Der Stern unter den Verteiler-Lkw feiert sein 25jähriges Jubiläum. 1998 präsentierte die damalige Daimler-Benz AG den Mercedes-Benz Atego während des internationalen Nutzfahrzeugsalons RAI in Amsterdam. Der Atego löste nach insgesamt 14 Baujahren die Baureihe LK („Leichte Klasse“) ab. Seine Entwickler hatten für die neue Generation ein wesentliches Ziel vor Augen: Die Konfigurationsmöglichkeiten des neuen Verteilerfahrzeugs sollten die Vielfalt der Einsätze im leichten bis mittelschweren Lkw-Segment abbilden. Das breite Spektrum reichte zu diesem Zeitpunkt vom Speditionsprofi mit Planen oder Kofferaufbau über Pritschen- und Kippfahrzeuge für das Bau- und Baunebengewerbe sowie Modelle mit spezieller Ausrüstung für kommunale Dienste bis hin zur aufbaufreundlichen Plattform für Sonderfahrzeuge.
Zunächst deckte der Atego das Segment von 6,5 bis 15 t zulässiges Gesamtgewicht ab. Die Fahrzeugfamilie umfasste 25 Grundtypen, sechs Leistungsklassen und vier Fahrerhausvarianten, um den vielfältigen Anforderungen des leichten bis mittelschweren Lkw-Segments gerecht zu werden. Zur Wahl standen die Reihenvierzylinder-Diesel der Baureihe OM 904 LA sowie die Reihensechszylinder-Diesel OM 906 LA. Aus 4,25 beziehungsweise 6,37 Liter Hubraum schöpften sie 90 bis 205 kW (122 bis 279 PS) und ein Drehmoment von 470 bis 1.300 Nm, dessen Maximum sich über den Bereich von 1.200 bis 1.600 Touren erstreckte.
Von den Anfängen der Baureihe an war es der Anspruch von Mercedes-Benz, der Klasse einen neuen Maßstab für Wirtschaftlichkeit zu geben. So wurden die Laufleistung der Aggregate auf 600.000 km heraufgesetzt und die Wartungsintervalle deutlich verlängert, um den Flottenbetreibern höchste Verfügbarkeit und attraktive Betriebskosten zu bieten.
Auch die Anforderungen an den Komfort am Arbeitsplatz waren deutlich gestiegen. Untersuchungen hatten gezeigt, dass Fahrer während der Warenverteilung durchschnittlich 30-mal pro Tag ein- und aussteigen. Die Konstruktion des Atego berücksichtige diese Erkenntnis. Das innovative Rahmenkonzept des Atego schaffte vorbildliche Ein- und Durchstiegsverhältnisse, um Berufskraftfahrern die Arbeit im städtischen und regionalen Verteilerverkehr zu erleichtern. Vier Fahrerhausvarianten trugen den unterschiedlichen Anforderungen im leichten und mittelschweren Lkw-Segment Rechnung. Sie umfassten neben den kompakten Ausführungen für den Verteilerverkehr und Baustelleneinsätze auch eine Version für den leichten Fernverkehr.
Nur ein halbes Jahr später, anlässlich der 57. IAA Nutzfahrzeuge, legte Daimler-Benz noch einmal nach und präsentierte den „schweren Atego“ mit höherem Rahmen, großvolumigen und dem noch leistungsstärkeren Reihensechser OM 926 LA (7,2 l Hubraum, 240 kW/326 PS) und zulässigen Gesamtgewichten von 18 bis 26 Tonnen, in 17 Grundtypen und zwei Leistungsklassen (170 kW/231 PS sowie 205 kW/279 PS, 1.300 Nm). Mit diesem Modell schloss der Fahrzeughersteller die Lücke zur schweren Actros-Baureihe. Das Telligent-Wartungssystem machte Wartungsarbeiten nur dann nötig, wenn sie entsprechend der tatsächlichen Fahrzeugbelastung auch erforderlich waren. Damit demonstrierte die Marke ein weiteres Mal, wie sich die Fahrzeugbetriebskosten effektiv senken ließen.
Der neue Mercedes-Benz Atego überzeugte die Transportwelt sofort und erhielt den begehrten Titel „International Truck of the Year 1999“. Aber auch ein ausgezeichneter Bestseller darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und benötigt regelmäßig eine Überarbeitung, um weiterhin Akzente im Segment zu setzen. Mit dem ersten Facelift 2004 zog unter anderem ein neues, wegweisendes Getriebe in den Atego ein. Das G85-6 mit Telligent Schaltautomatik einschließlich der Sicherheitssysteme ABS und ASR sowie dem Bremsassistent BAS hoben den Fahrkomfort auf eine Ebene, wie sie zuvor nur die schweren Lkw von Mercedes-Benz erreichten, und optimierten zugleich die Verkehrssicherheit. Auch das Motorenprogramm wurde erweitert und mit Hilfe der BlueTec-SCR-Abgastechnologie auf die Anforderungen der Abgasnormen Euro IV und V beziehungsweise EEV umgestellt. Mit Hilfe der dosierten Einspritzung von AdBlue gelang es, das Abgas effektiv um rund 60% von Stickstoffen zu befreien, die Rußpartikel fing ein hoch leistungsfähiger Dieselpartikelfilter ein.
Die Kabine, die es nun in den Varianten Verteiler, Fernverkehr und Komfort gab, war nun noch präziser auf die einsatzspezifischen Erfordernisse zugeschnitten und der Armaturenträger präsentierte sich im Look eines modernen Pkw. Der Atego machte endgültig Schluss mit den Zeiten herben Nutzfahrzeug-Charmes im leichten bis mittelschweren Segment.
Als erster Serien-Lkw mit Parallelhybridantrieb zu haben
Noch kurz vor der Modellerneuerung erwies sich die erste Generation Atego als ein Pionier der E-Mobilität im Nutzfahrzeug-Bereich. Das Modell BlueTec Hybrid 1222L war im Jahr 2010 der erste Serien-Lkw mit einem diesel-elektrischen Parallelhybridantrieb und EU-Typgenehmigung. Der 12-Tonner verfügte zusätzlich zum 160 kW (218 PS) starken OM 924 über einen wassergekühlten E-Motor mit 44 kW (60 PS) Spitzenleistung. Dieser war in der Lage, den Lkw bei niedrigen Geschwindigkeiten rein elektrisch anzutreiben. Bei höherem Tempo und hoher Lastanforderung schaltete sich der Diesel zu. Der E-Motor diente zudem als Generator und war somit in der Lage, in Schub- und Bremsphasen Bewegungsenergie zurückgewinnen und im Lithium-Ionen-Batteriepack des Atego bis zum nächsten Beschleunigungsvorgang zwischenzuspeichern. So ließ sich im städtischen Verteilerverkehr der Kraftstoffverbrauch um bis zu 20 Prozent und im Mittel um 10 bis 15 Prozent drücken. Aus diesem Grund erhielt der Atego von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2010. Zudem sicherte sich der Atego kurz darauf ein weiteres Mal den Titel „Truck of the Year“.
Zweite Generation mit hocheffizienten Euro-VI-Motoren
2013 rollte die zweite Generation des Verteilerspezialisten mit Stern an den Start – diesmal mit Euro-VI-konformen Motoren der Baureihen OM 934 LA und OM 936 LA, deren modernste Ausführungen heute noch den Atego antreiben. Das Leistungsangebot reichte nun von 115 bis 220 kW (156 bis 299 PS). Trotz der hohen Anforderungen an die Abgasqualität gelang es den Motorenentwicklern, den Verbrauch im Mittel um fünf Prozent gegenüber der Vorgängergeneration zu reduzieren. Dafür zogen sie alle Register ihres Könnens. Verantwortlich für diesen Erfolg war zum einen die moderne Common-Rail-Einspritzung, welche die Pumpe-Düse-Elemente ablöste, sowie hohe Zünddrücke und zum anderen aerodynamische Optimierungen an der Kabine. Es gelang ihnen obendrein, den Adblue-Verbrauch auf 2 bis 2,5 Prozent vom Dieselverbrauch zu senken. Verschiedene konstruktive Maßnahmen sorgten dafür, dass sich auch die Nutzlast nicht verringerte. Die Wartungsintervalle legten noch einmal zu auf 120.000 Kilometer, ein Plus von 20 Prozent. So freuten sich auch die Kostenrechner über deutliche Fortschritte.
Power-Shift 3 sorgt für hohen Fahrkomfort und große Wirtschaftlichkeit
Einen besonderen Komfort- und Effizienzfortschritt ermöglichte einmal mehr ein Getriebe, das so zunächst im großen Bruder für Furore sorgte. Das automatisierte Power-Shift-3-Getriebe mit sechs und acht Gängen und Freilaufmodus Eco-Roll verwaltete nun in Serie die Kraft des Atego. Damit waren die Zeiten des für die Telligent-Schaltung typischen „klack klack“ gezählt. Geschaltet wurde nun mit einem eleganten Lenkstockschalter. Einen Handschalter mit sechs oder acht Gängen plus Crawler gab es nur noch optional. Für den Kommunal- und andere spezielle Einsätze gab es auch noch einen Handschalter mit Kriechgang für Langsamfahrt oder ein Automatgetriebe mit fünf Fahrstufen. Als Quantensprung in Sachen Sicherheit erwies sich die Einführung der Fahrdynamikregelung ESP in Serie.
Eine Kernsanierung erfuhr mit Einführung der zweiten Generation auch die Kabinenlagerung: der Atego-Fahrer erlebte einen Komfort, wie er ihn zuvor nur vom Actros bekannt war. Seither stehen den Kunden vier Ausführungen und drei Längen zur Wahl. Das S-Haus Classic-Space ist in normaler und verlängerter Ausführung zu haben. Hinzu kommt das L-Fahrerhaus als Classic- oder Big-Space-Version mit Hochdach. Im großen Fahrerhaus lädt ein einteiliges Bett mit Siebenzonen-Kaltschaummatratze auch zu gelegentlichen Fernverkehrstouren ein. Auch eine Doppelkabine mit sechs Sitzen ist für die Anwendungen von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk oder kommunalen Betrieben zu haben.
Mercedes-Benz Uptime erhöht Verfügbarkeit und senkt Betriebskosten
2019 gelingt Mercedes-Benz ein weiterer wesentlicher Fortschritt, im Bemühen die Betriebskosten zu senken und die Verfügbarkeit zu erhöhen. Mercedes-Benz Uptime ist nun auch für den Atego verfügbar. Der Dienst gewährt dem Fahrzeugbetreiber und dem Mercedes-Benz Service Einblicke in den Fahrzeugstatus in Echtzeit. Er ist darüber hinaus in der Lage, Statusmeldungen des Lkw selbstständig zu interpretieren und daraus Handlungsanweisungen abzuleiten. So lassen sich ungeplante Ausfälle vermeiden und der Wartungs- und Servicebedarf zudem so vorausschauend planen, damit er die Logistikprozesse möglichst nicht stört. Das bei Einführung des Atego im Jahre 1998 abgegebene Versprechen, der neue Stern im Verteilerverkehr solle im Segment beste Werte für Komfort und Sicherheit erzielen, löste der Mercedes-Benz Atego damit auch nach 25 Jahren und in zweiter Generation immer wieder ein. Auch nach dieser Zeit ist er ein modernes Produkt, das den vielfältigen Anforderungen des Segments und der Flotten genügt.
Neueste Sicherheitsassistenzsysteme im Atego ab 2024
Ab April 2024 wird der Atego über die allerneuesten Sicherheitsassistenzsysteme verfügen. So zum Beispiel den Notbremsassistenten Active Brake Assist 6 (ABA6) und den Abbiegeassistenten Active Sideguard Assist 2 (ASGA 2). Grundlage hierfür ist eine neue Elektronikplattform und damit verbunden die sogenannte Sensorfusion zur Verschmelzung von Radar- und Kameradaten für einen noch großflächigeren Blick nach vorne und zur Seite. Dabei geht Daimler Truck mit seinen Sicherheitsassistenzsystemen in vielen Bereichen weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Etwa in der Form, dass zum Beispiel der ABA 6 aktiv in die Bremsung eingreifen und bei Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h nicht nur vor stehenden Fahrzeugen, sondern auch vor querenden, entgegenkommenden oder in der Spur fahrenden Verkehrsteilnehmern automatisch abbremsen kann.
Quelle: Daimler Truck AG