Erster 5-Zylinder Serien-Pkw kam von Mercedes-Benz

Im Juli 1974 stellte Mercedes-Benz der internationalen Presse gleich drei neue Pkw-Typen der Baureihe 115 vor. Mit dabei: der 240 D 3.0 mit 59 kW / 80 PS als 3-Liter Fünfzylinder OM 617 – den damals nicht nur leistungsstärksten Diesel-Pkw, sondern auch den ersten Fünfzylinder-Serien Pkw der Welt.

Erster 5-Zylinder Serien-Pkw kam von Mercedes-Benz

Erster 5-Zylinder Serien-Pkw kam aus Stuttgart

Mit dem Typ 240 D 3.0 erweiterte Mercedes-Benz die Baureihe 115 um den ersten Fünfzylinder-Diesel Pkw der Welt, dessen 3,0 Liter Motor immerhin 80 PS mobilisierte – seinerzeit für einen Diesel-Personenwagen eine beachtliche Leistung.  Andere Marken, wie BMW oder Alfa Romeo oder Audi hatten erst später vergleichbar starke Diesel im Angebot. So kam BMW ab 1983 mit den M21 mit 85 KW, die Ingolstädter ab 1982 einen 74 kW starken Zweiliter-Fünfzylinder Turbo und ab 1990 einen 88 kW starken 2,5l TDI.

Erster 5-Zylinder Serien-Pkw kam von Mercedes-Benz

OM 617 Motorisierung

Der OM 617 als Fünfzylinder-Reihenmotor verfügte über eine Vorkammereinspritzung und war vom Vierzylindermotor OM 616 abgeleitet und unterschied sich von diesem nur durch einen zusätzlichen Zylinder. DDer Hubraum lag ursprünglich bei 3.005 cm³, die Bohrung und Hub lag bei 91 bzw. 92,4 mm – die Verdichtung bei 21,0:1. Das Drehmoment des OM 617 lag bei 172 Nm bereits bei 2.400 u/min an, die Höchstdrehzahl lag bei 5.100 u/min.

Beim Motor selbst wurde bei gleichem Hub im August 1979 die Bohrung um 0,1 mm verringert, um den Hubraum auf das steuerliche relevante Maß von damals 3.000 cm³ zu senken und dabei die Leistung durch höhere Verdichtung sowie einen modifizierten Zylinderkopf mit steilerer Nockenwelle und anderer Vorkammern um 10 % zu steigern.

Der OM 617 kam u.a. in den Baureihen 115, 116 (für US-Markt), 123 und 126 auf den Markt. Ebenso wurde der Motor in der G-Klasse als G 300 GD sowie sogar im C 111 Typ II Prototyp eingesetzt.

Erster 5-Zylinder Serien-Pkw kam von Mercedes-Benz

Zeitgleich mit der Vorstellung des 240 D 3.0 der Baureihe 115 im Jahre 1974 stellte man damals parallel die Typen 280 SL und 280 SLC vor, die damals als Einsteigermodelle in die damals Sportwagenklasse der Baureihe 107 galten.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

23 Kommentare
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Stefan Camaro
1 Jahr zuvor

Wieso gibt es keine 7 Zylinder PKW?
Oder 9 Zylinder?

Schöckl
Reply to  Stefan Camaro
1 Jahr zuvor

Aus dem gleichen Grund warum es heute auch keine 8-Zylinder Reihenmotoren im PKW (mehr) gibt: Einbaulänge.

+ unnötig komplizierte Konstruktion des Kurbeltriebs (freie Massenkräfte) durch den Zündabstand, der sich bei 7- oder 9-Zylinder-Motoren ergeben würde.

Beim 5-Zylinder ist das eigentlich nicht anders aber noch beherrschbar.

Markus R.
Reply to  Schöckl
1 Jahr zuvor

Massenkräfte sind nicht das Problem, sondern Biegeschwingungen. Wie ein relativ kurzer 6er Reihenmotor wäre physikalisch auch ein 12er perfekt (sogar noch perfekter!*) ausgeglichen, aber die Wellenbewegung… (kennt ihr, wenn ihr den Gartenschlauch schnell hoch reißt und der Schlauch die Welle macht). Ne Kurbelwelle ist kein Gummi-Gartenschlauch 😉

*bei 6 oder 12 Zyl.-Reihenmotoren stehen immer die gleiche Anzahl Pleuelschenkel (Kräfte 1. Ordnung) gegenüber.
Bsp. 6 Zylinder: 2 Pleuel OT, 2 Pleuel UT, 2 in der Mitte (180 Grad/um 2 Takte phasenversetzt)
Selbiges gilt für die mit Kolben bestückte Kurbelwelle (Kräfte 2. Ordnung)

MadM
Reply to  Markus R.
1 Jahr zuvor

Wow ein wirklich simpler, gut verständlicher Kommentar mit viel Informationsgehalt.
Sehr selten hier 😀

Gottlieb Daimler
Reply to  Stefan Camaro
1 Jahr zuvor

Motoren mit ungerader Zylinderanzahl können nicht als V- sondern nur als Reihenmotoren gebaut werden. Wie Schöckl schon schrieb ist dabei aber die Einbaulänge viel zu groß. 7- oder 9-Zylindermotoren bekommt man weder in Längs- noch in Querrichtung unter die Haube – insbesondere auch im Hinblick auf die strengen Anforderungen zum Fußgängerschutz.

Stefan Camaro
Reply to  Gottlieb Daimler
1 Jahr zuvor

Danke für die Erklärungen 🙂
Bei einem 9 Zylinder wäre theoretisch aber noch 3×3 Zylinder denkbar, oder?
Beim W16 Motor hat man doch auch 4×4 Zylinder und beim W12 4×3, oder?

Ralf
Reply to  Gottlieb Daimler
1 Jahr zuvor

Können nicht? Das sag mal VW mit ihrem VR5 oder Honda mit V3 in Motorrädern. 😉

Markus R.
Reply to  Ralf
1 Jahr zuvor

Gottlieb Daimler: Ja, geht! Der VR5 ist ein gutes Beispiel.

Stefan Camaro: Ein 3×3 bedeutete (theoretisch!) zwei Mittelabtriebe (Kraftübergabepunkte), ähnlich dem bekannten Mittelabtrieb des 8-Zyl.-SLR/Uhlenhaut-Motors.

Exkurs W16: Stefan Camaro:
Nein, der W16 hat keine 4er-Einheiten o.ä., sondern ist ein aus zwei VR8-Zyl. zusammengesetzter Motor… wie übrigens der (Passat-) W8 als halber W16 aus zwei VR4-Maschinen entstand. Letzterer war also kein auf 8 Zyl. „verlängerter“ VR6, sondern ein quer „durchgesägter“ W16.
Exkurs Ende

Nochmal kurz zum Mercedes Reihen-8-Zyl.(SLR/Uhlenhaut), dem arg unbekannten Wesen:
Der ist tatsächlich ein damals kostengünstig aus zwei 4-Zyl. „zusammengesetzter“ Doppel-4er mit einem gemeinsamen Schwung-(hier)Zahnrad zum Getriebe. Einfach und genial: Man drehte damals einen Vier-Zyl. um 180 Grad und „steckte“ ihn ans dann gemeinsame Schwungrad (=Mittelabtrieb) des anderen Motors. Die Zündfolge eines jeden Teil-Motors blieb unverändert (zwei 4-Zyl.!), aber um 180 Grad/2 Takte zum anderen Block axial verschoben. Weswegen dieser Motor wie kein anderer – auch wie kein Reihen-8er – klingt.

Wegen des Schwungrads in der Mitte der Kurbelwelle hatte man zugleich die Biegeschwingungen zweier 4-Zyl., nicht eines 8-Zyl.-Reihenmotors.

Tomniko
Reply to  Ralf
1 Jahr zuvor

Den OM617 hat ja auch Ferdinand Piech damals beim Daimler später Volkswagen entwickelt!

Markus R.
Reply to  Tomniko
1 Jahr zuvor

Genau, endlich sagt es einer!

LoL 🙂 …weil das in dem Beitrag fies fehlte, habe ich die Story eben im anderen Kommentar erzählt.

Markus R.
Reply to  Stefan Camaro
1 Jahr zuvor

In Sternform gab es das alles. In Reihe? Selten, aber das gab es, gibt es!

  1. Aktuell bei dem finnischen Hersteller AGCO Power (vormals SISU) einen Diesel für Landmaschinen.
  2. Krupp baute in den 50er einen Diesel-7-Zyl.-Reihenmotor für Muldenkipper.
  3. MAN/Wärtsila bauen modulare Schiffsdiesel-Reihenmotoren mit 6-7-8-9-10-11-12 Zylinder. Brauchst mehr Power? Mehr Zylinder dran 🙂 Erst auf einen 13. Zylinder verzichten sie wegen der Biegeschwingungen der dann doch arg langen Kurbelwelle, weswegen Großschiffe (Tanker, Containerschiffe) zwei (dadurch teurere) kleinere z.B. 8-Zyl. parallel fahren.
Pano
1 Jahr zuvor

Ist das der Ölmotor, der später als Turbodiesel den 116 in den USA antrieb?
Grüße
Pano

Markus R.
Reply to  Pano
1 Jahr zuvor

3 x Ja und Recall 🙂

In der 116er S-Klasse bekam der 5 Zyl. (nur in den US) Aufladung und 115 PS (ab 1977 auch im deutschen 300 TD TURBODIESEL).

In der TV-Serie „Dallas“ fuhr Sue Ellen (Ehefrau des Bösewichts J.R. Ewing) den 300 SD TURBODIESEL (die Typenbezeichnung war/ist auch im TV sichtbar).
Kein Scherz: Dessen Nagelgeräusche wurden für das deutsche TV-Publikum aber mit einem Benziner-Motorgeräusch nachsynchronisiert!!!

Pano
Reply to  Markus R.
1 Jahr zuvor

Jetzt kann ich ja zugeben, daß ich die Sache mit dem Turbodiesel hier abgeguckt habe: https://www.roadandtrack.com/car-culture/a40459124/the-w116-is-the-car-that-made-mercedes-mercedes/
Witzigerweise wird er hier als Auto von JR angegeben. Und als das aller reicher Typen in den 70er-Jahre-Serien 🙂
Grüße
Pano

Markus R.
1 Jahr zuvor

Ferdinand Piëch! Der Name fehlt hier m.E. unentschuldbar! Der Erfinder des modernen 5-Zylinders war Ferdinand Piëch.

Um 1972 war Porsche-Enkel Piëch, Schöpfer des Porsche 917!, gerade frisch bei Porsche entlassen (das hatte damals Porsche-familienpolitische Gründe) und hatte sich mit einem Ingenieur-Büro in Stuttgart selbstständig gemacht.

Keine Legende: Damals kamen Daimler-Leute zum jungen Ingenieur Piëch. Sie brauchten mehr Leistung für ihren Diesel (damals 240 D, 65 PS).

Piëch: „Macht‘s an Turbo dran, ich bau‘s euch.“
Die Daimlers: „Ohh Gott, nein. Zu teuer, zu neu, zu unzuverlässig… .“
Piech: „Macht‘s an Zyliiiinder draaan, ich bau‘s euch.“
Die Daimler: „Okay…“ (<= Kurzversion 🙂 )

PS. Nach dem gleichen für Daimler erprobten Rezept baute Piëch den Audi-5-Zyl. Er hängte an den VW-Iltis-Motor mit 1715 ccm geteilt durch 4 mal 5 (Zyl) = 2144 ccm (= Audi 100 5E, 1976).

Hightechsilber
Reply to  Markus R.
1 Jahr zuvor

Guter Mehrwert, danke!

Unentschuldbar finde ich das aber nicht 😉 Die Audianer erzählen uns auch nicht dass ihre Firma mal in den Händen des Sterns war und wer damals die personellen und vor allem konstruktiven Grundlagen erschaffen/beigetragen/mitgebracht hat damit Audi den Weg ins automobile Oberhaus überhaupt erstmal antreten konnte…

Porsche und Piech natürlich in Ehren, beide haben sich auch um ‚unsere‘ Marke verdient gemacht, egal ob sie das im Nachhinein wollten oder nicht… 😉

Hightechsilber
Reply to  Hightechsilber
1 Jahr zuvor

Porsche geht damit übrigens noch viel entspannter (und stolzer?) um, siehe z. B. die Museumskooperation mit Leihgabe, die Story des 500E, der Motor-Erprobungsträger von Porsche mit dem 124er etc.

Markus R.
Reply to  Hightechsilber
1 Jahr zuvor

to be fair

Der Textteil zu „andere Marken…“ aus Wikipedia wurde ohne Quellennennung gebracht, aber dort beim Lesen des Wiki-Artikels Ferdinand Piëch „vergessen“ (?!?!?!). Wer glaubt‘s?

Vergleicht:

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_OM_617&nbsp;

Andere Marken wie BMW, Alfa Romeo, Audi usw. hatten erst später vergleichbar starke Diesel im Angebot, wie
BMW ab 1983 den 2443-cm³-Sechszylinder M21 mit 85 kW, Audi 
ab 1982 einen 74 kW starken Zweiliter-Fünfzylinder-Turbo mit Ladeluftkühler und ab 1990 den 88 kW starken 2,5-l-TDI.

Textübernahme (ohne Quellenangabe) bei MBPassion.de (inkl. Schreibfehler)

2. https://mbpassion.de/2022/07/erster-5-zylinder-serien-pkw-kam-von-mercedes-benz/
Andere Marken, wie BMW oder Alfa Romeo oder Audi hatten erst später vergleichbar starke Diesel im Angebot. So kam 
BMW ab 1983 mit den M21 mit 85 KW, die Ingolstädter 
ab 1982 einen 74 kW starken Zweiliter-Fünfzylinder Turbo und ab 1990 einen 88 kW starken 2,5l TDI.

Gestrichen im MBpassion-Text (neben Piëchs Namen!):
BMW: „2443-cm-Sechszylinder“
Audi: „Ladeluftkühler“

Zuletzt editiert am 1 Jahr zuvor von Markus R.
Markus R.
Reply to  Markus R.
1 Jahr zuvor

Korrigierter Link Wikipedia (Sorräh!)

https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_OM_617

Jerome Reuter
Reply to  Markus R.
1 Jahr zuvor

Vielen Dank für Ihre Beiträge. Superinteressant für einen technischen Laien wie mich. Von solchem Input lebt ein guter Blog. Vielleicht sollten Sie hier auch mal einen Artikel schreiben :-).

Frank E.
Reply to  Hightechsilber
1 Jahr zuvor

Die Geschichte mit dem Ferdi ist halt eigentlich schon das Salz in der Suppe. Ich hab’s auch vermisst.

Egal wie man zu Ferdinand Piech und seinen Nachfolgern steht… Er war ein echter technischer Visionär und Pragmatiker.

Helge
1 Jahr zuvor

Das waren noch Motoren mit denen man eine Million Kilometer fahren konnte (Taxi).
Bei den heutigen CDI’s ist das eher die Ausnahme

Robin
Reply to  Helge
1 Jahr zuvor

Ab dem 651 ging es meiner Meinung nach mit der Dauerhaltbarkeit abwärts, wenngleich vermutlich immer noch etwas besser als die Konkurrenz.