Mercedes-Benz investiert in Wörth rund 70 Millionen Euro

Bei Mercedes-Benz Lkw wurde heute ein wichtiger Meilenstein mit zahlreichen Gästen gefeiert. Gemeinsam mit Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, und Dr. Volker Wissing, Minister für Wirtschaft und Verkehr Rheinland-Pfalz, eröffneten Stefan Buchner, Mitglied des Vorstands der Daimler Truck AG, verantwortlich für die Regionen Europa und Lateinamerika und die Marke Mercedes-Benz Lkw, und Thomas Zwick, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Benz Werk Wörth, anderthalb Jahre nach dem Spatenstich das erweiterte Entwicklungs- und Versuchszentrum in der Südpfalz.

Rund 50 Millionen Euro wurden in das Kompetenzzentrum für die Entwicklungsarbeit von Lkw investiert – unter anderem für ein neues Prüfstandgebäude für System- und Gesamtfahrzeugtests und ein Büro- und Werkstattgebäude. Zusätzliche rund 20 Millionen Euro flossen in den hochmodernen Lkw-Rollenprüfstand für umfassende Tests von Mercedes-Benz Lkw in Echtzeit. Die Anlage ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Mercedes-Benz Truck Testing Campus und wurde 2019 in Betrieb genommen.

Stefan Buchner: „Die neuen Entwicklungs- und Versuchskapazitäten ergänzen perfekt die Aktivitäten unserer Lkw-Produktion in Wörth. Durch die Bündelung der Entwicklungsumfänge gewinnt der größte Standort von Mercedes-Benz Lkw weiter an Bedeutung und bietet attraktive, langfristig abgesicherte Arbeitsplätze in der Südpfalz.“

Prof. Dr. Uwe Baake, Leiter Produktentwicklung Mercedes-Benz Lkw, ergänzt: „Unser neuer Lkw-Rollenprüfstand ist einer der modernsten in Europa. Wir haben Tests und Messungen dank seiner präzisen Fahrsimulation für konventionelle und alternative Antriebsstränge von der Straße in die Prüfhalle geholt und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Entlastung öffentlicher Straßen.“

Malu Dreyer: „Die Landesregierung ist sich der Bedeutung der Automobilindustrie für die rheinland-pfälzische Wirtschaft sehr bewusst. Sie ist zu einer der wichtigsten Branchen im Land herangewachsen. Für mich und meine Landesregierung steht fest: Gemeinsam mit Herstellern und forschenden Clustern wollen wir die Nutzfahrzeugindustrie im Land zu einer Gewinnerin der digitalen Transformation machen.“

Dr. Volker Wissing ergänzt: „Rheinland-Pfalz entwickelt sich mehr und mehr zum Taktgeber für neue Entwicklungen in der Fahrzeugindustrie. Ob autonomes Fahren, neue Antriebe oder modernste Testflächen – Innovationen werden in Rheinland-Pfalz gemacht. Die Investitionen der Unternehmen zeigen, dass in Rheinland-Pfalz hervorragende Standortbedingungen herrschen. Wir können optimistisch in die Zukunft blicken. Die hier betriebene Entwicklungsarbeit wird Rheinland-Pfalz langfristig einen Platz als feste Größe in der Fahrzeugindustrie sichern.“

„Mit Inbetriebnahme des erweiterten Entwicklungs- und Versuchszentrums werden über 100 attraktive Arbeitsplätze in Wörth zusätzlich verankert. Die meisten Stellen werden in Wörth zudem neu besetzt. Sie bieten somit attraktive Arbeitsmöglichkeiten, denn wir holen hochmoderne und zukunftsweisende Technologien an unseren Standort“, sagt Thomas Zwick. „Auch aus anderen Gesichtspunkten sind die neuen Arbeitsplätze hochinteressant: Die Gestaltung der neuen Räumlichkeiten berücksichtigt die einzelnen Tätigkeiten der Kolleginnen und Kollegen und stellt die daraus abgeleiteten Bedarfe der Menschen in den Mittelpunkt. Auch der Aspekt ‚Ergonomie am Arbeitsplatz‘ wurde dabei konsequent berücksichtigt.“

Entwicklung und Erprobung des vernetzten, automatisierten und elektrischen Fahrens: Das Entwicklungs- und Versuchszentrum von Mercedes-Benz Lkw

Das Entwicklungs- und Versuchszentrum (EVZ) ist Kompetenzzentrum für die Entwicklungsarbeit von Mercedes-Benz Lkw und spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung und Erprobung des vernetzten, automatisierten und elektrischen Fahrens.

Im Juni 2008 wurde das EVZ bewusst in unmittelbarer Nachbarschaft des Produktionswerkes Wörth eröffnet und so eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Produktion ermöglicht. Die Nähe zur Produktion bietet klare Vorteile wie beispielsweise bei der Beschaffung/Teilelogistik oder der Zusammenarbeit mit der Arbeitsvorbereitungswerkstatt (Bindeglied zwischen Entwicklung und Produktion). Durch die Bündelung von Entwicklungsumfängen in Wörth werden deutliche Synergieeffekte realisiert.

Das EVZ verfügt über zahlreiche Schlechtwegstrecken und verschiedene Fahrbahnprofile, die die Straßen dieser Welt abbilden. Auf diese Weise können für Versuchsfahrzeuge die gleichen Bedingungen hergestellt werden, wie sie z. B. in Südamerika, Südkorea, Afrika und natürlich auch in Europa vorhanden sind. Weiterhin zählt zum EVZ die Einfahrbahn mit Neigungswinkeln bis zu 49 Prozent zur Funktionserprobung. Darüber hinaus befinden sich im EVZ Büro-, Werkstatt- sowie Serviceflächen, die auch Prüfstände für z. B. Lkw-Komponenten­tests beherbergen.

Von der Straße auf die Rollen: Nachhaltige und hochmoderne Durchführung von Prüfungsumfängen bei Mercedes-Benz Lkw

Prof. Dr. Uwe Baake präsentierte neben der feierlichen Eröffnung einen der modernsten Lkw-Rollenprüfstände in Europa: Mit der Anlage testet Mercedes-Benz seit Kurzem Lkw umfassend, nachhaltig und in Echtzeit. Im 24/7-Betrieb können Antriebsstränge, angefangen vom klassischen Dieselantrieb über Gasmotoren, Hybrid­antriebe bis hin zu batterieelektrischen und Brennstoffzellenantrieben unter realistischen Fahrbedingungen auf dem Prüfstand simuliert und zur Serienreife entwickelt werden.

Statt auf öffentlichen Straßen werden nun in der Prüfhalle über eine Fahrsimulation gemessene Testfahrten oder gesetzlich vorgegebene Testzyklen automatisiert und sehr präzise nachgefahren. Der Lkw wird dazu über eine Steuerleitung mit dem Prüfstandrechner verbunden und von dort aus in allen notwendigen Funktionen gesteuert. So sind viele aufwendige Kraftstoffverbrauchsmessungen, die zuvor ausschließlich auf der Straße durchgeführt wurden, unter vergleichbaren Randbedingungen und mit noch größerer Wiederholgenauigkeit auf dem Prüfstand möglich. Mercedes-Benz Lkw leistet so einen wesentlichen Beitrag zu nachhaltigem Transport.

Der Prüfstand verfügt über ein großes Fahrtwindgebläse mit einem Luftstrom von über 800.000 m³/Stunde, was einer maximalen Anströmgeschwindigkeit von 90 km/h entspricht. Der gesamte Prüfraum lässt sich stufenlos im Temperaturbereich von -7°C bis +50°C zur Darstellung von extremen Umgebungsrand­bedingungen einstellen.

Auf dem neuen Prüfstand können verschiedene Fahrzeugkombinationen mit bis zu vier angetriebenen Achsen gefahren werden. Dabei steht die Zugmaschine in der Prüfhalle auf vier Trommeln mit einem Durchmesser von drei Metern. An jeder Rolle befindet sich ein großer, wassergekühlter Elektromotor mit einer Leistung von 600 kW. Diese elektrischen Maschinen ermöglichen die Simulation aller Fahrwiderstände, die im realen Fahrbetrieb von außen auf das Fahrzeug wirken. Hierzu gehören beispielsweise extreme Steigungsfahrten unter Volllast mit maximaler Zuladung oder auch der Bremsbetrieb während einer Bergabfahrt. Die auf dem Prüfstand fahrbaren Geschwindigkeiten decken alle in Europa erlaubten Maximalgeschwindigkeiten auf Autobahnen ab.

Über das Mercedes-Benz Werk Wörth

Das größte Lkw-Montagewerk von Mercedes-Benz Trucks in Wörth am Rhein wurde 1963 gegründet und produziert die Mercedes-Benz Lkw Arocs, Atego – und seit bereits mehr als 20 Jahren den weltweit erfolgreichsten Schwer-Lkw Actros. Auch die Mercedes-Benz Special Trucks Econic, Unimog und Zetros werden hier gebaut. Bis zu 470 genau nach Kundenwunsch gefertigte Lkw verlassen Wörth pro Tag. Kunden in über 150 Ländern schätzen die „Quality made in Wörth“. Der Standort am Rhein ist das Kompetenzzentrum für Mercedes-Benz Lkw im weltweiten Produktionsverbund. Darüber hinaus verfügt das Mercedes-Benz Werk Wörth über 50 Jahre Erfahrung in der CKD-Produktion (Completely Knocked Down) und liefert Fahrzeug-Bausätze in zahlreiche Überseemärkte zur Endmontage vor Ort – bis heute bereits mehr als 750.000 Kits. Mit rund 10.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Mercedes-Benz Werk Wörth zweitgrößter Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz.

Quelle: Daimler AG