Mit dem Topmodell der V-Klasse – als V 300 d 4MATIC – hat man bei Mercedes-Benz nun eine Motorisierung im Angebot, die mit dessen 239 PS und 500 Nm bestens für die Langstrecke geeignet ist. Für entsprechenden Vorschub sorgt im Zweifelsfall der Allradantrieb 4MATIC, welcher optional für 4.150,72 Euro erhältlich ist. Wir haben das Modell nun in Österreich probegefahren.
Die V-Klasse: Großraumlimousine von Mercedes-Benz
Mit der V-Klasse entlang der Steilküste rund um Barcelona, oder durch den Großstadtverkehr von Berlin kann wohl jeder – anspruchsvoll wird die Fahrt dabei bei komplett schneebedeckten Straßenverhältnissen. Ein Fall für die V-Klasse mit 4MATIC Allradantrieb und einer der schneesichersten Gebieten in Österreich: rund um das Kühtai in den Stubaier Alpen am Kühtaisattel auf rund 2.020 Meter Höhe. Dabei gilt der Wintersportort Kühtai als einer der höchst gelegenen Skiorte in Österreich.
Vom Kühtai Richtung Innsbruck
Wir starten unsere Tour am örtlichen „Dorfstadl“ – wohl einer der schönsten Gaststätten in Kühtai und definitiv immer einen Besuch wert. Auf die Ortsverbindungsstraße Richtung Innsbruck abgebogen, bietet diese zuerst eine vollkommen schneebedeckte Straße. Im Grunde also beste Voraussetzung für den permanenten Allradantrieb der V-Klasse. Durch die erhöhte Sitzposition der Baureihe und die großen Fensterflächen haben wir hier jedoch alles bestens im Blick und können uns so entspannt der Streckenführung widmen.
V 300 d 4MATIC: Laufruhig und akustisch unauffällig
Als angenehm zeigt sich hier vor allen der laufruhige Vierzylinder, der sich bei der Fahrt meist akustisch bedeckt hält. Hier ist das Modell mit optionalen 4MATIC Allradantrieb gut gekapselt und lässt wenig Motorgeräusche in den Innenraum. Während Windgeräusche wenig auffallen, konnten entsprechende Fahrwerksgeräusche erst bei schlechteren Fahrbahnoberflächen wahrgenommen werden. Eine Geräuschkulisse, die man als sehr angenehm bezeichnen kann und die ganze Fahrt recht entspannt ablaufen lässt.
Dabei zeigt die Neungang-Wandlerautomatik sehr geschmeidige Gangwechsel, was das rund 2,2 Tonnen schwere Fahrzeug mit dessen 5,14 Meter Länge recht bequem von A nach B bewegen lässt. Bei Leistungsabforderungen wird entsprechend schnell zurückgeschaltet – je nach Situation wird der Gang dann aber – zumindest ab und an – ein wenig zu lang gehalten und zu spät wieder hochgeschaltet. Für eine sportliche Fahrweise empfiehlt sich hier weiterhin das Fahrprogramm „SPORT“, was wir selbst aber recht selten nutzen.
Transportraum für Personen und Gepäck
Die V-Klasse mit 4MATIC Antrieb – gerade in Verbindung mit der Topmotorisierung des V 300 d – ist dabei ein Fahrzeug, das als „VIP Shuttle“ bzw. als Großraumlimousine in nahezu allen Situationen ausreichend Leistung liefern kann und parallel die ihr gestellten Transportaufgaben mehr als gerecht wird. Dabei ist die hohe Durchzugskraft für Steigungen ebenso vorteilhaft, wie für Überholmanöver. Auf schneebedeckter Strecke sorgt die verbaute Allradtechnik zuverlässig dafür, dass die Motorkraft immer an das Rad, das gerade noch den besten Kontakt hat, verteilt wird – außer Lenken, Bremsen und die Bedienung des Fahrpedals wird hier wenig vom Fahrersitz gefordert. Bei Gefälle ist jedoch ein behutsamer Fahrer gefragt, zumal das Fahrzeuggewicht und deren Physik eine frühere Bremsung erfordert. Als Transportmittel ist das Fahrzeug wohl dank seines Allradantriebs und den souveränen Fahrleistungen aber oft erste Wahl.
Weniger Untersteuerungsneigung wünschenswert
Inwieweit sich ein optionales Agility-Control Fahrwerk mit selektivem Dämpfungssystem im Schnee als Vorteil erweist, bleibt fraglich – jedoch hält es die Wankbewegungen des Aufbaus sehr in Grenzen. Dabei ist der Allradantrieb 4MATIC für 4.150,72 Euro grundsätzlich immer nur in Verbindung mit dem AGILITY CONTROL Fahrwerk mit selektivem Dämpfungssystem (191,59 Euro – Serie bei Avantgarde oder Sport Paket Exterieur) erhältlich.
Bei Straßenunebenheiten zeigt sich so die V-Klasse mit weiterhin ausreichendem Komfort. Vorteilhaft wäre hier jedoch eine geringere Untersteuerungsneigung des Modells, was den Fahreindruck noch weiterhin positiv verbessern würde. So bleiben Lastwechselreaktionen in Kurven ab und an spürbar.
Die geschwindigkeitsabhängige Lenkkraftunterstützung liegt gut in der Hand und vermeidet Schwingungen vom Fahrwerk. Der Geradeauslauf zeigt sich beim 4MATIC-Modell ebenso ohne Mängel, was somit identisch zur Heckantriebsvariante des V 300 d ist. Dabei ist die Direktlenkung mehr als leichtgängig und punktet durch eine variable Lenkübersetzung mit geringen Lenkwinkeln.
Was uns gefallen hat:
- Bequeme, hohe Sitzposition mit guter Übersichtlichkeit
- Gute Fahrleistungen des V 300 d 4MATIC (Topmotorisierung)
- Übersichtlicher Wendekreis
- 360 Grad Kamera sorgt auch bei Schnee für gute Übersichtkeit bei Engstellen
- Bequeme Raumverhältnisse, auch für die Fondpassagiere sowie beim Kofferraum
- Schnell ansprechende Heizung, auch für den Fond
Was uns weniger gut gefallen hat:
- Demontage der Fond-Einzelsitze aufgrund deren Gewicht beschwerlich
- Laderaumteiler schwer demontierbar
- Altes Touchpad im Testwagen (erübrigt sich mit Einführung von MBUX)
Fazit: V 300 d 4MATIC
Für die V-Klasse mit 4MATIC Antrieb gibt es wohl wenig Gegenden, die damit nicht direkt – unabhängig des Wetters -befahren werden kann. Dabei ist das Fahrzeug mehr als Alltagstauglich, zumal es auch mit optionalem Allrad weiterhin die gängigsten Parkhäuser nutzen kann. Mit Antrieb auf beiden Achsen zeigt sich die Großraumlimousine so nicht nur auf Langstrecken zuhause, sondern auch abseits von Straßen, sei es für den Transport von Personen oder Material.
Ein Manko bleibt wohl der Preis: die 239 PS starke Variante startet als Kompaktmodell und permanenten Allradantrieb in der Grundausstattung erst bei 59.497,62 Euro und bleibt – auch als V 250 d 4MATIC mit 190 PS und 57.117,62 Euro, auch weiterhin kein Schnäppchen.
Bilder: Daniel Maurer