wege Katalysator).
  • Leistung: 206 kW / 280 pS bei 5.750 u/min, 385 Nm bei 4.000 – 4.750 u/min, Hinterradantrieb
  • Raumlenkerachse hinten, Schraubenfedern mit Drehstaub Stabi vorne + Hinten, Gasdruck-Stoßdämpfer
  • Lenkung mit Kugelumlauf-Servolenkung, Lenkübersetzung 15,41:1 / 3,0 Lenkradumdrehungen
  • hydraulische Zweikreis-Bremsanlage mit Unterdruck-Bremskraftverstärker und ABS, innenbelüftete Scheibenbremsen vorne + hinten (288 / 278 mm).
  • Leichtmetallräder 7 1/2 J x 17 H2 sowie 8 1/2 J x 17 H2 hinten, 225/45 ZR 17 vorne, 245/40 ZR 17 hinten
  • Getriebe-Übersetzung 4-Gang: I. 3,87; II. 2,25; III. 1,44; IV. 1,0; R. 5,59
  • Getriebe-Übersetzung 5-Gang: I. 3,59; II. 2,19; III. 1,41; IV. 1,0; V. 0,83; R. 3,16
  • Achsantriebsübersetzung: 2,85
  • 2.690 mm Radstand, 1.497 mm Spur vorne, 1.478 mm hinten.
  • 4.487 mm Fahrzeuglänge, 1.720 mm breite, 1.385 mm Höhe, 10,74 m Wendekreis
  • Leergewicht: 1.560 kg, zul. Gesamtgewicht: 1.970 kg.
  • 62 Liter Tank (vor der Hinterachse), Wasserkühlung mit 10,0 Liter, 7,5 Liter Ölschmierung

Der C 36 kostete im Mai 1993 in der Grundausstattung 95.450,00 DM, im Februar 1996 98.440,00 DM.

Erst im Jahr 1999 wurde aus der AMG Motorenbau und Entwicklungsgesellschaft mbH die Mercedes-AMG GmbH, wo Daimler 51 Prozent der Anteile hielt. Seit 2005 ist die Mercedes-AMG ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des Stuttgarter Konzerns. Im Jahr 2008 verkaufte man bereits 24.200 Einheiten von AMG-Modellen.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

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Sascha
6 Jahre zuvor

Oben ist ein Zahlendreher drin – es ist ein C36 statt C63!

PupNacke
Reply to  Sascha
6 Jahre zuvor

Ich habe mich schon immer gefragt, wie so ein M156 V8 im W202 wäre….

Tigerfox
6 Jahre zuvor

Ich finde es ehrlich gesagt schade, dass MB/AMG danach , bis auf das kurze Intermezzo mit dem C32/SLK32 Kompressor, keine sportlichen Sechszylinder mehr gebaut haben und auf den schnöden V8-Sauger mit riesigem Hubraum aber niedriger Drehzahl gesetzt haben, der v.a. für C-Klasse und SLK eine Nummer zu groß war.

OK, 280PS aus 3,6L (gab es übrigens auch als E36 AMG in W124 T-Modell/Coupe/Cabrio und kurz auch im W210) ist jetzt bei weitem nicht so beeindruckend wie zeitgleich 315PS aus 3,5L bzw. 340PS aus 3,8L, aber für MB-Verhältnisse damals schon recht gut, eine bessere Literleistung gab es erst wieder mit den M272/273 4-Ventilmotoren.

Nikolaus Hagenau
Reply to  Tigerfox
6 Jahre zuvor

What manufacturers should really watch more when going for high-end versions is weight balance. Might not sound much but a few percent more weight over the nose has a quite severe impact on suspension setup and handling. I was never terribly impressed by the „fluidity“ of the big-engines AMGs. In the same way I think that a current C43 is an overall more balanced car than the C63.

PupNacke
Reply to  Nikolaus Hagenau
6 Jahre zuvor

Look at the Audi RS Models, where the engine is always in front of the axle. Drives horrible – But in the end 99% only drive on public roads, and maybe 5-10% from them faster around curves

MBseit1988
6 Jahre zuvor

Hallo,
Ich erlaube mir mal, einen etwas ausführlicheren Kommentar zu schreiben. Wen’s stört, einfach weiterscrollen.

Ich frage mich manchmal wirklich, woher Sie Ihre Texte nehmen. So ein guter Block und dann wieder solche Ausrutscher: „Viergang-Automatik schaltet gemächlich“. Sind Sie mal einen C36 gefahren? Und v.a. haben Sie einen verglichen mit dem restlichen MB Angebot Anfang der 90er Jahre? Das Getriebe 722.328 bot besten Fahrspass. Ein Tritt aufs Gaspedal und die Nadel des Drehzahlmessers sprang auf 3500U/min und „ab ging die Post“. Das Überholen von LKW auf der Landstrasse wurde zum Kinderspiel, wenn man auf Höhe des Fahrerhauses war, zeigte das Tacho bereits locker 120km/h an. Beeindruckend waren tatsächlich nicht so sehr die 280PS sondern die 385Nm Drehmoment. Und das 4-Gang Getriebe sorgte dafür, dass man sich bei Bedarf innerhalb von Sekundenbruchteilen im passenden Drehzahlbereich befand.
OK, ein „Nachteil“ des 4-Gang Getriebes waren die hohen Drehzahlen ab ca. 180km/h, verbunden mit einem entsprechenden Innengeräuschpegel. Aber hey, hat das je einen 560SEL Fahrer gestört? Die hatten mit dem 722.350 auch nur ein 4-Gang Getriebe. Und den ersten W140 ab 1991/92 ging es mit den 722.36x ebenso. Aber die Schaltzeiten waren kurz & knackig, völlig ungewöhnlich für MB zu der Zeit. Das 7G-Tronic 722.904 im W221 schaltet dagegen „Opa-mäßig“. Na ja, kein Wunder, dass sich MB beim 7G-Plus im Herbst 2010 u.a. der Verringerung der Schaltzeiten gewidmet hat…

Wie sagt die AMG Chronik über die 90er Jahre passenderweise: „wir mussten Stern-fähig werden.“ Und das ist ihnen mit dem C36 mit Fug & Recht gelungen. Selbst vollbeladen mit 4 Personen im heißen Sommer 1’500m die Serpentinen der Schweizer Alpen hoch blieb das Thermostat stur bei 105°C. Kurz im Stand auf knapp unter 100°C abkühlen lassen und selbst dem 6. Zylinder wurde nicht zu heiß. Verglichen mit dem kurz zuvor noch angebotenen 300E-24 AMG 3.4 mit Motor M104.980 3.4 wurde die Bohrung beim M104.981 3.6 um 0.5mm auf 91mm zurückgenommen. Eine Maßnahme, die der Standfestigkeit des Motorblocks sicherlich zugute kam.

Das Angenehme war damals auch, dass nur Kenner auf den ersten Blick gesehen haben, dass es sich um einen C36 gehandelt hat. Alle anderen sahen nur eine normale C-Klasse und wunderten sich, warum die so schnell beschleunigen konnte. Nix mit Bling-Bling Panamericana-Grill, Klappenauspuff oder sonstigem Schrott wie aus dem D&W Zubehör-Katalog (sorry, aber meine Meinung! Understatement pur, man(n) hat einfach die Leistung, zu sehen braucht’s niemand).

Der gezeigte C36 auf rad-ab ist aber recht ärmlich ausgestattet. OK, ich hatte auch das Vorführmodell der MB-Niederlassung Bremen (EZ 02/94) erwerben können. Und das war VOLL ausgestattet, kein Platz auf der Schalterreihe blieb unbelegt. Und dazu noch die Mäusekino-Klimaanlage mit den vielen Tasten. Aber wenigstens Klima und nicht wie abgebildet nur Heizung/Lüftung. Was man auf dem Bild des Motorraums aber auch sehen kann: KEINE „one man one engine“ Plakette. Glücklicherweise schreibt AMG auch nirgendwo, dass sie das schon immer machen würden. Wann auch immer sie das eingeführt haben, die (ersten) C36 haben den überflüssigen Quatsch nicht. Insofern war der C36 für MB schon ein Quantensprung, was das Image anging. Inzwischen ist jeder direkt-einspritzende Diesel an der Ampel schneller weg und um 250km/h zu fahren, braucht es keine 3.6L mehr.

Wenn es tatsächlich eine Schwachstelle am C36 gab, dann das nie ein KLR für eine Euro2 Nachrüstung angeboten wurde. Daher wurde die Kfz-Steuer im Laufe der Zeit schon etwas heftig und macht ihn heute im Unterhalt nicht billiger. Aber das war’s dann auch. Daher auch 10 Jahre nach dem Verkauf meines C36 immer noch: Danke AMG, gut gemacht! Und dieser Dank geht ans ganze Team, nicht nur an denjenigen, der sich auf einer Motorplaktette hätte verewigen können.

MBseit1988