Innerstädtisch elektrisch und auf langen Fahrten außerhalb der Stadt mit dem Verbrenner. Bei einem modernen Fahrzeug mit Hybrid-Technik ist das möglich. Mercedes-Benz bietet quer durch die Produktpalette Hybrid-Fahrzeuge an – so auch im Segment der Kompaktwagen-Familie.
Wir haben den CLA 250 e als Coupé einem Alltagstest unterzogen und wollen die wichtigsten Fragen dazu beantworten. Wie hoch ist die elektrische Reichweite? Wie steht es um das Laden? Wie oft wird rein elektrisch gefahren und wann springt der Verbrennungsmotor an?
Optisch wohl ansprechendste Variante der Kompaktmodelle mit Stern
Das viertürige Coupé ist die vermutlich ansprechendste Variante unter den Kompaktmodellen. Insbesondere die rahmenlosen Türen verleihen dem CLA Coupé seinen unverwechselbaren sportlich-eleganten Charakter. Lange Motorhaube mit Powerdoms und ein knackig kurzes Heck tragen zusätzlich zum starken Auftritt bei. Der CLA kommt gut an und so ist es nur verständlich, dass auch er als moderneres Hybridfahrzeug bestellbar ist.
Der CLA 250 e bringt eine Gesamtsystemleistung von 218 PS mit und stemmt ein Systemdrehmoment von 450 Nm auf die Straße. Unter der Haube arbeitet ein quer eingebauter 1,33 Liter Vierzylinder-Benziner mit 160 PS (M 282 E 14 DEH LA G 118, 230 NM zwischen 1.620-4.000, Euro 6D-ISC-FCM). Der Verbrenner wird durch die E-Maschine mit 75 kW / 102 PS unterstützt (330 Nm von 0 – 2000 u/min) , der im Hybridkopf des 8-Gang Doppelkupplungsgetriebe verbaut ist. Bei den Werksangaben spricht man von 1.5-1.4 Liter auf 100 km, bzw. 15,1-14,7 kWh/100 km.
Die Zahlen klingen nicht schlecht. Jetzt bleibt die Frage, wie sich das in der Praxis anfühlt und auch fährt?
Fahreindruck des CLA mit Plug-in Hybrid Technik
Auf den ersten Metern im Fahreindruck fällt sofort die gute Straßenlage des CLA auf. Das Coupé liegt richtig solide und satt auf dem Asphalt. Dafür verantwortlich ist, neben dem ausgewogen abgestimmten Fahrwerk, das hohe Fahrzeuggewicht von 1.725 Kilo. Dieses ist zugleich auch ein kleiner Kritikpunkt am CLA, denn für ein vergleichsweise kleines Auto ist das recht viel. Ein „normales“ CLA 250 Coupé bringt zum Vergleich nur 1.490 Kilo auf die Waage. Das Plus am Gewicht macht zum größten Teil die Batterie im Kofferraum aus. Als Energiespeicher wird eine Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie mit ca. 15,6 kWh Gesamtkapazität verwendet.
Der CLA-Hybrid fährt sich spritzig und nicht schwerfällig. Vor allem im städtischen Verkehr zieht das Coupé richtig knackig los. Die E-Maschine macht mit seinem Drehmoment schnell Vortrieb. Das gefällt und gerne tritt man deswegen auch mal etwas mehr auf das Fahrpedal. In unter 7 Sekunden werden die 100 km/h erreicht. Übernimmt der Elektromotor den Antrieb, geht es im CLA extrem leise zur Sache. Das schnittige Coupé gleitet bei typischem Stadttempo zwischen 30 und 50 km/h ruhig dahin. Geräusche von der E-Maschine sind praktisch nicht zu hören, vielleicht mal ein kleiner Hauch von summen, aber insgesamt sind die Roll-Geräusche der Reifen (unser Testfahrzeug ist mit Winterreifen ausgerüstet) das lauteste während der Fahrt Innerstädtisch.
Ladedose an der rechten Seitenwand des Fahrzeugs
Der CLA 250 e kann mit Wechsel- oder Gleichstrom aufgeladen werden. Die entsprechende Ladedose befindet sich in der rechten Seitenwand des Fahrzeugs. Standard beim CLA Plug-in-Hybrid ist ein 3,7 kW Bordlader. Optional kann ein 7,4 kW Lader ab Werk bestellt werden. An einer Wallbox oder Ladesäule mit Wechselstrom (AC) kann der CLA so binnen 1 h 45 min vollgeladen werden. Auch das Gleichstromladen (DC) ist mit dem CLA-Hybrid möglich – wenn ab Werk optional bestellt. Hier beträgt dann die Ladezeit mit maximal 24 kW etwa 30 Minuten für eine komplette Ladung. Im Testbetrieb konnten wir diese Zeiten auch so erreichen. Das AC-Laden mit 7,4 kW dauerte im Schnitt 1:40 h. Beim DC-Laden an der Schnell-Ladesäule lagen wir bei maximal 35 Minuten. Die 24 kW Ladeleistung wurden zudem nicht über den kompletten Ladevorgang ausgenutzt, sondern lagen nur zeitweise an. Bei Ladevorgängen von 0 auf 100% wurden immer um die 12 kWh in die Batterie „getankt“. Auch das Aufladen an der 220-Volt Haushaltssteckdose ist möglich, hier werden rund 5,5 Stunden für eine komplette Ladung benötigt.
Niedrige Temperaturen beschränkten die elektrische Reichweite
Die elektrische Reichweite liegt beim CLA 250 e nach NEFZ bei 75 bis 78 km bzw. 61-69 km nach WLTP. Im Alltagstest bei herbstlich/winterlichen Wetter mit Außentemperaturen von um die 3 bis 5 Grad Celsius, kamen wir auf eine Reichweite von 48 bis maximal 51 Kilometer rein elektrisches Fahren.
Im urbanen Umfeld fühlt sich der Hybrid definitiv wohl und nahezu alle unserer regulären Fahrten unter 20 Kilometer zum Einkauf und Co, haben wir voll elektrisch absolvieren können. Der Benziner kam auf kurzen Strecken höchst selten zum Einsatz. Auf der Langstrecke ändert sich verständlicherweise das Bild und der Vierzylinder-Benziner dominiert. Der CLA kann bis zu 140 km/h elektrisch Fahren – spätestens dann springt der Verbrenner an. Aber auch bei größerer Last springt der Benziner bereits deutlich früher an. Was auf der Autobahn wenig störend wirkt, ist innerhalb der Stadt nicht immer ganz optimal. Im Alltagstest bei Stadtverkehr gab es die ein oder andere Situation, in der der Benziner aktiv wurde. Störend wirkte hier die Höhe der Motordrehzahl, mit welcher der Verbrenner einsetzte. Der Vierzylinder startete dabei mehrmals mit 3.000-3.500 Umdrehungen pro Minute und entsprechend leicht dröhnender akustischer Kulisse des (meistens kalten) Motor. Das 8G-DCT schaltete zwar kurz danach einen Gang hoch und senkte sogleich Drehzahl und Geräusch des Benziners, aber das Zusammenspiel wirkte in diesem Moment nicht ganz optimal. Insgesamt betrachtet, funktioniert der Wechsel von Elektro- auf Benzin-Motor oder umgekehrt im CLA Plug-in-Hybrid sehr harmonisch und gut.
Zu- und Abschaltung des Verbrennungsmotor ruckelfrei
Im Mischbetrieb außerorts geht der Verbrenner ruckelfrei aus und der CLA schiebt elektrisch – oder segelt – dahin. Ebenso ruckelfrei beginnt dann auch wieder der Verbrenner. Bei Autobahnfahrt zeigt sich, dass die E-Maschine hauptsächlich eine unterstützende Wirkung übernimmt, um Lastspitzen abzufedern und den Kraftstoffverbrauch gering zu halten. Das Zusammenspiel von Elektro- und Benzinantrieb arbeitet hier stufenlos und unbemerkt. Einzig in den digitalen Anzeigen lässt sich beispielsweise anhand des Momentanverbrauchs am Ausschlag der Balken erkennen, das sich beide Antriebsarten gerade ergänzen. Unter voller Last wirkt der Vierzylinder knurrig, rau und wird im Innenraum unangenehm laut. Zudem geht dem Benziner gefühlt im oberen Geschwindigkeitsbereich ein bisschen die Luft aus. Auffällig war dabei, dass ab etwa 160 km/h ein ständiger Wechsel zwischen dem 7. und 8. Gang des Doppelkupplungsgetriebes erfolgte. Bei schneller Fahrt auf der Autobahn zeigt sich der 35 Liter Tank als kleine Schwachstelle – häufigere Tankstopps sind nötig. Wir kamen im Testzeitraum auf einen Durchschnittsverbrauch von 6,5 Liter/100 km.
CLA Coupé: optisch und technisch im Interieur keine Überraschungen
Im Innenraum des CLA Coupé gibt es keine Überraschungen. Im Stil von A-Klasse und Co. zeigt sich auch der CLA aufgeräumt und bekannt modern. Über das große MBUX System mit Widescreendisplay lassen sich alle (erweiterten) Funktionen des Fahrzeugs bedienen. In der Navigationskarte werden zudem auch die Ladesäulen angezeigt, inklusive Anzeige der freien/belegten Plätze und ob es sich um eine Schnell-Ladesäule oder eine normale Ladesäule handelt. Via MBUX System, über die Mercedes me App oder eine RFID Chipkarte können die Ladestationen freigeschaltet werden. Nötig ist dazu lediglich der Abschluss eines „Mercedes me charge“ Vertrags. Mit Mercedes me Charge erhält man mit nur einem Paket europaweit Zugang zu einer Vielzahl öffentlicher Ladestationen, die sich beispielsweise in der Stadt, an Einkaufszentren, Hotels oder Raststätten befinden.
Fazit
Nach rund 2.000 Kilometer mit dem CLA 250 e Coupé zeigt sich, dass die Kombination aus Elektro- und Benzinmotor passt. Es ist eine stimmige Gesamtkombination. Unser Test ergab auch, dass die elektrische Reichweite für die täglichen Alltagsfahrten – innerhalb der Stadt – in den meisten Fällen ausreichend ist. Bleibt nur das Laden….mit eigener Wallbox in der Garage oder dem Stellplatz ist das Fahren mit einem Hybrid eine feine Sache. Ist man allerdings auf öffentliche Ladesäulen angewiesen, gestaltet sich das schon etwas schwierig – denn nicht überall rund um die eigene Wohnung ist die passende Infrastruktur vorhanden. Hat man das Glück diese nutzen zu können, dann empfiehlt sich definitiv das Schnelladen mit bis zu 24 kW. Hier ist der CLA innerhalb von maximal einer halben Stunde – beispielsweise während des Einkaufs – wieder komplett aufgeladen. Mittels DC-Schnellladen funktioniert, zumindest in unserem Test, auch das Laden des Fahrzeugs reibungsloser. An AC-Ladesäulen kam es einige Male dazu, dass der Ladevorgang erst nach mehrfachem Ab- und Anstecken des Ladekabels begann, obwohl die Ladesäule mittels RFID Chip-Karte erfolgreich freigeschaltet war. Die Schnell-Ladesäule begann jedesmal sofort nach der Freischaltung durch die Chip-Karte mit dem Ladevorgang. Ein Ladevorgang mit dem CLA 250 e kostet so, je nach Ladesäule und dessen Anbieter, immer so zwischen 30 und 60 Cent pro Kilowattstunde.
Batteriepositionierung sorgt für ausgeglichenes Handling
Im Fahrtest präsentierte sich das CLA Coupé trotz des hohen Grundgewichts durchaus fahrdynamisch. Das Gewicht wirkt sich nicht negativ im Fahreindruck aus. Im Gegenteil: durch die Positionierung der Batterie auf der Hinterachse fühlt sich der CLA-Hybrid sehr ausgeglichen im Handling an. Die Lenkung ist direkt übersetzt und lässt das Kompaktmodell flott durch die Kurven zirkeln. Das Fahrwerk zeigt sich komfortabel und dennoch straff gefedert. Bodenwellen und Unebenheiten lassen den CLA 250 e unbeeindruckt und satt auf der Straße liegen. Langstrecke kann das Coupé ebenfalls, dann aber mit dem Handicap des kleineren Benzintanks. Irgendwie musste Platz für die Batterie des Plug-in-Hybriden geschaffen werden. Immerhin konnte das Gesamtpaket so gelöst werden, dass der Kofferraum nicht zu stark schrumpft. Im CLA-Hybrid reduziert sich das Gepäckvolumen durch die Batterie von 460 auf 395 Liter. Der Ladeboden ist dazu eben und ohne Stufe.
Testwagenausstattung im Überblick:
CLA 250 e Coupé | 35.675,00 | € |
Progressive | 1.475,00 | € |
mountaingrau magno | 1.850,00 | € |
Ledernachbildung ARTICO macchiatobeige/schwarz | 245,00 | € |
Zierelemente Holz Linde schwarz offenporig | 260,00 | € |
MULTIBEAM LED | 1.250,00 | € |
Fahrassistenz-Paket | 1.540,00 | € |
Spiegel-Paket | 400,00 | € |
Park-Paket mit 360°-Kamera | 1.340,00 | € |
MBUX High-End-Paket | 2.985,00 | € |
Smartphone Integration | 300,00 | € |
Multifunktions-Telefonie | 290,00 | € |
Klimatisierungsautomatik THERMOTRONIC | 510,00 | € |
KEYLESS-GO | 400,00 | € |
URBAN GUARD Fahrzeugschutz | 440,00 | € |
Ambientebeleuchtung | 295,00 | € |
Fahrersitz elektrisch einstellbar mit Memory-Funktion | 345,00 | € |
Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer | 290,00 | € |
4-Wege-Lordosenstütze | 210,00 | € |
MBUX Interieur-Assistent | 300,00 | € |
Head-up-Display | 990,00 | € |
Sidebags im Fond | 375,00 | € |
Scheibenwaschanlage beheizt | 115,00 | € |
Wechselstrom-Ladesystem (AC-Laden) 7,4 kW | 300,00 | € |
Gleichstrom-Ladesystem (DC-Laden) 24 kW | 500,00 | € |
Ladekabel für Wallbox und öffentliche Ladestationen, 5m, glatt | 240,00 | € |
Vorrüstung für Car Sharing | 50,00 | € |
Gesamtfahrzeugpreis ohne MwSt. | 52.970,00 | inkl.19 % : 63.034,30 € |
Bilder: ©Philipp Deppe / MBpassion.de