Der Fahrtest im G 500 4×4 ² – der „Quadrat“ der G-Klasse fasziniert

Test G 500 4x4 hoch 2

Endlich mal ein Fahrtest, wo wir auf die Kleinigkeiten, wie Parktauglichkeit, Kofferraumvolumen oder auf die Funktionalität weniger Acht geben müssen. Alles Punkte, die irgendwie total uninteressant erscheinen – zumindest beim G 500 4×4 ² mit dessen 43,8 cm Bodenfreiheit.  Nachdem das Modell bereits seit einigen Monaten in Graz in der Serienfertigung läuft, kam nun der Zeitpunkt, den „kleinen“ Ableger des G 63 6×6 einer Testfahrt zu unterziehen – statt 3 nun auf 2 Achsen, die Portalachsen blieben jedoch.

G 500 4x4

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G 500 4×4²: hier interessiert die Ladekante wenig
Mit Blick auf die Preisliste der G-Klasse ist der 4×4² mit 7 G-TRONIC PLUS Automatikgetriebe und 3.982 cm³ Hubraum im Grundpreis bei 230.169,80 Euro zu finden – in den Spalten der Preisliste zwischen  Mercedes-AMG G 63 mit 144.287,50 Euro und G 65 mit 273.938,00 Euro platziert.

Der G 500 4×4² verfügt über einen 8 Zylinder Bi-Turbo Motor mit 422 PS (3.982 cm³) und wird mit einem kombinierten Verbrauch von 13,8 Liter angegeben, – während die genannten AMG-Motorisierungen 571 und 630 PS leisten. Das „heisse Innen-V“ hat der Motor übrigens ebenso, da der Motortyp ebenso in Affalterbacher Modellen verbaut wird.

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Fahrzeug fast in Vollausstattung ab Werk
Doch eines bleibt beim 4×4² anders: nicht nur mit (fast nahezu) Vollausstattung, sondern auch dessen Portalachsen und einer Bodenfreiheit. Bereits der Blick auf die technischen Daten überrascht: die V-Max wird mit satten 210 km/h angegeben. Wohlgemerkt: in Verbindung mit Portalachsen somit wohl einzigartig im Segment. Obwohl: welches Segment überhaupt ? Konkurrenzprodukte des G 500 4×4² findet man zumindest bei der Marke mit Stern nur beim Unimog – der aber weniger Bequemlichkeit bietet und niemals überhaupt über 200 km/h laufen wird.

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Exklusive Lackierung in electricbeam glänzend als Sonderlack
Mit Blick in die Preisliste fallen vor allen die Aufpreise bei den Lackierungen auf, wo „electricbeam glänzend“ – als Sonderlack – für 20.706 Euro angeboten wird und so die Aufpreise für designo magno Lackierung mit 4.879,00 Euro oder designo bright mit 2.701,30 Euro oder designo metallic für 1.666,00 Euro schnell zum Schnäppchen erscheinen lassen.

Amüsant ist übrigens der serienmäßige Garagentoröffner im Innenspiegel des 4×4², – der wohl in den normalen Modellen durchaus seine Berechtigung hat. Das die Garage mit Normmaße da aber passen wird, halten wir für fraglich. Die fehlende Option für eine Anhängekupplung verwundert uns hingegen weniger, auch wenn der Motor durchaus über genügend Zugkraft verfügen würde. Eine Ausstattung, um den Druck der Reifen – auch während der Fahrt – anzupassen, wie man es vom G 63 6×6 gewohnt ist, gibt es im 4×4² übrigens nicht mehr. Schade, aber die nächste Sanddüne ist eben ja auch mehr als eine Tankfüllung entfernt.

Serienaustattung nahe der Vollausstattung
Sinnvolle Ausstattungsoptionen, wie eine beheizbare Windschutzscheibe oder Standheizung, oder ein Schiebedach sind aber bereits Serienausstattung, wie auch die üblichen Differentialsperren der G-Klasse. Die einzige notwendige Entscheidung bei der Bestellung bleibt – zumindest für uns – die Wahl der passenden Lackierung und der Polsterung – alles andere wird im Werk ja bereits als Serienausstattung verbaut. Obwohl: die Wahl, ob man das Modell mit Straßenbereifung – wie von uns gefahren – oder mit Offroad-Bereifung geliefert haben möchte, sollte man sicherlich auch noch beachten. Je nach Verwendungszweck des Modells, – auch wenn wir hier wohl meist den Jungle der Großstadt vermuten.

G 500 4x4

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Beim Blick auf die technischen Daten rollt der G 500 4×4² – mit 325/55 R 22-Bereifung – übrigens auf die gleiche Höchstgeschwindigkeit, wie das G 63-Modell von Mercedes-AMG, wobei der 4×4² die 100 km/h-Marke „erst“ in 7.4 Sekunden erreicht, im kombinierten Verbrauch aber mit 13.8 Liter auf 100 km mit der 8-Zylinder AMG-Variante gleichzieht. Mit Blick auf das Leergewicht eine gute Leistung. Aber: NEFZ, da kann man in der Realität gern noch einige Liter aufschlagen. Mindestens.

Kompetenz des G 500 4×4² im Offroad-Einsatz
Die Offroad-Kompetenz des 4×4² umfasst einen Rampenwinkel von 47,4 Grad – durchaus mehr, als beim Serienmodell mit bereits sehr guten 24 Grad. Der Böschungswinkel vorne und hinten umfasst nun nicht mehr 30 bzw. 27 Grad, sondern satte 51.6 und 43,8. Mit Blick auf die Steigfähigkeit absolvieren die AMG-Modelle bis zu 80 Prozent, wobei alle anderen Motorisierungen und Varianten 100 Prozent – bei entsprechendem Untergrund – absolvieren können. Die Bodenfreiheit von normal 23.5 cm (AMG-Modelle nur 22 cm) liegt nun bei „Quadrat“ 43,8 cm, die Watttiefe wird mit 100 cm (sonst 60 cm) angegeben. In Schräglagen kann das Modell mit Portalachsen bis zu 73 Prozent durchaus mehr, als die anderen G-Klasse-Modellen mit 54.

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Unser Fahrtest im „Quadrat“ – Fahrspaß hoch 2 !
Bereits der erste Kontakt mit dem 4×4² zeigte uns, dass wir uns erst ein wenig an das Gefährt gewöhnen müssen -. – mehr, als an andere. Mag man das „Höhersitzen“ in Fahrzeugen durchaus zu schätzen wissen, kann man in dieser Variante der G-Klasse – der kleineren Variante des G63 6×6, dessen Produktion bereits eingestellt ist,- regelrecht in die Fahrerhäuser von Lastkraftwagen hineinblicken.

Um auf dem Fahrersitz Platz nehmen zu können, zeigt es sich schnell als hilfreich, sich mit einer Hand am Lenkrad haltend auf den Fahrersitz „hinaufzuziehen“, – ein „hineinzuziehen“ wäre hier eher unpassend, solange man zumindest eine durchschnittliche Körpergröße besitzt. Gewohnheit, wie wir später feststellen.

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Portalachsen bis zu 210 km/h …
Das man uns im Hause Mercedes-Benz den exklusiven G 500 4×4² überhaupt für eine erste Testfahrt bereitstellt, wussten wir zu schätzen. Das neueste G-Modell, seit Jahrzehnten bei Mercedes-Benz bei der Karosserie nicht verändert, fasziniert(e) ja Generationen. Durch das neue 4×4²-Modell bietet man ein Variante als Serienmodell an, welche sich nicht nur von der Masse abhebt, sondern das Leistungswerten im Gelände bietet, die man wohl so nur vom Unimog gewohnt ist. Watttiefe ? 1 Meter. Bodenfreiheit ? 43,8 cm ! – und dann noch Portalachsen, mit den man bis zu 210 km/h unterwegs sein kann.

Rückwärts einparken ?
Nach den ersten Metern im G 500 4×4² wurde aber auch klar, dass sich das Fahrzeug im Grunde genauso fahren lässt, wie eine normale G-Klasse – abgesehen von der Höhe und den Außenmaßen. Wenige Meter nach der Werksausfahrt der Daimler AG in Möhringen suchten wir bereits noch einer ersten Haltemöglichkeit, – und mussten dazu bereits die Maße des Modells berücksichtigen. Sagten wir einen Parkplatz ? Wir nehmen deren Zwei, – und die muss man auch finden. Bereits bei der Ausfahrt äußerte die Damen vom Werkschutz, dass man bei der Rückfahrt am besten wieder direkt auf das Werksgelände fahren sollte, „in die Tiefgarage bekommen Sie das Teil ja wohl nicht hinein.“ Richtig, mit der Höhe könnte man auch Probleme bekommen.

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Fotomotiv on tour
Schnell fallen bei der Fahrt über die Autobahn die Reaktionen anderen Verkehrsteilnehmer auf, die hier das Mobiltelefon einsetzten, um zahlreiche Fotos zu erstellen. Negative Reaktionen unterblieben, meistens sah man sogar den „Daumen nach oben“. Komisch eigentlich, wo wir doch in einem Fahrzeug unterwegs waren, das von den Außenmaßen nicht nur unpraktisch erscheinen möchte, sondern zusätzlich keinesfalls als spritsparendes oder gar günstiges Modell durchgehen würde.

In Stuttgart scheint man die Faszination mit Stern klar zu verstehen, zumal der G 500 4×4² wohl eher als Dritt- oder Viertfahrzeug in die Garage…pardon, natürlich Halle.., Platz finden sollte.

G 500 4x4

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Über 3 Tonnen auf der Landstraße mit „B“-Schein
Von der Autobahn A8 wechselten wir auf die A81 Richtung Sindelfingen / Herrenberg und gingen erstmals ein wenig satter auf das Gaspedal. Nach der Aufhebung der 120 km/h-Beschränkung steigerten wir das Tempo auf 160 und später 180 km/h – und vernehmen parallel das lautere Rollgeräusch der Reifen. Alle anderen Fahrzeuge erscheinen uns parallel klein, unsere „höhergelegte“ Optik ermöglicht uns sogar zahlreiche Einblicke in Fahrerhäuser kleinerer Lkws,

Nach wenigen Kilometer wechseln wir erstmals auf die Landstraße Richtung Sulz, – erster kurzer Halt beim beim Bäcker. Also schnell quer geparkt, – alles andere wäre doch zu zeitaufwendig. Zwar wird die Rückwärtsfahrt durch eine Kamera unterstützt, die Parkplätze in der Ortschaft haben aber wohl eher kleinere Gefährte erwartet.

Kurze Zeit später – auf engere Landstraße mit Lkw-Gegenverkehr – wird uns erneut unsere Fahrzeugbreite bewusst. Vorsorgliches leichtes Abbremsen – aber im Grunde problemlos. Die Probleme liegen hier deutlich beim Einparken aufgrund dessen Breite und Höhe, oder in engen Straßenzügen, – das meiste kann man jedoch mit mehr Übung und Geduld meistern.

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Besuch im Meilenwerk und im Kundencenter
Nach kurzem Ausflug in leichtes Gelände tauschen wir erstmals den Fahrer. Frau am Steuer, Anna-Katharina – 19 Jahre. Anna fackelt also nicht lange, schiebt den Automatikhebel auf „D“ und lässt das Fahrzeug anrollen –  nicht ohne nochmals die Navigation und die elektrischen Spiegel eingestellt zu haben. Es geht Richtung Autobahn, zurück nach Böblingen – Ziel: Motorworld am Graf-Zeppelin-Platz.

Nun stellt weder die PS-Leistung, noch die Maße des Fahrzeuges irgendein Problem für die Fahrerin dar. Der G 500 4×4² – ausgestattet mit Straßenreifen – läuft bestens, sodass auch bei Erstkontakt alles klappt. Gut, unserer Fahrerin besitzt nicht dazu nur den B-Führerschein, sondern zusätzlich auch die „E“-Erlaubnis für Anhänger und denkt schnell einfach „breiter“ und passt so ihren Fahrstil darauf an, ohne großartig langsam oder unvorsichtig zu fahren. Durchaus flott und mit sicherer Hand geht es so durch das Schwarzwald-Vorland.

Am Biergarten des Meilenwerkes angekommen – das imposante Fahrzeug dazu auf 2 Parkplätzen abgestellt – gehen die Blicke der Gäste wechselnd zwischen Fahrerin und Fahrzeug. Unvergessen, auch für uns.

G 500 4x4

Nach kurzem Abstecher zum Mercedes-Benz Kundencenter in Sindelfingen überraschen wir dort eine Werksführung mit chinesischen Besuchern, die sich über das spontan bereitgestellte Fotomotiv aus Graz erfreuen – andere kontaktieren uns dazu später am Hügel des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart-Untertürkheim, ob man nicht ein kurzes Foto von „Made in Germany“ machen dürfte. Gern, auch wenn „Austria“ wohl korrekter gewesen wäre.

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Fahrgefühl und Eindruck
Vom Fahrgefühl fährt sich das Fahrzeug grundsätzlich G-typisch schwammig und indirekt, was auch die Portalachsen so nicht ändern. Das Fahrwerk des Modells ist dabei, auch aufgrund des hohen Fahrzeugschwerpunktes, straff ausgelegt und lässt den 4×4 (teilweise) auf der Straße ein wenig stuckern und teils nicken. Trotz eines Leergewichts von rund 3 Tonnen zeigt der G 500 4×4² jedoch einen satten Vortrieb, die 422 PS und 610 Nm Drehmoment des V8 Motors sorgen beim Lkw in Geländewagenoptik durchaus für eine sportliche Note und entsprechende Fahrfreude.

G 500 4x4

G 500 4x4

Allgegenwärtig bleibt der hohe Aufbau und die breite Spur, wo schnelle und enge Kurven nicht direkt der Freund des Modells sind. Im Gelände ist für den 4×4² hingegen kaum ein Hindernis zu groß, die G-Klasse wühlt sich hier einfach kurz durch und geht mit Leichtigkeit über Stock und Stein. Hier zeigt sich auch schnell der Vorteil der indirekten Lenkung, die Schläge bei Geländefahrt weniger stark an den Fahrer abgibt. Traktionsprobleme sind dabei für das SUV und seine Portalachsen mit den verschiedenen Sperren im Triebstrang aber nur eines: ein Fremdwort.

G 500 4x4

Fazit:
Auch, wenn die meisten Modelle des G 500 4×4² eher – mal wieder – im Großstadtjungle verschwinden, ist das Fahrzeug ein Modell mit außergewöhnlicher Geländetauglichkeit. Alleine die Wattiefe von 100 cm ist überragend, der Vortrieb mittels 4MATIC-Allradantrieb auf den bei uns verwendeten Straßenbereifung ist – im Hinblick auf die ganze Masse des Fahrzeuges – bestens. Überraschend schnell konnte man sich jedoch an das Volumen des Fahrzeuges gewöhnen, welches – abseits von Parkhäusern oder einfachen Parklücken – tatsächlich auch problemlos gefahren werden konnte. Seinen Vorteil hat das Fahrzeug aber definitiv im Gelände, welches man mehr als bequemst durchfahren kann.

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Etwas vergessen? Ganz sicher aber nicht die Angabe des Spritverbrauchs. Wer sich ein solches exklusives Fahrzeug zulegt, fragt eigentlich nur nach der Reichweite des Tanks .. – und da kann die Spanne durchaus größer sein, je nach dessen Fahrstil...

Der Testwagen im Überblick:

G 500 4×4², 7G TRONIC PLUS, 422 PS, 3.982 cm³ Hubraum, 323 g/km CO2-Emission, 230.169,80 Euro

Auszug aus der Serienausstattung des Sondermodells:

  • Verstelldämpfung – zwei Gasdruck-Federbeine pro Rad
  • Portalachsen vorne und hinten, mit Portalgetrieben an den Achsköpfen, Portalstütze und Spurweite VA 1.762 mm und HA 1.799 mm
  • Bereifung 325/55R22 auf 9.5Jx22 ET 58 – Leichtmetallräder im 5-Doppelspeichen-Design
  • Hochleistungsbremsanlage, hydraulisch, 380×36 VA, 370 x 18 mm HA
  • Sportabgasanlage mit 2 Doppelendrohrblenden seitlich links + rechts in Edelstahl poliert
  • Chrom Paket, Exklusiv Paket, Sitzkomfort-Paket, DINAMICA Interieur-Paket
  • Exterieur Edelstahl-Paket
  • Standheizung
  • TV-Tuner
  • Sportlenkrad mit Mikrofaser DINAMICA / Leder Applikation
  • Harman Kardon Logic 7 Surround-Soundsystem 450 Watt, 12 Lautsprecher
  • Einbruch-Diebstahl-Warnanlage EDW
  • Feuerlöscher montiert vorne am Fahrersitz
  • Zierelemente AMG Carbon
  • COMAND Online
  • Schiebedach elektrisch mit Hebefunktion
  • Windschutzscheibe heizbar
  • Geländeuntersetzung
  • designo Leder Interieur einfarbig
  • Schalter Differentialsperren
  • Memoryfunktion für Sitze und Kopfstützen vorne
  • Innenspiegel automatisch abblendend
  • Bi-Xenon Scheinwerfer
  • Aufpreis von 18.850 Euro für Farb-Paket für solarbeam metallic, tomatored metallic, aliengreen uni, sunsetbeam metallic, galacticbeam metallic
  • Aufpreis für electricbeam glänzend als Sonderlack: 20.706,00 Euro

 

Unser Dank geht an die Verantwortlichen des MSC Falke Sulz für die Bereitstellung Ihres Geländes, sowie an das Mercedes-Benz Museum in Stuttgart für den Support vor Ort und dessen Bereitstellung der Arena und des  Museumshügel sowie an das Mercedes-Benz Kundencenter in Sindelfingen.  Ebenso Danke an Mercedes-Benz für die Bereitstellung des Fahrzeuges an die Verantwortlichen am Standort in Möhringen.

Bilder: MBpassion.de / Philipp Deppe