Im neuen Mercedes-Maybach S600 auf Testfahrt: Luxus mit Stern, neu definiert #X222

Mercedes-Benz legt mit der Submarke Mercedes-Maybach nicht nur das Ende 2013 eingestellte Maybach-Modell neu auf, sondern definiert Luxus mit Stern auf eine ganz neue Art. Wir fuhren den Mercedes-Maybach S600 mit 12 Zylindern auf Basis der Baureihe 222 erstmals in Kalifornien – später sogar selbst.

Die eingestellte Marke Maybach definiert Mercedes-Benz mit der neugeschaffenen Submarke Mercedes-Maybach vollständig neu. Das erste neue Modell der neuen Marke rollt nun im März 2015 zum Händler, Bestellungen nimmt man in Stuttgart bereits für den Mercedes-Maybach S500 und S600 entgegen.

Für den S500 beginnt die Preisliste bei 134.053,50 Euro inkl. MwSt, für den S600 werden 187.841,50 Euro fällig. Ausstattungsbereinigt liegt der Mehrpreis der neuen Maybach-Variante bei knapp 20.000 Euro. Die Bestellfreigabe des S500 4MATIC erfolgt im Laufe des Jahres 2015.

Mercedes-Maybach – oberhalb der bisherigen S-Klasse
Die Preisgestaltung der Maybach-Modelle, unter dessen Namen auch der Pullman als Mercedes-Maybach Pullman im 1. Halbjahr 2015 vorgestellt wird, ist im Grunde moderat. Blickt man auf die gebotene Ausstattung des Mercedes-Maybach sowie den zusätzlichen Platz im Fond in Kombination mit der modernen Fahrzeugtechnik der S-Klasse, bekommt man ein Automobil, das keinesfalls als überteuert bezeichnet werden kann. Bei der letzten Maybach-Ausgabe sah das noch anders aus: hier war die Preisgestaltung deutlich weiter oben positioniert – jedoch mit älterer Technik – beides Gründe, die sich eher negativ auf die verkauften Stückzahlen des Modells auswirkten. Es ist also Zeit für ein Neuanfang im obersten Luxussegment mit dem Mercedes Maybach, der bereits bestellbar ist und ab März 2015 beim Händler Premiere feiert.

Mit dem neuen Modell möchte man dem Kundenkreis den ultimativen  Luxus auf vier Rädern anbieten. Nicht ohne Hintergedanken hat man die Preise gezielt tiefer angesiedelt als die der britischen Hersteller  – auch wenn man diese nicht wirklich zum Kreis der Konkurrenten zählen kann. Der neue Maybach hat keinen direkten Wettbewerber, da er sich oberhalb des bisherigen S-Klasse positioniert und sich unterhalb des Segments der Ultra-Luxus-Fahrzeuge von Rolls Royce (Ghost) und Bentley (Continental Flying Spur) bewegt.  Zu den klaren Stärken des neuen Mercedes-Maybach zählen nicht nur das Innenraumkonzept, sondern auch der überlegene Fahrkomfort inklusive seiner intelligent vernetzten Fahrassistenz- und Sicherheitssystemen.

50 kg schwerer und 20 cm länger als die Langversion der S-Klasse
Die neue Maybach-Auflage zeigt sich äußerlich 20 cm länger als die Langversion der bisherigen S-Klasse (V222), dieser zusätzliche Platz geht dabei komplett an die Fondpassagiere. Die Verlängerung am Fahrzeug wurde hinter der B-Säule vollzogen, wodurch der Radstand auch entsprechend länger wurde. Die Gesamtlänge des Fahrzeuges beträgt nun 5.453 mm. Die intern genannte X222-Baureihe, welches eher als Chauffeur-Fahrzeug gedacht ist, verfügt über eine zurückversetzte Fondsitzanlage, wobei die Mitfahrer im Fond verdeckt hinter einer neuen Dreiecksscheibe Platz nehmen.

Im Interieur sind zwei Executive-Sitze verbaut, die geänderte Hecktür ermöglicht einen bequemeren Ein- und Ausstieg. Gegenüber der Langversion der S-Klasse wurde jedoch auch noch das Geräuschniveau gesenkt, um den Reisekomfort nochmals zu steigern. Der verlängerte Radstand des Mercedes-Maybach trägt seinen Teil für das Wohlempfinden der Insassen bei, aber auch geänderte Türprofile, zusätzliche Dämm-/ und Dichtfolien und eine bessere Motorraum-Kapselung und bessere Dämpfungen der Felgen. Bei den verwendeten Reifen setzt der Hersteller mit Stern auf Goodyear Eagle F1, wodurch das Fahrzeug in Verbindung mit Magic Body Control nahezu zum lautlosen Gleiter wird.

Der Fahrtest des Mercedes-Maybach S600
Wir konnten in Santa Barbara in Kalifornien die 12-Zylinder-Variante probefahren – oder erfahren. Fraglich, auf welche Priorität man hier achten sollte: für den Selbstfahrer oder für den Mitfahrer im Fond. Wir testeten beide Sitzpositionen, fanden aber wenig Kritikpunkte.

Das Fahrzeug selbst fährt sich im Grunde wie eine S-Klasse in der Langversion, der geänderte Radstand ist nur sehr wenig spürbar – aber er ist da. Ein Einparken im Parkhaus oder großartige Rückwärtsfahrten blieben uns jedoch erspart, doch dafür ist das Fahrzeug nicht gedacht. Möglich, auch mit Hilfe der optionalen 360 Grad Kamera – aber das wird im normalen Leben wohl eher nicht passieren.

Als Alleinstellungsmerkmal der Maybach-Ausgabe freuen wir uns jedoch, hier die 20″ Alufelge im „Gullideckel-„Design, die optional erhältlich ist, mit in der Ausstattungsliste des Testfahrzeugs zu haben. Für den ersten Blick wirkte die Felge zwar nicht sofort hübsch, doch stellt diese ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal für die Maybach-Variante dar – und somit für uns ein Muss. Die Felge kommt übrigens als Serie für China, in Deutschland wird man die Felge optional ordern können. Eigentlich für uns kein „kann“, – sondern ein muss – auch um sich sofort zusätzlich von der normalen S-Klasse abzugrenzen.

Der Einstieg vorne bleibt gleich, kennt man eine aktuell S-Klasse in der Langversion, kennt man die technische Ausstattung des Maybachs. Anders jedoch im Fond: hier ist der spürbar mehr vorhandene Platz für die Passagiere nicht nur optisch ersichtlich, sondern auch spürbar. Ärgerlich bleibt, das der linke Fondpassagier zwar hier nun einen Business-Sitz bekommen kann, aber hier keinesfalls den Platz der langen S-Klasse der rechten Seite im Fond erhält.  Eine Verlängerung des Fahrzeuges über das jetzt vorliegende Maß wäre jedoch, so die Entwickler von Mercedes-Benz, nicht nur von der Entwicklung schwieriger gewesen und mit mehr Kosten verbunden, das Maß der Unhandlichkeit wäre hier auch schneller überzogen. Ein Spagat, welcher in der Summe mit dem vorgestellten Fahrzeug mit knapp 50 Kilogramm mehr Gewicht gegenüber der Langversion dann doch gut gelöst worden ist.

Angenehm fällt während der Fahrt nicht nur die Sprachverstärkung für die Stimme des Fahrers – einseitige Ausgabe über die Lautsprecher im Fond – auf, sondern das komplette Ambiente auf den hinteren Sitzen. Die zusätzliche Beinfreiheit, das eher „verdeckte“ Sitzen hinter der neuen, kleinen Dreiecksscheibe für die maximal 2 Passagiere im Fond, passt – und bietet trotz dessen höchste Bequemlichkeit und Privatsphäre, unabhängig von der Streckenlänge.

Nur im 12-Zylinder bietet der Hersteller optional das Panorama-Schiebedach mit MAGIC SKY Control an, was ein 2-teiliges Glasmodul mit schaltbarer Transparenz bietet und die Innenraumtemperatur im Sommer um bis zu 10 Grad reduzieren kann. Das System schaltet auf Knopfdruck die Durchsichtbarkeit, wo die Umschaltung der Dachbedieneinheit je nach Außentemperatur unterschiedlich lange dauert – in der Regel jedoch nur wenige Sekunden. Nur die vordere Glaseinheit ist dabei ein Glasschiebedach, im Fondbereich ist ein festes Panorama-Dach verbaut. Weitere weitere kleine Ausstattungshighlights, wie z.B. eine beheizbare Frontscheibe, oder das MAGIC VISION Control – das beheizte adaptive Scheibenwischsystem – bleiben meist im Hintergrund, runden das Gesamtkonzept jedoch ab. Bereits ab Serie kommt das Fahrzeug gut ausgestattet, lässt sich jedoch noch mittels Optionen problemlos weiter in die Höhe treiben.

Fazit
Die zusätzliche Länge des Fahrzeuges machet den Unterschied des Luxus aus – Platz war bekanntlich schon immer Luxus. Ein weiterer Unterschied ist die zusätzliche Ruhe im Fahrzeug, die unter anderem durch geänderte Türdichtungen mit Schlauchprofil erreicht werden konnte. Bei unserer Testfahrt,  war es für uns ausgesprochen faszinierend wie gut man die Fahrgeräusche und das Umfeld, hat „ausblenden“ können. Im “neuen Maybach”, welcher in China auch als 6-Zylinder-Variante angeboten wird, verschmilzt die Perfektion der S-Klasse mit der Exklusivität eines Maybachs. Der neue Raumkomfort ist beeindruckend, das elegante Außendesign lässt die gestreckte Karosserie dabei nahezu unbemerkt wirken. Die Verwendung von hochwertigen Materialen, besonders im Fond, sorgen für ein sehr hohes Ambiente.

Auch mit kleinen Mängeln, wie die wackeligen Klapptische im Fond – was uns jedoch bereits bei der langen S-Klasse gestört hat, bleibt das Auto nahezu perfekt. Konkurrenz bleibt für uns, nicht nur mit Blick auf die Preisliste, aus.

Geht es übrigens nach den Verantwortlichen der Daimler AG, wird nur jedes hundertste Fahrzeug des neuen Mercedes-Maybach den Weg in deutsche Hände finden – der Hauptabsatz mit 60 Prozent wird in China erwartet. Schade eigentlich, doch auch das ist bislang nur eine aktuelle Einschätzung der Marktlage.

Die Ausstattungsliste unseres Testfahrzeuges:
Mercedes-Maybach S 600, Grundpreis: 187.841,50 €

  • designo manufaktur Lackierung allanitgrau magno 4.153,10 €
  • 20 Zoll Schmiederäder 4.641,00 €
  • Exklusiv-Paket
  • Leder Exklusiv Nappa Schwarz
  • Zierelemente Holz Pappel schwarz glänzend
  • Zierelemente-Paket Exklusiv
  • designo Innenhimmel Mikrofaser kristallgrau
  • Multifunktionslenkrad in Holz-Leder-Ausführung
  • LED Intelligent Light System
  • Fahrassistenz-Paket Plus
  • Nachtsicht-Assistent Plus 2.427,60 €
  • MAGIC BODY CONTROL
  • Park-Paket
  • 360°-Kamera
  • Memory-Paket
  • Sitzkomfort-Paket
  • Sitzklimatisierung für Fahrer und Beifahrer
  • EASY ADJUST Komfortkopfstütze
  • Fondsitze elektrisch mit MEMORY
  • Sitzheizung Plus im Fond
  • Sitzkomfort-Paket Fond 1.904,00 €
  • Chauffeur-Paket
  • Executive Sitz
  • First-Class Fond 2.796,50 €
  • Klapptische im Fond 2.142,00 €
  • PRE-SAFE Paket Fond 1.428,00 €
  • Kühlfach im Fond 1.309,00 €
  • AIR-BALANCE Paket
  • Wärme-Komfort-Paket 630,70 €
  • Klimatisierungsautomatik THERMOTRONIC im Fond
  • Panorama-Schiebedach
  • Ambientebeleuchtung in 7 Farben
  • KEYLESS-GO Paket
  • Servoschließen für Türen und Kofferraumdeckel
  • Burmester High-End 3D-Surround-Soundsystem 6.307,00 €
  • Fond Entertainment 2.856,00 €
  • COMAND-Fernbedienung
  • Head-up-Display
  • SPLITVIEW
  • Touchpad
  • Innen- und Außenspiegel fahrerseitig automatisch abblendend
  • Reifen mit Notlaufeigenschaften
  • MAGIC VISION CONTROL
  • Sonnenschutz-Paket
  • Wärme- und geräuschdämmendes Verbundsicherheitsglas rundum
  • Automatische Beifahrerairbag-Abschaltung
  • Doppelcupholder vorn 89,25 €
  • Aschenbechereinsätze 89,25 €

Gesamtpreis des Fahrzeuges:  218.614,90 €

Bilder: MBpassion.de / Daimler AG

5 Kommentare
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Daniel K
9 Jahre zuvor

Toller Bericht
Super Bilder

Bitte weiter so.

Benny Hörndl via Facebook
9 Jahre zuvor

Pero Lacic Yasin De Souza

Olli
9 Jahre zuvor

Wie ist den die Aussicht der Fondpassagiere, sprich sehen die, wenn sie wollen, etwas von der Umgebung am Straßenrand oder bedeutet erhöhte Privatheit durch kleines Dreiecksfenster auch verschlechterte Sicht nach draußen?

Marco
9 Jahre zuvor

Wahnsinnsauto und Wahnsinnspreise für Ottonormalverbraucher. Dafür kommt sicherlich nur ein kleiner erlesener Kundenkreis in Frage. Auf der Strasse habe ich so ein Modell leider noch nicht sehen können. Muss ein echter Traum sein damit mal fahren zu können. Reich müßte man sein. 🙂