Mercedes-Benz bietet mit den eCitan einen vollelektrischen Small-Van für den innenstädtischen Liefer- und Serviceverkehr an – also im Grunde die EQT-Variante für den Gewerbetreibenden. Wir konnten das Modell bereits vorab erstmals Probefahren.
eCitan als Kastenwagen und als Tourer
Mercedes-Benz bietet den eCitan in zwei Varianten an: als eCitan Kastenwagen mit viel Platz sowie als eCitan Tourer speziell für die gewerbliche Personenbeförderung. Dabei basiert der eCitan auf der Technik des neuen EQT Modells von Mercedes-Benz und teilt sich auch dessen Abmessungen. Zum Beginn startet das Modell als Kastenwagen in der Kompaktversion mit 4.498 mm Länge – die Langversion mit 4.922 mm kommt zu einem späteren Zeitpunkt.
90 kW Peakleistung mit 245 Nm Drehmoment
Den Antrieb mit 90 kW mit 245 Nm Drehmoment sowie 45 kWh Lithium-Ionen Batterie teil sich der eCitan unverändert mit dem EQT Modell, wonach auch das eCitan Modell bestenfalls innerhalb von 38 Minuten von 10 auf 80 Prozent (SoC) mittels 80 kW DC-Lader geladen werden kann. Auf der AC-Seite ist die 22-kW-Ladeoption beim eCitan jedoch optional, während die dreiphasige 11 kW AC-Lademöglichkeit Serienumfang ist. Beim Verbrauch liegt das Modell mit einer Höchstgeschwindigkeit von 132 km/h auf EQT-Niveau. Die Preise für den eCitan in der Kompaktmodell-Variante und Kastenwagen starten dazu bei 36.000 Euro (netto).
Gegenüber dem EQT ist der eCitan deutlich mittels einer veränderten Front mit offenem Kühlergrill sowie unlackierten St0ßfängern zu erkennen. Die unlackierten Flächen machen das Fahrzeug nicht nur kratzerunempfindlicher, sondern senkt parallel eventuelle Reparaturkosten.
Bei den Ausstattungen ist das Modell in den Linien PRO und BASE erhältlich, wobei die PRO-Variante vor allen mit optischen Details und zusätzlichen Funktionen antritt. So sind hier die Türgriffe und die Abdeckung der Schiebetürleiste bereits in Wagenfarbe lackiert, während der Innen- und Laderaum mittels LED-Technik beleuchtet werden. Das PRO Modell verfügt zusätzlich in der Serie über ein Audiosystem, höhenverstellbaren Fahrersitz, Klima, elektrische Fensterheber vorne (mit Komfortfunktion) sowie einen praktischen Kunststoffboden im Laderaum. Ein optionales Design-Paket Interieur erweitert die Ausstattung u.a. durch ein Zierteil im Instrumententräger in Hochglanzschwarz, Chromrahmen an den Lüftungsdüsen im Instrumententräger und an den Lautsprechern. Zusätzlich sind hier dann verchromte Türgriffe im Innenraum verbaut.
Auf das Multimediasystem MBUX muss man im eCitan verzichten. Die Wärmepumpe für eine energiesparende Klimatisierung bleibt hingegen optional verfügbar. Die Vorklimatisierung ist beim Laden an einer Ladestation verfügbar. Grundsätzlich optional bleibt das LED Licht mit LED-Heckleuchten, Serienumfang bleiben hier weiterhin Halogen-Scheinwerfer. Der Licht- und Regensensor ist hingegen Teil der Serienausstattung.
Der Fahrtest im eCitan Kastenwagen
Unser Fahrtest im eCitan – als geschlossene Variante des Kastenwagens – brachte zuerst viele Gemeinsamkeiten mit den neuen EQT zu Tage. Lediglich die einfachere Ausstattung, sowie den fehlenden Rückspiegel bemerkten wir sofort. Die optional verfügbare Rückfahrkamera für den eCitan war beim Testwagen nicht verbaut, was uns das Rangieren des Modells bequemer gemacht hätte. So bleibt für die Rückwärtsfahrt nur der Blick in die Seitenspiegel.
Motorleistung des EQT
Von den Motorleistungen unterscheidet sich das eCitan Modell in keinen Hinblick zum EQT, was aufgrund des unveränderten Antriebs auch nicht verwunderlich ist. So fährt sich das Modell nahezu identisch, was sich auch auf sein Fahrverhalten und seine Federung bezieht. Die Abstimmung ist ebenso bequem und zweckmässig. Beim Verbrauch kamen wir im Stadt- und Überlandbetrieb im Mix real sogar auf einen ähnlichen Verbrauch zum EQT Test – mit knapp 15 kWh. Abgesehen von zwei Personen war das Fahrzeug dazu aber auch nicht großartig beladen. Bequem und entspannt unterwegs sein, kann man mit diesem Fahrzeug.
Die Rekuperation des Fahrzeuges erfolgt mittels Schalthebel, wobei ein „Einmal nach hinten ziehen“ das Ein-Pedal-Fahren aktiviert. Drückt man den Hebel zweimal nach vorne, segelt der eCitan frei. Wer sich beim Fahrpedal hingegen zurückhält, verbraucht schnell weniger als die Werksangabe von rund 19 kWh und sollte bestenfalls bis zu 300 Kilometer weit kommen – und das ohne ECO-Modus und gedrosselter Motorleistung.
Der eCitan bietet als serienmäßige Optionen einen Berganfahr-Assistenten, wie auch den typisch für Mercedes verfügbaren ATTENTION ASSIST. Ebenso vorhanden ist ein Seitenwind-Assistent. Weitere Systeme, welche beim Tourer bereits Serienbestandteil sind, werden für den Kastenwagen hingegen nur optional angeboten. Dies trifft ebenso auf den Aktiven Brems-Assistenten und Spurhalte-Assistenten zu, wie auch für den Totwinkel-Assistent sowie der Geschwindigkeits-Assistent mit Schildererkennung.
Identisches Ladevolumen – unterschiedliche Zuladung
Keine Änderungen gegenüber des Verbrenners gibt es beim Ladevolumen des Modells, wobei die Abmessungen identisch bleiben. Das normale Ladevolumen mit niedriger Ladekante umfasst 2,9 m² in der Kurz-, bzw. 3,62 m² in der Langversion des Kastenwagens.
Das Heck ist ebenso mittels zweier Hecktüren zugänglich, die sich in einer 90-Grad-Stellung arretieren lassen und sich auf Wunsch um bis zu 180 Grad zur Seite schwenken lassen. Somit passt ohne Probleme eine komplette Europalette in den Laderaum. Entsprechende Befestigungsmöglichkeiten für Spanngurte findet man am Ladeboden. Optional ist auf Wunsch eine Heckklappe erhältlich, die je nach Fahrzeugnutzung ebenso seine Vorteile haben kann.
Die Zuladung beträgt 521 – 544 kg in der kürzeren, bzw. 485 – 722 kg bei der längeren Variante. Damit ist die Zuladung aufgrund des Gewichts der Fahrbatterie leicht eingeschränkter als beim Verbrenner. Der normale Citan liegt hier bei 318 -7 82 bzw. 708 – 782 kg Zuladung. Die optionale Anhängekupplung mit Anhänger-Stabilisierung für den eCitan schafft bis zu 1.500 kg Anhängelast.
Neben der bei uns vorhandenen festen Trennwand – optional auch mit Fenster erhältlich – gibt es eine schwenkbare Lösung zwischen Fahrerkabine und Laderaum. In diesem Falle ist ein Gitter auf der Beifahrerseite vorhanden, welches sich um 90 Grad zum Fahrersitz schwenken und zusätzlich verriegeln lässt. Mittels klappbaren Beifahrersitzes entsteht so schnell eine ebene Laderaumfläche zum Transport von Gegenständen bis zu 3,05 Meter – bzw. 3,41 Metern in der später verfügbaren Langversion.
Ist eine feste Trennwand verbaut, sollte man die aufpreispflichtige Rückfahrkamera mitordern, um auch so einen guten Überblick auf das rückwärtige Geschehen zu erhalten. Nur über die Seitenspiegel ist das Rangieren zwar möglich, aber doch unnötig unbequem. Akustisch bleibt die „Lieferwagen“-Variante des EQT dabei unauffällig und ruhig.
Fazit
Mit dem eCitan bietet Mercedes-Benz die EQT-Variante für Gewerbetreibender an. Das „Nutztier“ mit E-Antrieb fährt dabei ebenso bequem, wie der EQT – ist aber von der Verarbeitung deutlich robuster für den Alltag und vor allen die gewerbliche Nutzung ausgelegt. Eindrucksvoll ist dabei das verfügbare Ladevolumen im Kastenwagen, um lokal emissionsfrei Transporte in der Stadt zu erledigen.
Für kleinere Transporte, wo ein eSprinter bereits zu groß ist, bleibt der eCitan damit deutlich wendiger sowie flinker in der Nutzung und wohl oft die bessere Alternative für die City. Und selbst für Familien, denen der EQT zu teuer ist, könnte ein eCitan in der Tourer-Variante durchaus ein Kaufargument sein.
Bilder: MBpassion.de / Interieur-Bild: Mercedes-Benz Group AG