Exterieur Design von Mercedes-Benz Fahrzeugen soll begehren wecken

Eine der Hauptaufgaben des Mercedes-Benz Exterieur Designteams ist es begehren zu wecken, denn jedes Fahrzeug erzeugt eine emotionale Wirkung beim Betrachter. Proportionen, Oberflächen sowie Details sind die entscheidenden Elemente für Fahrzeuge von Mercedes-Benz. Übergreifend gilt die Designphilosophie der Sinnlichen Klarheit, definiert durch sechs Guidelines des Design Codes. Diese einzigartige Designphilosophie wird für jedes Modell entsprechend interpretiert und weiterentwickelt, wodurch jede Baureihe ihren eigenständigen Charakter erhält und dennoch stets als Mercedes-Benz erkennbar ist. Konkret handelt es sich bei der Guideline um diese folgenden Punkte:

  • Unexpected Moments
    Mit ihrem Design schaffen die Mercedes-Benz Designer hochemotionale Erlebnisse und positive Überraschungsmomente: Freude am Unerwarteten, Außergewöhnlichen, Erhabenen. Durch „Unexpected Moments“ gestalten die Designer Ikonen und inszenieren diese sinnlich.
  • Stimulating Contrasts
    Die ästhetische, gestalterische Auseinandersetzung im Umgang mit Materialität, Farbigkeit und formaler Ausprägung entspricht der Bipolarität der Marke Mercedes‑Benz. Emotion und Intelligenz sind die Pole, in deren Spannungsfeld die Designer bewusst die „Harmonie der Kontraste” suchen und stimulierende Kontraste erzeugen.
  • Stunning Proportions
    Gutes Design basiert auf beeindruckenden Proportionen, da durch sie Kraft, Harmonie und Stimmigkeit ausgedrückt wird. „Stunning Proportions“ stehen im Fokus der Arbeit der Mercedes-Benz Designer.
  • Freeform & Geometry
    „Freeform & Geometry“ ist Ausdruck einer skulpturalen, dreidimensionalen Flächengestaltung: Klare, erfassbare Grund-Geometrien liegen der Mercedes-Benz Formgestaltung zugrunde und werden durch sinnliche, skulpturale Flächen perfektioniert.
  • Significant Graphics
    Durch „Significant Graphics“ machen die Mercedes-Benz Designer Präzision, Refinement und Hightech optisch erlebbar. Sie stehen in spannungsreichem Wechselspiel mit den sinnlichen Formen. Raffiniert gestaltete, präzise Details setzen somit Akzente in die sinnlich-skulptural gestalteten Fahrzeugkörper.
  • Natural Attraction
    Körperhaft anmutende, spannungsvoll-muskulös modellierte Formen sowie natürliche Reize, haptisch erfassbare Materialien, Farben und Stimmungen erzeugen „Natural Attraction“ und bieten ein sinnliches Erlebnis.

Im Exterieur Designteam werden die Formen und Proportionen aller Fahrzeuge des Daimler Konzerns gestaltet. Insbesondere die Produkte der Kernmarke Mercedes-Benz sind als wichtigste Botschafter des Unternehmens auf allen Straßen weltweit unterwegs. Ob A-Klasse oder Actros: Was den Stern trägt, muss die Kernwerte der Marke, Emotion und Intelligenz, überzeugend belegen und kommunizieren.

„Ein Auto muss intelligent und schön sein“, sagt Robert Lesnik, Leiter Exterieur Design. „Alle guten Fahrzeugentwürfe der Geschichte waren üppig und sinnlich – deswegen sind die Klassiker heute so begehrt. Das Schönheitsideal dieser Formen ist einfach attraktiv.“ In diesem Spannungsfeld von „hot“ und „cool“, von Form und Funktion, von raffiniert und einfach, bewegen sich alle Entwürfe.

Lesnik weiter: „Wir streben nach aufregenden, muskulösen Formen, hinzu kommen anregende Kontraste von Material, Farbe und Form. Präzision und anspruchsvolle Hightech werden durch signifikante Linien zum Leben erweckt. Aufregende Proportionen bringen Energie zum Ausdruck und halten das Ganze zusammen. Die sinnliche Form der Fahrzeugschultern geben einem Entwurf zusätzliche Attraktivität.“

Die Essenz: Proportionen machen einen Entwurf lebendig
Lesnik unterstreicht: „Proportionen sind der essentielle Teil des Fahrzeugdesigns. Und umwerfende Proportionen sind Mercedes typisch. Wir wollen, dass alles an seinem richtigen Platz ist, gerade wenn wir nach dem Ideal der Einfachheit streben. Dann können wir hier noch eine Linie wegnehmen und dort noch eine. Unser Weg führt weiter in Richtung Klarheit, wir geben Dingen ihre Form nicht durch Linien, sondern durch Flächen. Die Flächen werden durch Licht strukturiert, das ist sehr anspruchsvoll und eine Herangehensweise voller Nuancen.“ Der Leiter des Exterieur Designs bringt die Weiterentwicklung auf den Punkt: „Die Zeit der Sicken ist vorbei.“

Dabei beginnt die Arbeit in der Konzeptphase mit ersten Proportionsstudien und endet mit der formalen Freigabe zur Produktion des fertig entwickelten Fahrzeugs. Dies beinhaltet auch sämtliche Details, denn sie beeinflussen das Gesamterlebnis des Kunden. Auch für Scheinwerfer, Räder, Grills sowie diverse Ausführungsvarianten gilt das Gebot der Sinnlichen Klarheit. Die Herausforderung ist es, etwas Neues, Überraschendes zu entwerfen, das dennoch sofort als typisch für Mercedes zu erkennen ist. Beispielhaft seien die Scheinwerfer, die „Augen“ des Autos, erwähnt: Das S-Klasse Coupé hat für die besondere Ausstrahlung sowohl die Tagfahrlicht-Augenbraue in den Scheinwerfern als auch Swarovski-Kristalle. Die Scheinwerfer der neuen E-Klasse wurden hingegen als Glasskulptur entworfen und rufen einen weichen Lichtvorhang hervor. Neben diesen „heißen“ Emotionen erfüllen beide Scheinwerferentwürfe auch einen „coolen“, intelligenten Zweck: Sie sind dreidimensional geformt und sorgen für eine gute Erkennbarkeit nicht nur bei Nacht, sondern machen mit ihrem Tagfahrlicht-Signet einen Mercedes auch am Tag unverkennbar.

Definiert wird die Designphilosophie durch fest verankerte Grundsätze. Nach diesen Guidelines des Design Codes werden alle Mercedes-Benz Baureihen gestaltet. Wichtige Bestandteile sind das Bewusstsein um die einzigartige Historie der Marke, in der Intelligenz und Emotion zusammenwirken, eine neue Formensprache, die Sinnlichkeit mit puristischer Klarheit vereint, sowie der Mut, Einschränkungen nicht als gegeben zu akzeptieren, sondern mit innovativen Ideen bestehende Grenzen zu überschreiten, um begehrenswerte Automobilvisionen zu verwirklichen.

Die Designphilosophie wird stetig weiterentwickelt. Den nächsten Schritt bei der Weiterentwicklung der Designsprache von Mercedes-Benz bei Serienfahrzeugen markiert das sportlich-exklusive E-Klasse Coupé. Es zeigt mit perfekten Proportionen ein puristisches, flächenbetontes Design mit reduzierten Linien sowie sinnlichen Formen. Hot und cool zugleich, repräsentiert die reduzierte Formensprache Schönheit und Eleganz und betont die sportlich-luxuriöse Persönlichkeit dieser exklusiven Variante der E-Klasse.

„Concept EQ“: Exterieur Design mit neuer Elektro-Ästhetik
Wie die Mercedes-Benz Designphilosophie Fahrzeuge einer neuen Generation prägen kann, zeigt beispielhaft die Studie „Concept EQ“ (Debüt auf dem Pariser Salon 2016): Das Elektroauto bietet eine avantgardistische, moderne und eigenständige Elektro-Ästhetik. Gleichzeitig offenbart das auf das Wesentliche reduzierte Design des visionären Showcars eine verführerische Progressivität.

Die monolithische Grundform des „Concept EQ“ verbindet SUV-Gene mit einem dynamischen Coupé-Charakter und Shooting Brake-Anleihen am Heck. Durch das flache und gestreckte Greenhouse entstehen kraftvoll-puristische Proportionen. Für die neue Elektro-Ästhetik sorgen die charakterstarken Grafiken der Front und des Hecks (Signature Graphics) sowie der fließende Übergang von der glänzend schwarzen Motorhaube über die Windschutzscheibe bis zum dunkel getönten Panoramadach – ein spannender Kontrast zur Lackierung in Alubeamsilber.

Kaum wahrnehmbare Karosseriefugen, verdeckte Scheibenwischer, Kameras anstatt Außenspiegel und der Verzicht auf gewöhnliche Türgriffe unterstreichen die gestreckte und dynamische Silhouette, lassen das SUV-Crossover wie aus einem Guss wirken und verringern den Luftwiderstand. Die bewusst reduzierte Seitenansicht, breite Schultern und große Leichtmetallräder im 21-Zoll-Format erzeugen Dynamik schon im Stand. Eine Dynamik, die schon in naher Zukunft konsequent umgesetzt wird.

Design bei Nutzfahrzeugen: So wichtig wie beim Personenwagen
Die Grundsätze der Designphilosophie gelten auch für die Nutzfahrzeuge von Mercedes-Benz. Kai Sieber, Leiter Design Brands & Operations, ist verantwortlich für das Nutzfahrzeug-Design: „Auch das Design der Nutzfahrzeuge muss vor allem bei Mercedes-Benz die Kernwerte der Marke glaubhaft kommunizieren. Die Ausprägung mag eine andere sein als bei den Pkws, aber auch unsere großen Fahrzeuge müssen intelligente Lösung hervorbringen und zugleich begeistern.“

Die Designer der Daimler AG sind auch für das Design der Nutzfahrzeuge zuständig, sowohl für das europäische Mercedes-Benz Programm, als auch für Fahrzeuge, die unter dem gleichen Markennamen in Brasilien gebaut werden, ebenso wie für Freightliner und Western Star in den USA, für Mitsubishi-Fuso in Japan, für Bharat‑Benz in Indien und für Evobus. Globales Denken ist dabei unabdingbar, da die Designer Synergien generieren müssen. Zwar braucht jede Marke ihre eigene Identität, dennoch müssen einzelne Komponenten austauschbar sein.

Die größte Herausforderung im globalen Nutzfahrzeug-Netzwerk ist das Denken in Modulen, um einerseits Synergien zu generieren und anderseits spezifische Marktbedürfnisse zu befriedigen. So sieht beispielsweise der Atego, der in Deutschland produziert wird, anders aus als das in Brasilien gebaute Modell. Doch der Horizont der Designer in Sindelfingen endet nicht bei den Mercedes-Benz Modellen Actros, Atego, Antos, Arocs, Unimog, Zetros und Econic, sondern reicht bereits bis zur nächsten Generation: bis zum Future Truck 2025, dem Urban eTruck, dem Vision Van und dem Future Bus.

Urban eTruck: Realitätsnahe Designstudie
Die Designstudie Urban eTruck ist extrem innovativ und sowohl schön als auch intelligent. Dabei ist das futuristisch wirkende Fahrerhaus nicht etwa realitätsfern, es basiert auf der Kabine des serienmäßigen Verteiler-Lkw Mercedes-Benz Antos. Die Formen der Fahrerkabine sind weich und fließend, extrem reduziert und schnörkellos – keine sichtbare Fuge stört das Bild. Der Urban eTruck verkörpert die Mercedes-Benz Designphilosophie der Sinnlichen Klarheit und die Polarität zwischen „hot & cool“ erzeugt die für das Mercedes-Benz Design charakteristische Spannung.

Der Future Truck 2025: Überraschend anders
Wie überraschend und zugleich anspruchsvoll Lkw-Design sein kann, demonstriert der Future Truck 2025. Die Designer entschlossen sich, das „Gesicht zu verstecken“, es aber gleichzeitig runder und freundlicher zu gestalten. Erst mit dem Motorstart wird der Kühlergrill durch ein weiches weißes Licht sichtbar. Dieses wechselt zu einem friedlichen blauen, pulsierenden Licht, wenn der Lastwagen automatisiert fährt. Das Design kommt mit vereinzelten Linien aus, wodurch diese eine besondere Bedeutung erhalten. Die Frontscheibe besitzt eine „Augenbraue“. Durch den damit erzeugten Blick bekommt die Front etwas Vertrauenswürdiges. Bei der Proportionierung der Front orientierten sich die Designer an der Fibonacci-Kurve – der italienische Mathematiker des 13. Jahrhunderts versuchte die goldenen Proportionen der Natur in geometrische Formeln zu überführen.

Vision Van: Revolutionäre Transporter-Studie
Die Daimler Designer verantworten auch das Van-Design, in dem die V-Klasse eine besondere Rolle als Großraum-Limousine im Pkw-Programm einnimmt. Die V‑Klasse ist nicht nur intelligent, sondern durch ihr Design auch sehr emotional. Der Nutzfahrzeug-Bruder der V-Klasse ist der Vito. Das Exterieur ist bei unterschiedlicher Ausprägung in Front und Heck klar und sinnlich geformt. Was die V-Klasse jedoch maßgeblich vom Vito unterscheidet, ist das Interieur: moderner Luxus für die V-Klasse und moderne Klarheit für den Vito.

Mit dem Vision Van präsentiert das Unternehmen eine revolutionäre Transporter-Studie für den urbanen Raum. Die spannende Gesamtkomposition aus Emotion und Intelligenz ist ein weiteres Beispiel für die gelungene Anwendung der Designsprache der Sinnlichen Klarheit. Mit sinnlichen Flächen und perfekten Proportionen im Kontrast zu sehr klaren Formen unterstreicht das Design seine Funktion als Plattform für ein intelligent vernetztes Zustellfahrzeug der Zukunft. Die hochkomplexe Technik ist sowohl im Exterieur als auch im Interieur maximal reduziert und somit extrem benutzerfreundlich gestaltet und vernachlässigt dabei keinesfalls den hohen Anspruch an Ästhetik und Schönheit.

smart Design: „One and a half box“ als evolutionäre Weiterentwicklung
Auch die kleinste Baureihe des Unternehmens, smart, verantworten die Designer der Daimler AG, ebenfalls unter der Leitung von Kai Sieber. Das Design von smart fortwo, smart fortwo cabrio und smart forfour ist klar-puristisch sowie sehr progressiv und spiegelt so wider, wofür smart steht: FUN.ctional Design. Denn die Marke wird von den zwei Polen Herz und Verstand geprägt. Der aktuelle smart weist das so genannte „One and a half box“-Design auf, eine evolutionäre Weiterentwicklung der Silhouette.

Typisch smart ist vor allem die tridion Zelle, die nicht nur ein skulpturales Volumen verleiht, sondern zugleich ein grafisches, von Weitem erkennbares Alleinstellungsmerkmal ist. Charakteristisch ist dabei vor allem die farbliche Trennung von tridion Zelle und Bodypanels/Karosserie. Zu den besonderen Merkmalen zählen aber auch die Silhouette mit den ultrakurzen Überhängen, die klaren Linien und Formen und das weiterentwickelte sympathische Gesicht, zu dem der smart-typische Grill entscheidend beiträgt.

Quelle: Daimler AG

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Daniel Bär
7 Jahre zuvor

https://danielbaer.blog/2017/03/18/fiese-psychotricks-beim-autokauf/

Mercedes macht´s vor.

Alle drei Jahre das gleiche Luxusproblem. Der Leasingvertrag läuft aus, ein neuer muss her.

Eine halbe Stunde sass ich auf dem Fahrersitz der Mercedes C-Klasse T-Modell und lauschte dem Monolog des Verkäufers, bevor ich auch nur einen Meter gefahren bin. Solange hat nämlich die Einweisung gedauert bis ich vom Hof rauschen durfte. Jetzt sitzt man bei so einer Probefahrt nicht im schnöden Basismodell. Das nämlich zieht keine Wurst vom Teller und punktet auch ansonsten nicht mit alleinstellungsmerkmal behafteten Extras.

Das Fiese an solchen Probefahrten ist die zunächst großzügige Ausstattung des Fahrzeugs wie auch die großzügig bemessene Zeit, die mir zum Testen zur Verfügung stand: Freitagnachmittag bis Montag früh hatte ich ausgiebig davon, um dem teuflischen Haben-Will-Gen zu widerstehen. Was soll ich sagen? Meine anfängliche Skepsis war riesig, bin ich doch seit Jahren ein vermeintlich vernunftgesteuerter Passat-Variant-Lenker und in puncto Auto ein eher sachlich nüchterner und als Familienvater zwangsläufig praktisch orientierter Autobenutzer. Dachte ich. Da spielen der Platz für die Kinder auf den Rücksitzen und der riesige Kofferraum tragende Rollen, wenn es um die finale Entscheidung geht.

Doch es kam wie es kommen musste. Sämtliche Argumente, die ich jahrzehntelang und vehement gegen das Fahren eines Mercedes´ verwendet hatte lösten sich Kilometer um Kilometer mehr und mehr in Luft auf. Aber warum, verdammt noch mal? Das Raumangebot, besonders auf den Rückbänken, ist nun mal im Passat großzügiger bemessen. Ebenso ist das Kofferraumvolumen im Passat größer. In einen Passat bekomme ich für das gleiche Geld noch immer deutlich mehr reingepackt als in einen Mercedes. Warum also ließ ich mich überhaupt auf das Experiment mit der Probefahrt ein, obwohl schon seit drei Jahren im Familienkreis klar war, dass der nächste Wagen wieder ein VW und zwar der Tiguan werden sollte.

Das Design der bisherigen Mercedesmodelle fand ich in den letzten Jahrzehnten nur langweilig und war für mich zum Sinnbild eingestaubter und arroganter Autobauerkultur verkommen, die – wenn überhaupt – nur noch die oberen Zehntausend oder selbstverliebte Staatspräsidenten ansprach. Spätestens mit der Entwicklung der neuen Front, die den Stern jetzt im Kühlergrill trägt, der neuen A-Klasse und dem Markteintritt des GLA hat die Marke ihre Dynamik wieder gefunden, die unmittelbar auch mich angesprochen hat und wieder als Option in Frage kam. Designmäßig hatte Mercedes bei mir also schon gewonnen. Aber reichte das?

Ja! Im Prinzip reichte das schon. Eine wirklich rationale Begründung, warum entgegen sämtlicher vernünftiger Gründe die Entscheidung auf das Auto mit dem Stern fiel, kann ich bis heute nicht liefern. Ich bin bestimmt ein Opfer von Neurowissenschaftlern geworden, die mit fiesen Psychotricks Menschen dazu bringen, Dinge zu kaufen, die sie unter rationalen Gesichtspunkten niemals kaufen würden. Kürzlich habe ich den Vortrag eines Hirnforschers gehört, der zum Thema „Neuromarketing“ die Vorgehensweise der Stuttgarter Autobauer bei der Entwicklung neuer Designs eindrucksvoll beschrieb. Ob wir etwas schön finden, entscheidet nicht das Auge, sondern das Gehirn. Dabei haben Wissenschaftler festgestellt, dass bestimmte Hirnareale an der ästhetischen Beurteilung beteiligt sind. Die Aktivität von Hirnarealen lässt sich sichtbar machen. Sie „leuchten“ quasi auf. So weit die vereinfachte Beschreibung der Hirnforscher.

Um die Designs der neuen A-Klasse auf Marktfähigkeit zu testen, hat Mercedes Studenten zusammen gerufen, die sie kurzerhand in eine Röhre gesteckt haben, mittels der sie die Hirnaktivitäten ihrer Probanden überprüfen konnten. Dann wurden den Personen Fotos von unterschiedlichen Designstudien gezeigt. Besonders heftiges Leuchten in den betreffenden Hirnarealen zeigte den Designern, dass sie mit bestimmten Gestaltungselementen und Linienführungen starke Kaufanreize wecken würde. So oder so ähnlich hat es in meinem Gehirn wahrscheinlich auch „geleuchtet“ als ich die ersten Modelle der neuen A-Klasse auf der Straße gesehen habe. Nicht zuletzt dadurch hat Mercedes Benz es geschafft, neue Käuferschichten anzusprechen. Das belegen auch die Absatzrekordzahlen aus 2016. Technische Daten und Zahlen sind vergleichbar, Designs nicht. Das führte letztlich auch dazu, dass ich auf einige Sonderausstattungen, die bei gleichem Listenpreis noch locker beim Tiguan drin gewesen wären, zugunsten der Marke Mercedes verzichtet habe. Rational gesehen totaler Irrsinn, aber Autos werden nun mal nach emotionalen Gesichtspunkten vermarktet. Erst im zweiten Step spricht man über Verbrauchs- und Sicherheitsaspekte. Und auch hier sind die Schwaben äußerst innovativ und das schon seit Jahrzehnten. Ein Kaufargument pro Mercedes war das für mich nie. Dazu waren sie einfach zu hässlich.

Planmäßig soll die Übergabe am 01. Juni erfolgen. Es wäre schlichtweg gelogen, wenn ich sagen würden, dass mich die Tage bis dahin emotional kalt oder gleichgültig ließen. Der Hirnforschung sei Dank!

https://danielbaer.blog/2017/03/18/fiese-psychotricks-beim-autokauf/

Benzfahrer
Reply to  Daniel Bär
7 Jahre zuvor

Klasse geschrieben!
Und dazu kommt noch die hervorragende Betreuung bei den Niederlassungen bzw. den Vertragshändlern – Zumindest in meinem Fall.
Ich fahren nach 8 Opel jetzt schon den zweiten Benz, und der dritte kommt im Mai 😉

Marc W.
Reply to  Benzfahrer
7 Jahre zuvor

Man kann nur zustimmen – und umgekehrt loben:
das neue Design hat offenbar viele neue Freunde gefunden (oder ist es doch nur normales Wachstum der nachziehenden fremden Länder), und diejenigen, die das alte so liebten, kaufen weiterhin, weil der Service wirklich outstanding ist.
Aber: wer mal (poolbedingt) Passat fahren musste, wird ihn bei allem Respekt niemals mit einem C oder E vergleichen. Der hohe Benz-Preis ist allemal gerechtfertigt und ist in einer Gesamtrechnung sogar extrem wirtschaftlich 🙂

Hans
7 Jahre zuvor

Super Beitrag . Mir ging es ähnlich , konnte dem neuen Stern Design einfach nicht Wiederstehen.

Extras dir unnötig Erscheinen würden dazu bestellt , ist ja schließlich ein „Mercedes“ .

Hans
7 Jahre zuvor

Super Beitrag . Mir ging es ähnlich , konnte dem neuen Stern Design einfach nicht Wiederstehen.

Extras dir unnötig Erscheinen würden dazu bestellt , ist ja schließlich ein „Mercedes“ .

Gino
7 Jahre zuvor

Individualität bei jedem Modell? Ich habe selbst als eingefleischter Mercedes-Fahrer kaum noch eine Chance, ein Auto von hinten kommend zu unterscheiden…

Aber es ist wohl so gewollt und alle finden es klasse.

Über Geschmack lässt sich streiten, aber dass die Design Abteilung so tut, als wäre jedes Modell eine individuelle Kreation, kann ich nicht nachvollziehen. Da haut man sich gehörig die Taschen voll.

Thomas
Reply to  Gino
7 Jahre zuvor

Ich glaube schon, dass die das ernst meinen und auch leben. Dazu müsste man auch mal sehen, wie ein bestimmtes Fahrzeug zu Beginn des Designprozesses aussieht und dann im Zuge der Anpassung an Normen, Ratings, etc. immer mehr zu einem Produkt wird. Evtl. versteht man dann diesen Text auch besser.